Corona und Krieg: Wie die Krise im Hühnerstall angekommen ist

Brown white fresh chicken eggs in the paperboard container. Top view
Warum Österreich mehr Eier produziert als es braucht und trotzdem 1 Million Eier importiert

Auf den ersten Blick schaut es aus, als wäre es das Gelbe vom Ei: In Österreich haben Legehennen per Gesetz mehr Platz im Stall als in anderen Ländern. In Bodenhaltungsbetrieben dürfen maximal sieben bis neun Tiere pro Quadratmeter gehalten werden. Zum Vergleich: In anderen Ländern gibt es gar keine Obergrenzen.

Zuletzt haben heimische Betriebe den Selbstversorgungsgrad Österreichs stetig ausgebaut – auf mehr als 100 Prozent. So gesehen wären rein rechnerisch keine Importe von Tieren aus fragwürdiger Haltung jenseits der Landesgrenzen notwendig. Die Realität schaut freilich anders aus.

„Täglich werden eine Million Eier aus dem Ausland importiert“, ärgert sich Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich. Sie landen in Verarbeitungsbetrieben und auf den Tellern von Kantinen. Weshalb heimische Agrarier einmal mehr die Umsetzung der verpflichtenden Herkunftskennzeichnung in der Gemeinschaftsverpflegung und bei Verarbeitungsprodukten fordern. Dort wird nach wie vor gern mehr auf den Preis als auf die Produktionsbedingungen geschaut. Auf den Teller kommt, was billig ist.

Das ist offensichtlich auch in immer mehr privaten Haushalten der Fall. „Viele Konsumenten greifen zum Bodenhaltungsei und die Eier aus Bio- und Freilandhaltung bleiben dabei öfters auf der Strecke“, beobachtet die Frischeier Erzeugergemeinschaft Vertriebs-GmbH.

Überproduktion

Überhaupt läuft es derzeit nicht nach Plan. Während der Legehennenbestand so hoch wie nie zuvor ist, sinkt die Nachfrage. Grund dafür waren in den vergangenen Pandemiejahren vor allem die ausbleibenden Touristen und damit verbunden geringe Abnahmemengen seitens der Gastronomie und Hotellerie. Laut Statistik – die nicht zwischen Einheimischen und Touristen unterscheidet – ist der Pro-Kopf-Konsum von Eiern damit gesunken. Von 242 Stück im Jahr 2019 auf zuletzt 236. Klingt nicht dramatisch, „aber das ist ein riesiges Problem“, sagt Benjamin Guggenberger von der Erzeugergemeinsacht EZG Frischei. „Wir konnten unsere Hennen ja nicht in Kurzarbeit schicken. Sie produzieren weiter die gleichen Mengen.“

Die Folge war eine Überproduktion und damit einhergehend ein Preisverfall. Die Überproduktion landet traditionell in der Voll- und Trockenei-Produktion und damit im Exportgeschäft. Branchenschätzungen zufolge werden etwa eine Million Eier exportiert – oft zum Schleuderpreis.

Gleichzeitig steigen die Produktionskosten. „Allein bei den Futterkosten hatten wir binnen zwei Jahren ein Plus von 45 Prozent“, sagt Guggenberger. Auch Verpackung, Transport, Energie – also quasi alles – sei teurer geworden. Der Tierbestand wurde dennoch nicht reduziert. „Weil jeder hofft, dass es bald wieder bergauf geht. Das hat man allerdings auch schon vor Ausbruch des Krieges in der Ukraine gehofft.“

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