Chinesische Autos am Vormarsch - wieder Rückschlag bei Magna in Graz

2023: Ein Bild aus besseren Zeiten, als BMW seinen 5er bei Magna fertigte.
Laut einer Studie wird China 2030 ein Drittel des Auto-Weltmarktes erobert haben. Doch keine Ineos-Autofertigung bei Magna in Graz.

Chinesische Automarken werden nach Einschätzung der Unternehmensberatung Alix Partners schon 2030 ein Drittel des Weltmarktes erobert haben und neun Millionen Fahrzeuge außerhalb Chinas verkaufen. In Europa gehe das auf Kosten der europäischen, japanischen und koreanischen Marken, schrieben die Branchenexperten in einer am Dienstag veröffentlichten Studie.
Die Herstellungskosten für ein E-Auto seien in China um ein Drittel niedriger als in Europa. Die Entwicklungszyklen seien kürzer als die der weltweiten Konkurrenz. Mit "einer aggressiven Preisgestaltung" bauten chinesische Autobauer ihre Marktanteile aus.

Konkurrenz der chinesischen Hersteller


"Neue EU-Zölle auf chinesische Autos können die Importe kurzfristig verlangsamen und Verkaufspreise stützen, aber sie werden zugleich die lokale Fertigung chinesischer Fahrzeuge und Komponenten in Europa beschleunigen", sagte Branchenexperte Fabian Piontek. Die deutschen Hersteller spürten auch die Konkurrenz der chinesischen Hersteller in China: "Dies betrifft insbesondere die deutschen Premiumhersteller, denen mit China ein wichtiger Markt zunehmend wegbröckelt."
Unter dem Druck der Politik haben viele Hersteller in den vergangenen Jahren auf E-Autos gesetzt, aber die Nachfrage verlangsamt sich. In Europa dürfte der Marktanteil neuer E-Fahrzeuge laut Alix von 20 Prozent im laufenden Jahr auf 45 Prozent im Jahr 2030 steigen.

Doch keine Ineos-Autofertigung bei Magna in Graz

In Österreich werden für Magna in Graz die Zeiten nicht einfacher:  BMW lässt seinen 5er nicht mehr bei Magna produzieren. Das Aus des US-Elektroauto-Start-up Fisker bedeutete Millionenabschreiber und Stellenabbau.
Nun gibt es weitere schlechte Nachrichten: Der britische Autohersteller Ineos beendet die Entwicklung des geplanten Elektro-Geländewagens im Grazer Magna-Werk und sagt die Fertigung des Fusilier ab. Dies berichtete die "Kleine Zeitung" online. Magna International bestätigte, dass Ineos beschlossen habe, das Auftragsfertigungsprojekt in Graz abzusagen. Man respektiere die Entscheidung, gebe aber nichts Näheres bekannt. Bereits die Insolvenz des US-Herstellers Fisker war ein Rückschlag für das Grazer Werk.
Laut Medienbericht habe die Vorstandschefin der Ineos-Autosparte, Lynn Calder, persönlich in Graz die Magna-Spitze über die Entscheidung des Konzerns informiert. An der Entwicklung sind in Graz seit zwei Jahren knapp 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, die nun um ihren Job bangen müssten. Die Fertigung von bis zu 30.000 Stück pro Jahr hätte rund 2.000 Arbeitsplätze gesichert. Ineos stoppte nicht nur die Entwicklung des Elektro-Geländewagens, sondern sagte auch die Produktion der dritten Modellreihe ab, die ab 2027 bei Magna vom Band laufen hätte sollen.

Zweifelhafte Rentabilität, Absatzflaute am Elektroauto-Markt


Der Chef von Magna Steyr, Roland Prettner, bestätigte der Zeitung auf Anfrage das Aus: ,,Wir sind von Ineos über Ihre Entscheidung informiert, respektieren diese und besprechen mit dem Kunden die erforderlichen nächsten Schritte." Bei Magna Steyr arbeite man nun "aktiv mit bestehenden und potenziellen neuen Kunden an mehreren Projekten".
Ausschlaggebend für den Rückzug sollen der Business-Case, die Prognosen und zweifelhafte Rentabilität gewesen sein, die zuletzt gegen den Bau des elektrischen Ineos gesprochen hätten. Wobei die Absatzflaute am Elektroauto-Markt die Entscheidung mit beeinflusst habe. Der Fusillier, als Einstiegsmodell von Ineos gedacht und erst vor wenigen Wochen in London präsentiert, werde laut der Zeitung vorerst auf Eis gelegt. Offenbar wolle man sich vorerst auf den globalen Absatz der beiden Modelle Grenadier und Quartermaster konzentrieren, um die Marke am Markt zu festigen.
Seitens Magna International hieß es auf Anfrage: "Trotz dieses Rückschlags sind wir aktiv mit bestehenden und potenziellen Kunden im Gespräch, um neue Geschäftsmöglichkeiten zu verfolgen. Als einer der größten Auftragsfertiger haben wir Vertrauen in unsere Fähigkeiten und Expertise und sind optimistisch, neue Projekte zu sichern."
 

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