Riesenprojekt: Burgenland baut Wind- und Solarkraftwerke mit 2.000 Megawatt

Agri PV Park im Burgenland
"Projekt Tomorrow" besteht aus 40 Einzelprojekten. Die Finanzierung stemmen große Banken und Versicherungen.

Zusammenfassung

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  • Burgenland plant bis 2030 energieunabhängig zu werden und startet "Projekt Tomorrow" mit 40 Wind- und Solarkraftprojekten, die insgesamt 2.000 Megawatt erzeugen sollen.
  • Das Projekt wird von großen Banken und Versicherungen finanziert, mit einer bedeutenden Unterstützung durch die Europäische Investmentbank.
  • Erneuerbare Energien sollen langfristige Unabhängigkeit von fossilen Importen sichern und Einnahmen aus dem Projekt sollen ein neues Krankenhaus finanzieren.

Das Burgenland macht Ernst mit seinem Plan, bis 2030 energieunabhängig und CO2-neutral zu werden. Am Dienstag kündigten Landeshauptmann Peter Doskozil und Burgenland Energie eine ganze "Projektpipeline" an, die eine Vielzahl neuer Wind- und Solarkraftwerke umfasst. Sie sollen auf eine Gesamleistung von rund 2.000 Megawatt kommen. Das entspricht in etwa der Leistung von 10 Donaukraftwerken.

Solarparks um Windräder und Agrarflächen

Dieses riesige Vorhaben wird "Projekt Tomorrow" genannt und besteht aus 40 Einzelprojekten. Geplant sind Windkraftanlagen mit insgesamt 1.453 Megawatt und Photovoltaikkraftwerke mit 495 Megawatt Spitzenleistung. Dazu sollen in Zukunft auch große Stromspeicher kommen.

Viele der Projekte sollen in Hybrid-Bauweise angelegt werden, weil sich die Produktion von Wind- und Solarkraft gut ergänze. Auch eine parallele landwirtschaftliche Nutzung der Anlagen ist großflächig geplant. Die 40 Projekte verteilen sich von Norden nach Süden über das gesamte Burgenland. Die Wind- und Solarparks werden von Burgenland Energie errichtet. Das Land ist mit 49 Prozent beteiligt.

"Gold des Burgenlandes" gegen hohe Energiepreise

"Erneuerbare Energien sind das Gold des Burgenlands", sagt Landeshauptmann Peter Doskozil. Mit der Beteiligung an dem Großprojekt wolle man einen aktiven Schritt in der Klimapolitik machen und dazu beitragen, die europäische Wirtschaft auf stabile Beine zu stellen. Mit dem Projekt schaffe man Konjunkturimpulse und einen Wertschöpfungseffekt von rund 3,6 Milliarden Euro. 12.000 Arbeitsplätze sollen dadurch geschaffen werden. Außerdem soll das Projekt dazu beitragen, Energiekosten zu reduzieren. Laut Burgenland-Energie-Vorstandsvorsitzendem Stephan Sharma seien Strom und Gas 200 Prozent teurer als in den USA: "Unser Energiesystem ist viel zu teuer."

Langfristig müsse man eine weitreichende Unabhängigkeit von fossilen Importen erreichen, aber Unternehmen müssten auch kurzfristig unterstützt werden. Der von der EU beworbene Clean Industrial Deal verleihe Staaten die Möglichkeit, Energiepreise temporär zu begrenzen. Davon sollte auch Österreich Gebrauch machen. In Zukunft gelte es, auf eigene Ressourcen zu setzen, denn: "Weder Putin noch Trump sind verlässliche Partner." Mit dem Projekt wolle man zeigen, dass man eine ganze Region bis 2030 energieunabhängig machen kann.

Banken und Versicherungen stemmen Finanzierung

Bei der Finanzierung des Großprojekts sei man komplett neue Wege gegangen. Die Europäische Investmentbank stemmt mit 355 Millionen Euro für die erste Projektphase den größten Teil. Eine ganze Reihe von Banken und Versicherungen unterstützen das Projekt Tomorrow mit einem so genannten Konsortialkredit. Dabei sind Bank Austria, Raiffeisen Bank International (RBI), Erste Bank und die Landesbank Baden-Württemberg aus Deutschland. Dazu kommen die Wiener Städtische Versicherung und die Investmentgruppe HDI (Talanx, ampega). Insgesamt werden für die erste Phase des Projekts 700 bis 800 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Eine genaue Summe gibt es aufgrund von Variablen zur Preisentwicklung wichtiger Komponenten nicht.

Das Projekt war für die Finanzierungspartner offenbar so attraktiv, dass das ursprüngliche Finanzierungsvolumen um mehr als das Sechsfache überzeichnet wurde, berichtet Burgenland Energie CFO Reinhard Czerny. Die gemeinsam beschlossene Finanzierungsform hätte große Vorteile, weil der Energieversorger nicht für den Kredit haftet. Alleine die Cash-Flows der Einzelprojekte dienen den Banken als Besicherung.

Burgenlands Landeshauptmann Peter Doskozil inmitten der Projektpartner von Projekt Tomorrow

Burgenlands Landeshauptmann Peter Doskozil inmitten der Projektpartner von Projekt Tomorrow

Zweieinhalb Jahre Verhandlungen im Vorhinein

Durch die zahlreichen Partner gingen dem Projekt lange Verhandlungen voraus. 2021 habe es erste Gespräche gegeben, der konkrete Einigungsprozess dauerte zweieinhalb Jahre.

Diese Art der Finanzierung könnte beispielhaft für andere Projekte dieser Art sein, betont Frank Schuster, dem Leiter des EIB-Büros in Österreich. "Das Burgenland hat große Weitsicht bewiesen, indem es gestern schon ans Morgen gedacht hat. Wenn es andere Player gibt, die heute ans Übermorgen denken, sind wir als Partner gerne dabei", sagt Harald Kröger von der RBI.

Rendite soll Krankenhaus finanzieren

Doskozil erwartet sich, dass die neuen Wind- und Solarkraftwerke so viel Rendite abwerfen, dass mit diesen Einkünften ein neues Krankenhaus in Gols finanziert werden kann. Langfristig plane man dafür auch den Verkauf der eigenen Anteile am Projekt Tomorrow. Das Projekt solle innerhalb Österreichs als "Leuchtturm" dienen, auch für die neue Bundesregierung: "Die Politik wird daran gemessen werden, ob ein Bürger jederzeit zum Arzt gehen kann, ob Angehörige einen Pflegeplatz bekommen, ob er sich ein tägliches Leben leisten kann, seine Miete. Diese Themen muss man angehen und neue Wege beschreiten."

Der Strom, den die neuen Kraftwerke erzeugen werden, soll Burgenländern auch in Form der Bürgerenergiegemeinschaft Fanclub Burgenland Energieunabhängig zugutekommen. Sie verspricht einen fixen Strompreis von 10 Cent pro Kilowattstunde auf 20 Jahre. Welche konkreten Preiserleichterungen sich Unternehmen erwarten können, die in Europa für Strom doch so viel mehr bezahlen als in anderen Weltregionen, dazu gibt es keine Angaben

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