Autoindustrie. Die deutschen Autobauer VW und BMW haben wegen des starken Wettbewerbs auf dem Automarkt China weniger verdient. Zwar konnte VW aufgrund der Finanzdienstleistungen den Umsatz im zweiten Quartal 2024 um 4,1 Prozent auf 83,3 Milliarden Euro steigern, aber das operative Ergebnis (Ebit) sank um 2,4 Prozent auf 5,46 Milliarden Euro. Bei BMW sank der Konzernumsatz um 0,7 Prozent auf 36,9 Milliarden Euro, aber das Ebit ging um knapp elf Prozent auf 3,9 Milliarden Euro zurück. Die Ebit-Marge pendelte sich bei 8,4 Prozent ein. Bei BMW hat man noch Luft nach oben, was vor allem die Reduktion der Rabatte betrifft. Denn Rabatte kosten eins-zu-eins Gewinn.
„Bei BMW würde ich mir keine großen Sorgen machen, weil die sind immer in diesem Spektrum, wo sie heute sind“, sagt der renommierte deutsche Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer zum KURIER. „Sie haben mehr E-Autos verkauft, E-Autos rauben ihnen derzeit noch den Gewinn. Und der Markt in China ist schwieriger geworden.“ Nachsatz: „Aber auch Mercedes tut sich auf dem chinesischen Markt schwer.“
Wettbewerbsstärker
Die E-Autos der deutschen Hersteller haben es nicht nur wegen der hohen Preise schwer auf dem chinesischen Markt. „Die Chinesen bieten sehr hochwertige E-Fahrzeuge an, die deutlich wettbewerbsstärker sind als die deutscher Hersteller.“ Auch der Elektro-Porsche Taycan sei in China schwer zu verkaufen.
„Die Chinesen sind agiler und kundenorientierter, was die Software und die teilautonomen Fahrfunktionen betrifft“, sagt Dudenhöffer. Dazu kommt noch das Smart Cockpit samt Internet in den Fahrzeugen.
Rendite zu niedrig
Indes beträgt die Marge bei der Kernmarke VW nur fünf Prozent und über alle VW-Konzernmarken 6,3 Prozent. „Diese Rendite nach sechs Monaten ist zu niedrig“, räumt VW-Finanzvorstand Arno Antlitz ein. „Wir müssen in zweiten Halbjahr erhebliche Kostensenkungen vornehmen, um unsere Ziele zu erreichen.“ So läuft bei VW ein Restrukturierungsprogramm in Höhe von knapp elf Milliarden Euro, allein vier Milliarden Euro sollen heuer eingespart werden.
Laut Dudenhöffer laufe es vor allem bei Audi sehr schlecht. „Die hatten in der Entwicklung zehn Vorstandswechsel in zehn Jahren“, sagt der Experte. „Da kriegen sie kein vernünftiges Fahrzeugkonzept hin.“ Auch Porsche sei bei der Ebit-Marge zurückgefallen. Problem sei dort, dass der Macan, das verkaufswichtigste Fahrzeug Porsches in Europa, seit heuer nur noch als Elektro-Auto gebaut wird.
Software-Probleme
„Dann kommen bei VW die großen Verluste des Software-Entwicklers Cariad mit 1,2 Milliarden Euro im ersten Halbjahr dazu“, sagt Dudenhöffer. „Da sieht man nicht so richtig, wie man bei VW das Software-Geschäft stabilisieren will. Ich kann nicht verstehen, warum man nicht mit Tech-Konzernen wie Google zusammenarbeitet, wie es Mercedes macht.“
Der Experte kann auch nicht begreifen, warum VW angeblich die Autobatterie-Sparte vom Knopfzellen-Hersteller Varta übernehmen will, obwohl VW selbst mit PowerCo ein Batterieunternehmen im eigenen Haus hat. Dudenhöffer: „Warum macht man ein Varta-Abenteuer und kauft Zellen nicht von denen, die es können wie CATL oder Samsung?“
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