"CO2-Diskussion ist widersinnig"

Elektroautos benötigen eine spezielle Infrastruktur. Hybridfahrzeuge hingegen laden die Batterie während dem Fahren selbst auf.
Elektroautos kommen bei der Schadstoffberechnung kaum besser weg, so Autohändler Burkhard Ernst, Bundesgremialobmann des Fahrzeughandels.

In einer kürzlich präsentierten Studie wird Elektro- und Hybrid-Fahrzeugen (Elektromotor lädt sich während des Fahrens auf, Anm.) in Österreich ein Potenzial bis 2030 von bis zu einer Million Fahrzeugen zugestanden. Damit würde sich die CO2-Emission im Land um bis zu 1,2 Millionen Tonnen verringern.

KURIER: Teilen Sie die Zuversicht für alternative Antriebe?

Burkhard Ernst: Nein. Viele Leute meinen, dass Elektroautos die Umwelt schonen, weil sie nur Strom verbrauchen und keine Abgase ausstoßen. So ist es in Wirklichkeit aber nicht.

Wie sieht es denn wirklich aus?

Es wird von der Politik nur darauf geschaut, was hinten beim Auspuff rauskommt. 45 Prozent des CO2-Verbrauchs eines Autos fallen aber schon bei der Produktion an, weitere 25 Prozent bei der Entsorgung, nur der Rest von 30 Prozent entsteht im Betrieb. Bei Elektroautos ist der Entsorgungsanteil noch höher, weil Batterien halten nur rund drei Jahre. Und der Strom für den Betrieb muss auch irgendwo herkommen.

Was zeigt ein Vergleich des CO2-Verbrauchs?

In Österreich gibt es viel Wasserkraft, somit ergibt sich für E-Autos ein geringerer CO2-Ausstoß als bei herkömmlichen Antriebsformen. In anderen Ländern wie China aber gibt es eine Menge an kalorischen oder Atomkraftwerken, da ist der CO2-Wert mehr als doppelt so hoch wie bei einem normalen Antrieb. Kommt der Strom theoretisch rein aus Windkraft, wäre der Ausstoß fast null.

Sie sprechen sich also gegen E-Autos aus?

Ich stehe positiv zu Hybridautos, da lädt sich die Batterie selbstständig und man erspart sich die Lade-Infrastruktur. Und bei herkömmlichen Antrieben verbessert sich die Abgasentwicklung kontinuierlich. Elektroautos kauft niemals ein Privater, weil sie zu teuer sind, sondern nur Kommunen mit Steuergeld. Ich kenne einen Politiker, der hat zwei E-Autos, weil eines davon hängt immer am Kabel.

Dem Pkw-Verkehr wird aber eine Hauptschuld an der Luftverschmutzung gegeben.

Aber Pkw sind nur für 13 Prozent des CO2-Ausstoßes verantwortlich, das ist verschwindend. Die verklärte Diskussion über CO2 ist daher widersinnig. Bei Stickstoffoxid sind es rund 14 Prozent, das ist schon ein bisschen ein Problem, aber ausschließlich auf den Diesel zurückzuführen, der geringer besteuert wird.

Da könnte es im Zuge der Steuerreform ohnehin eine Änderung geben, hört man.

Die Belastung der Autofahrer hat schon ein derartiges Ausmaß erreicht, dass kein Platz für weitere Erhöhungen ist. Für vernünftig halte ich allerdings, mittelfristig die Höhe der Versicherungssteuer vom CO2-Ausstoß abhängig zu machen. Bei der Normverbrauchsabgabe (NoVA, Anm.) ist dies ja bereits geschehen. Aber auch bei den E-Autos müssen wir eine CO2-Vollkostenrechnung durchführen, sonst lügen wir uns in den eigenen Sack.

Sehen Sie trotz Ihrer Skepsis Potenzial für E-Autos?

Zum jetzigen Zeitpunkt beruhigen sie unser Gewissen. In Wirklichkeit steht der alternative Antrieb erst am Beginn seiner Entwicklung. Man müsste den Wasserstoffantrieb soweit in den Griff bekommen, dass das Auto bei Unfällen nicht in die Luft fliegt. Es gibt aber auch Sicherheitsbedenken bei E-Autos. Im Extremfall können sie bei Unfällen unter Strom stehen. Bei den Feuerwehren gibt es ernste Bedenken.

Nach der NoVA-Erhöhung gab es einen Rückgang der Neuzulassungen. Von Jänner bis Oktober wurden 3,8 Prozent neue Pkw weniger verkauft. Sind Sie dennoch zufrieden?

Nein, ich bin sehr besorgt über die Branche. Wir sind von allen EU-Staaten gemeinsam mit den Niederlanden Schlusslicht. Und erstmals gibt es im Aftersale-Bereich ein Minus, das zwischen knapp fünf Prozent betragen wird. Das ist bei einer Umsatzrendite von durchschnittlich einem Prozent ruinös.

Wieso ist das heuer so?

Konsumzurückhaltung, gepaart mit den Anti-Autofahrer-Maßnahmen, allen voran in Wien. Es werden weniger Kilometer gefahren, zudem werden die Service-Intervalle verlängert. Und die Schwere der Unfälle ist stark zurückgegangen. Auffahrunfälle im Stau kosten weniger.

Was erwarten Sie von 2015?

Ich wüsste nicht, warum es besser werden sollte. Das Automobil ist ein Seismograf für die Gesamtwirtschaft.

Vor einigen Wochen testete eine Illustrierte heimische Werkstätten. Demnach werden bei diesen teilweise Reparaturen verrechnet, die nicht notwendig gewesen wären.

Ich halte es zu 99 Prozent für ausgeschlossen, dass das passiert. Heute ist vieles genormt und genau vorgeschrieben, es gibt kaum Spielräume. Ich empfehle, bei der Fahrzeugannahme das Auto gemeinsam mit dem Mechaniker zu besichtigen und den Reparaturumfang festzulegen; und nicht nur schnell in der Früh den Schlüssel bei der Serviceannahme abgeben.

Autohändler Burkhard Ernst (59) ist seit 2010 Bundesgremialobmann des Fahrzeughandels.

Der ausgebildete Kfz-Meister trat 1974 nach Abschluss der AHS in das elterliche Unternehmen Mazda Rainer ein, das er seit 1993 führt. Daneben ist er auch als Filmproduzent und im Immobiliengeschäft tätig.

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