Black Friday: Rabattschlacht als Schuldenfalle
Es ist verlockend. Bis zu minus 70 Prozent auf Gewand, Elektrogeräte und Co. werden den Konsumenten im Rahmen des Black Fridays versprochen. Und bei den Konsumenten sitzt das Geld locker – Geld, das sie oft gar nicht haben.
„Angebote wie jene zum Black Friday sind ja eine bestimmte Form der Werbung. Und Werbung weckt Bedürfnisse, die so nicht zu den Grundbedürfnissen gehören. Durch Lockangebote hat man das Gefühl, diese Bedürfnisse besonders günstig stillen zu können“, erklärt Clemens Mitterlehner, Geschäftsführer der ASB Schuldnerberatungen GmbH – der Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldnerberatungen. Zwar werde nicht jeder, der Käufe über Konsumkredite oder Kontoüberziehung finanziert, überschuldet. Aber viele Klienten der Schuldnerberatung hätten am Beginn ihrer Abwärtsspirale einen Konsumkredit oder eine Kontoüberziehung.
Immerhin müsse das Geld zur Finanzierung der Lockangebote ja irgendwo herkommen. Daher seien Black Friday und Co. „eine gewisse Gefahr. Für viele bringen einzelne Geschäfte das Fass zum Überlaufen. Dann wird aus Ver- eine Überschuldung“, weiß Mitterlehner.
Hier spiele auch Finanzbildung eine große Rolle. Jedes Kind sollte, so Mitterlehners Wunsch, im Lauf der Pflichtschule mit dem Thema konfrontiert sein. „Es ist wichtig zu wissen, warum ein 0-Euro-Handy nicht gratis ist.“
Dass es aber nur Konsumopfer sind, die überschuldet sind, stimme nicht. Denn: „Gerade die Corona-Krise trifft viele unverschuldet. Die Überschuldung ist in der Mittelschicht angekommen.“
Kein Datenmaterial
Valides Datenmaterial, wie hoch die Anzahl an überschuldeten Personen in Österreich ist, gibt es nicht. Die letzte Auswertung stamme aus dem Jahr 2008. Die Forderung der Schuldnerberatung: Eine Überschau über die Überschuldung für Österreich ähnlich dem Schuldneratlas in Deutschland.
Ob 2021 angesichts der Corona-Krise die Zahl der Privatkonkurse explodieren wird, kann Mitterlehner noch nicht prognostizieren. Dazu gebe es zu viele Unbekannte wie die Dauer der Krise. Außerdem stehe 2021 die nächste Insolvenzrechtsreform ins Haus. Bei der letzten Reform 2017 haben viele mit den Anträgen abgewartet, weil Erleichterungen in der Abwicklung angekündigt waren. Dies könne wieder passieren.
So verlockend Black Friday-Angebote sein mögen – es ist Vorsicht geboten. Der KURIER hat fünf Tipps zusammengetragen, worauf Konsumenten achten sollen.
- Überdenken
„Es ist sinnvoll, den Warenkorb nicht sofort abzuschließen, sondern eine Nacht darüber zu schlafen“, rät Claudia Figl, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Verbands Financial Planners.
- Strategie
Es lohnt sich vor Investitionen zu überlegen, wann das nächste Angebot kommt. Immerhin gebe es das ganze Jahr über Rabatte, so Figl – siehe Zwickeltage, Woman Day und andere.
- Vergleichen
Oft wird die Vergünstigung auf die unverbindliche Preisempfehlung (UVP) des Herstellers angegeben, nicht auf den geläufigen Preis im Geschäft. So erscheint der Rabatt größer, als er ist. Daher: Immer mit den anderen Angeboten vergleichen.
- Regionalität
„Es hilft, mit dem Internet-Angebot zu einem lokalen Händler zu gehen. Der kann mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mithalten“, sagt Figl.
- Haushaltsplan Immer wichtig: Einen Überblick über Einnahmen und Ausgaben zu haben. „So kann ich wissen, wo ich mir auch etwas erlauben darf“.
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