Billigmode-Anbieter Shein will in London an die Börse

Illustration shows Shein logo
Die chinesische Handelsplattform strebt eine Bewertung von mehr als 50 Mrd. Pfund (59 Mrd. Euro) an.

Jeans um knapp 10 Euro oder bedruckte T-Shirts um weniger als 5 Euro: Mit günstiger Mode und rasant wechselnden Kollektionen ist Shein zum größten Online-Modehändler der Welt aufgestiegen. 

Jetzt will der Fast-Fashion-Anbieter an die Londoner Börse gehen. Angestrebt wird eine Bewertung von rund 50 Mrd. Pfund (59 Mrd. Euro). Shein würde damit mehr als doppelt so viel wert sein wie der schwedische Konkurrent H&M. Rund 1 Mrd. Pfund (1,2 Mrd. Euro) will Shein bei dem Börsengang in London einnehmen. 

Die Unterlagen für den Börsengang sollen bereits in den nächsten Wochen eingereicht werden, berichtete "Sky News". Für die Londoner Börse wäre das Initial Public Offering (IPO)  nicht nur der bislang größte Börsengang, sondern nach der Absage mehrerer Börsenaspiranten auch ein Prestigeerfolg.

Vorwurf der Zwangs- und Kinderarbeit

Ursprünglich wollte Shein bereits zu Jahresbeginn an der New Yorker Börse debütieren. Das Vorhaben stieß jedoch auf Gegenwind. Denn dem Unternehmen wird in den USA unter anderem Zwangs- und Kinderarbeit vorgeworfen. Das Unternehmen stellt das in Abrede. 

Die US-Behörden stoßen sich auch an der Umgehung von Importzöllen durch den Direktversand aus China. Daneben muss sich das Unternehmen Kritik von Umweltschützern sowie Plagiatsvorwürfen stellen.

Jahresumsatz von 45 Mrd. Dollar kolportiert.

Über Unternehmenszahlen hält sich Shein bedeckt, Geschäftsberichte wurden bisher nicht veröffentlicht. Für das vergangene Jahr wird ein Jahresumsatz von 45 Mrd. Dollar und ein Gewinn von 2 Mrd. Dollar kolportiert.   

Gegründet wurde Shein im Jahr 2012 im chinesischen Nanking von Chris Xu. Der als öffentlichkeitsscheu geltende 40-Jährige hieß ursprünglich Xu Yangtian und ist auch als Sky Xu bekannt. Er dürfte mittlerweile einer der reichsten Männer Chinas sein.

Rasantes Wachstum  

Der Billigmodeanbieter war in den vergangenen Jahren in den USA und Europa stark gewachsen. Für einen kräftigen Schub sorgte die Corona-Pandemie. Von 2019 auf 2020 konnte der Umsatz verdreifacht werden. 

Der Hauptsitz des Unternehmens wurde 2021 nach Singapur verlegt. Produziert wird aber nach wie vor in China. Verkauft werden auf der Plattform mittlerweile nicht nur eigene Produkte, sondern auch Waren anderer Hersteller.

Millionen Nutzer in Europa

In Europa zählt Shein nach eigenen Angaben mehr als 100 Mio. Nutzer und wurde vor kurzem von der EU als sehr große Online-Plattform eingestuft. Damit unterliegt das Unternehmen strengeren Auflagen. 

Von Verbraucherschützern wurde Shein unter anderem bereits wegen "manipulitaver Praktiken" und willkürlicher Rabatte abgemahnt. An den Praktiken des chinesischen Überfliegers stößt sich auch der heimische Handel, der Shein unter anderem ebenfalls die Umgehung von Zollvorschriften vorwirft.

Auch in Österreich erfolgreich

Erfolgreich ist Shein auch in Österreich. 18 Prozent der heimischen Konsumentinnen und Konsumenten, die online einkaufen, haben bereits bei der chinesischen Handelsplattform bestellt, ergab vor kurzem eine Befragung des Insituts für Handel, Absatz und Marketing an der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz. 

Fast die Hälfte davon ist jünger als 25 Jahre. Nach Temu, das auch ältere Käuferschichten anspricht, ist Shein die zweitbeliebeste chinesische Online-Plattform in Österreich. 

Kommentare