Warum legen die Energiepreise jetzt wieder zu?
Zum einen liefen mit Jahresende die Unterstützungsmaßnahmen der letzten Bundesregierung in dem Bereich aus. Dazu zählen u. a. die Strompreisbremse oder das Aussetzen der Förderbeiträge für erneuerbare Energien. Zum anderen stiegen zu Jahresbeginn die Netztarife für Strom im Schnitt um 23 Prozent (Gas 17 Prozent). Unterm Strich legen je nach Haushaltsgröße die Energiekosten um einige Hundert Euro im Jahr zu.
Warum steigen die Netzkosten so stark an?
Für den Aus- und Umbau der Stromnetze mit dem Ziel der Klimaneutralität bis 2040 sind 53 Milliarden Euro an Investitionen nötig. Netzentgelte sind derzeit daher dort am höchsten, wo besonders viel in den Erneuerbaren-Ausbau investiert wird.
Die jeweiligen Entgelte werden vom Regulator E-Control entsprechend der von den Netzbetreibern gemeldeten Investitions- und Betriebskosten jährlich neu festgelegt. Haushalte müssen die Netzentgelte entweder als separaten Posten mit der Strom- und Gasrechnung oder getrennt davon direkt an den Netzbetreiber zahlen.
Warum können die Kunden den Netzanbieter nicht frei wählen?
Im Gegensatz zum Energieanbieter ist eine freie Wahl des Netzbetreibers nicht möglich. Grundlage dafür ist die Liberalisierung des Energiemarktes in den EU-Ländern im Jahr 2000. Damals wurden Netz und Erzeugung getrennt. Derzeit gibt es in Österreich 114 Strom- und 19 Gas-Netzbetreiber, die jeweils für ein bestimmtes Versorgungsgebiet zuständig sind.
Werden Privatkunden bei den Netzkosten stärker zur Kasse gebeten?
Haushalte sind für rund 27 Prozent des Stromverbrauchs verantwortlich, müssen aber 44 Prozent der Netzkosten tragen. Das hat laut E-Control aber einen triftigen Grund. Denn die Anbindung von gut vier Millionen Haushalten an das Netz (Niederspannung) macht mit 70 Prozent einen Großteil der Netzstrecke aus.
Entscheidend für die Kosten ist laut Regulator nicht so sehr die übertragene Strommenge als vielmehr die Streckenlänge und Steuerung der – auf Ebene der Haushalte auch zunehmend volatilen – Leistung.
Wie reagiert die Politik auf die Preisanstiege?
Der Nationalrat hätte in neuer Zusammensetzung im Herbst Unterstützungsmaßnahmen erneuern können, dies aber nicht getan. Im Jänner lehnten FPÖ und ÖVP einen Antrag der SPÖ zur Entlastung bei den Energiepreisen ab.
Was können Verbraucher in dieser Situation tun?
Sie können zu einem günstigeren Lieferanten wechseln. Auf den Webseiten e-control.at oder durchblicker.at etwa finden sich Vergleichsrechner. Zudem werden Kunden teils von den Energiefirmen falsch eingestuft und sie zahlen zu viel im Voraus. Eine Neueinschätzung kann jederzeit beantragt werden. Private helfen sich zunehmend auch mit der Installation von PV-Anlagen zur teilweisen Selbstversorgung oder mittels Erneuerbare-Energiegemeinschaften (EEG) – bei diesen sind auch die Netzkosten geringer.
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