Brexit-Verfechter Dyson verlegt Firmenzentrale nach Singapur

Queen Elizabeth übergibt James Dyson einen Orden 2016
Der Staubsaugerhersteller hatte sich für den EU-Austritt stark gemacht. Auch Sony will raus aus Großbritannien.

Wenige Wochen vor dem Brexit hat ausgerechnet ein Aushängeschild der britischen Wirtschaft, der Staubsaugerhersteller Dyson, die Verlegung seiner Firmenzentrale nach Singapur verkündet. Firmengründer James Dyson erntete für den Schritt umgehend massive Kritik. Er gilt als glühender Brexit-Befürworter. Offiziell wurde die Verlegung mit der zunehmenden Bedeutung des Asien-Geschäfts begründet.

In Asien befänden sich inzwischen eine wachsende Mehrheit der Dyson-Kunden und alle Produktionsstandorte, hieß es. Dyson arbeitet gerade an einem Elektroauto, das ebenfalls in Singapur gebaut werden soll. An der Investition von 200 Millionen Pfund (227,27 Mio. Euro) in einen Technologiecampus am britischen Flugplatz Hullavington und anderen geplanten Ausgaben in Großbritannien werde zugleich festgehalten.

Sony zieht nach Amsterdam

Auch andere KOnzerne zieht es weg von London. Die Sorge vor einem harten Brexit will der japanische Elektronikkonzern Sony seinen Europa-Sitz von Großbritannien in die Niederlande verlegen. Der Verwaltungssitz von Sony Europe werde bis Ende März von London nach Amsterdam verlagert, sagte ein Sprecher des Unternehmens am Mittwoch.  Ziel sei es, "umständliche Zollprozeduren zu vermeiden", sollte Großbritannien ohne ein Abkommen zu den künftigen Beziehungen aus der EU austreten.

Sony hatte im vergangenen Jahr eine neue Firma in den Niederlanden registrieren lassen und will seinen europäischen Sitz nun dort integrieren. Dabei handelt es sich um einen rechtlichen Schritt, um die europäische Vertretung von Sony "in der EU" zu belassen. Das in Großbritannien für Sony arbeitende Personal und das tägliche Geschäft sollen nicht verlagert werden.

Sonys Konkurrent Panasonic hatte bereits im vergangenen Jahr seinen Europasitz von Großbritannien in die Niederlande verlegt - aus Sorge vor Steuerproblemen rund um den Brexit.

Seit 2003 keine Produktion mehr in Großbritannien

Aber zurück zum britischen Staubsauger-Unternehmen: Die britischen Standorte würden "auch in Zukunft das Kernzentrum der kreativen und ingenieurwissenschaftlichen Leistungen von Dyson sein". Die Produktion in Großbritannien habe Dyson bereits 2003 eingestellt, schrieb die "Financial Times". Zugleich hieß es, mit der Verlagerung der Firmenzentrale würden nur zwei Topmanager nach Singapur umziehen: Der Finanzchef und der Chefjurist. Für das Autoprojekt kommt der Nissan-Manager Roland Krüger an Bord, der dort für die Oberklasse-Marke Infiniti zuständig war. Auch er wird in Singapur arbeiten.

Scharfe Kritik kommt aus der Politik

Von britischen Politikern kam heftige Kritik an dem Umzug der Firmenzentrale. So sprach der Labour-Abgeordnete Wes Streeting von "Heuchelei". James Dyson habe kein Gefühl der Verantwortung gegenüber seinen Arbeitern oder seinem Land. Der konservative Abgeordnete Sam Gyimah warf Dyson vor, all jene Menschen "verraten" zu haben, "die ihm als britischem Unternehmer, der sich für den No-Deal-Brexit eingesetzt hat, geglaubt haben".

Scharf äußerte sich auch die Kampagne "People's Vote", die sich für ein zweites Brexit-Referendum stark macht. "Die unverschämte Scheinheiligkeit der führenden Brexit-Befürworter ist grenzenlos: Heute wurde bekannt, dass einer der größten Unterstützer des Brexit, James Dyson, sein Hauptquartier aus dem Vereinigten Königreich abzieht."

Dyson machte sich für No Deal stark

Dyson hatte sich vor dem EU-Austrittsreferendum im Juni 2016 als einer von wenigen Wirtschaftsbossen klar für den Brexit ausgesprochen. Er kritisierte vor allem die seiner Ansicht nach überbordenden EU-Regulierungen. Schon Ende 2017 rief er die Regierung in London auf, die EU ohne Vereinbarung mit Brüssel zu verlassen. Nach dem Brexit solle die Wirtschaft mit niedrigeren Unternehmenssteuern und laxeren Arbeitsgesetzen gestützt werden, meinte er damals in einem BBC-interview.

Im vergangenen Geschäftsjahr steigerte Dyson den Umsatz um 28 Prozent auf 4,4 Milliarden Pfund. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wuchs um rund ein Drittel auf 1,1 Milliarden Pfund, wie Dyson ebenfalls am Dienstag mitteilte.

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