Weltweite Aktien-Talfahrt nur "Ausreißer"? "Ich sehe keinen Börsen-Crash"
Nach dem Kurseinbruch an den internationalen Leitbörsen - vor allem dem japanischen Leitindex Nikkei- starteten die Aktienmärkte am Dienstag vorbörslich wieder mit einem Plus. Für die Börsenexpertin Monika Rosen handelte es sich nicht um einen Börsencrash, auch wenn der japanische Leitindex zu Wochenbeginn um rund 12 Prozent gefallen ist, sagte Rosen im Ö1-"Morgenjournal". Vielmehr seien Sondersituationen in Japan sowie zögerliche Zinsschritte in den USA verantwortlich.
Die Kursanstiege im ersten Halbjahr bezeichnete die Börsenexpertin als "sehr, sehr sportlich" vor allem in Japan. Insofern habe es durchaus Platz nach unten gegeben. "Das war vielleicht doch ein Ausreißer", merkte Rosen an. Die Kurskorrektur in Japan würde sie "nicht unter erwartbar abheften", allerdings verwies sie auf ein paar Sondersituationen: Eine beginnende konjunkturelle Schwäche, gepaart mit einer Zinsanhebung. Der stärkere Yen sei zudem Gift für die Exportnation Japan. Die Schwankungsanfälligkeit werde ihrer Meinung nach anhalten, aber "Crash würde ich keinen sehen", so Rosen.
Stabilisierung in Europa
Die europäischen Aktienmärkte haben jedenfalls am Dienstag nach äußerst schwachen Vortagen eine Stabilisierung eingeleitet. Belastet hatten zum Beginn der Woche massive Verluste an der Tokioter Börse, die auf US-Rezessionsängsten beruhten. Der Nikkei-225 war um 12,40 Prozent eingebrochen, konnte heute allerdings wieder um über 10 Prozent deutlich hinzugewinnen.
Der am Vortag auf den Stand von Ende Jänner zurückgefallene Euro-Stoxx-50 legte als Eurozonen-Sammelindex um 9.30 Uhr um 0,64 Prozent auf 4.600,83 Einheiten zu.
Sehr schwache Weltbörsen angesichts Rezessionssorgen in den USA hatten den DAX am Montag nicht verschont, die runde Marke von 17.000 Punkten hatte aber gehalten. Die für den längerfristigen Trend viel beachtete 200-Tage-Durchschnittslinie könnte der Index nun wieder überwinden, sie verläuft bei 17.412 Zählern.
Weiche Landung der US-Wirtschaft
In Japan befand sich der am Vortag um mehr als zwölf Prozent abgestürzte Leitindex Nikkei-225 am Dienstag auf Erholungskurs. Er schloss zehn Prozent im Plus. Auch in den USA zeichnet sich nach einem sehr schwachen Wochenauftakt nun Besserung ab.
Die Experten von Capital Economics halten in den Vereinigten Staaten trotz der zuletzt schwachen Daten vom Arbeitsmarkt eine weiche Landung der Wirtschaft noch immer für das wahrscheinlichste Szenario. Im Falle weiterer Marktturbulenzen könnte sich die US-Notenbank Fed dazu veranlasst sehen, die Geldpolitik schneller zu lockern als gedacht, hieß es weiter.
Massive Kursverluste an den Börsen
Zuwächse in Wien
Die Wiener Börse ist am Dienstag mit Zuwächsen in den Handel gestartet. Nachdem der ATX an den vorangegangenen Handelstagen deutlich ins Minus geschlittert war, notierte er um 9.15 Uhr um 1,64 Prozent höher bei 3.500,06 Einheiten.
Besonders am Freitag und am Montag hatten US-Rezessionssorgen deutlich auf die Bewertungen gedrückt. Die Frage unter Analystinnen und Analysten war, ob die US-Wirtschaft weich landen wird oder hart. Mehrheitlich gehe man am Markt von Ersterem aus, allerdings würde die Federal Reserve bei einer harten Landung nach wie vor mit einer Notfall-Zinssenkung eingreifen können.
Konjunkturelle Impulsgeber hielten sich unterdessen in Grenzen. Dass die Bestellungen in der deutschen Industrie im Juni erstmals nach fünf Rückgängen in Folge einen Anstieg verzeichneten, dürfte positiv aufgenommen worden sein. Im weiteren Verlauf des Vormittags stehen Einzelhandelsumsätze der Eurozone im Blick.
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