„Weil wir sowieso alle viel zu viel Süßes essen“, sagt Gutmann dem KURIER. Auch den diesjährigen Adventkalender präsentiert Sonnentor bereits jetzt im Februar. Immerhin treffe Gutmann in Nürnberg etwa 80 Prozent der Großhändler, die seine Produkte kaufen.
Zuckerfreier Teeaufguss mit Stevia
Auch beim Fruchtsafthersteller Höllinger dreht sich heuer alles um Zuckerreduktion. Ein „Riesenthema“, wie Unternehmenschef Gerhard Höllinger dem KURIER sagt. Erstmals bringt Höllinger zuckerfreie Getränke aus Teeaufguss mit einer kleinen Menge Fruchtsaft auf den Markt.
Gesüßt werden die Drinks, die in den Sorten Pfirsich-Maracuja und Waldbeere erhältlich sind, nur mit Stevia. „Wir dürften gar keine künstlichen Süßstoffe verwenden als Bioproduzent“, erklärt Höllinger.
Noch sind die kleinen Getränkekartons nicht im Handel erhältlich, man führe aber Gespräche. Zu seiner neuen Kreation inspiriert habe Höllinger das immer größer werdende Diabetesproblem. Aber auch die hohe Zuckersteuer im arabischen Raum, in den der Saftproduzent große Mengen exportiert, sei ein Thema. Höllinger verkauft mittlerweile 60 Prozent seiner Bioprodukte im Ausland.
Veganes Eiweiß auf Kürbiskernen
Dass der Verzicht auf Zucker im Trend liegt, beobachtet auch Wolfgang Fojtl, Chef und Eigentümer der Tiroler Müslifirma Verival. Aber nicht nur das: Auch vegane Proteinquellen beschäftigen Fojtl, denn immer mehr Menschen ernähren sich pflanzlich. Die Müslis von Verival enthalten für einen höheren Eiweißgehalt etwa Kürbiskerne oder anderen Samen.
Fojtl beobachtet außerdem, dass das Thema Regionalität aktuell immer mehr an Bedeutung gewinnt und so Bio langsam verdrängt. „Das liegt daran, dass der Handel falsch informiert ist“, sagt Fojtl dem KURIER. Mittlerweile werde jedes Produkt verteufelt, das über weitere Strecken transportiert wird.
Für Fojtl sei klar, dass Bioprodukte nachhaltiger sind als konventionelle, auch wenn sie – wie etwa einige Zutaten für seine Müslis – weitere Wege zurücklegen. „Die Belastung der Böden durch die konventionelle Landwirtschaft hat schlimmere Auswirkungen als Transport und Verpackung“, sagt Fojtl.
Auf Regionalität und Bio in Kombination setzt Karl Severin Traugott mit seinem Unternehmen Genusskoarl, der bereits seit 2018 jedes Jahr seine Produkte auf der Biofach präsentiert. Heuer stellt er eine neue Misokreation aus fermentierter Rollgerste und Mohn vor. Für diese verwendet er – genauso wie auch für seine Soja- oder Fischsaucen – ausschließlich Zutaten aus Österreich.
Kreativität bei neuen Rezepturen eingeschränkt
So kann er zwar transparent die Lieferketten für verwendete Rohstoffe nachweisen, ist aber auf der anderen Seite bei neuen Rezepturen in seiner Kreativität eingeschränkt. „Ich würde zum Beispiel gerne Produkte mit Ingwer machen. Aber weil es österreichischen Bioingwer nur in winzigen Mengen und zu hohen Preisen gibt, lassen wir es“, sagt Traugott dem KURIER.
Auch das Tiroler Metzgerunternehmen Juffinger setzt auf Regionalität. Das führt häufig zu Problemen bei der Rohstoffbeschaffung. „Es gibt zu wenig Biofleisch“, erklärt Helga Juffinger, die das Unternehmen zusammen mit ihrem Ehemann führt, dem KURIER. Biorinder gäbe es in Tirol genug, beim Schweinefleisch müsse man auf Zulieferer aus Salzburg und Oberösterreich zurückgreifen.
Nur drei statt 300 Zusatzstoffe in der Wurst
Der größte Unterschied zwischen Bio- und konventioneller Fleischerei liegt für Juffinger bei den Zusatzstoffen. Während in der konventionellen bis zu 300 davon verwendet werden dürfen, verwendet Juffinger für Wurstwaren nur drei – anstatt der für Biobetriebe erlaubten 30.
Für Helga Juffinger keine Selbstverständlichkeit: „Letztendlich müssen unsere Produkte gleich gut schmecken und aussehen wie alle anderen. Kunden kaufen sie nicht nur, weil sie bio sind.“
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