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Billigfluglinie Wizz Air hebt Ticketpreise an
Bei anhaltend hohen Treibstoffpreisen wird auch das Fliegen teurer. Derzeit sind die Preise noch auf vor-Pandemie-Niveau.
Fliegen wird auch bei Billig-Airlines teurer. Die massiv gestiegenen Treibstoffkosten werden sich auch auf die Ticketpreise der Wizz Air auswirken. "Die Tarife mĂŒssen stĂ€rker nach oben - wenn die Treibstoffpreise hoch bleiben, steigen auch die Flugpreise", sagte Wizz-Air-PrĂ€sident Robert Carey am Mittwoch vor Journalisten in Wien. Diesen Sommer sei mit einer Verteuerung "im hohen einstelligen Prozentbereich" zu rechnen, "um 5 bis 10 Prozent", prĂ€zisierte der Airline-Chef.
Zwischen April und Juni hÀtten sich die durchschnittlichen Ticketpreise heuer noch "in etwa auf dem Niveau von 2019" bewegt. In den Monaten Juli bis September wird sich das Àndern. Im Schnitt koste ein Ticket - "alles inklusive" - 65 bis 70 Euro, vor der Pandemie waren es laut Carey 60 bis 65 Euro.
Hohe Spritkosten
Die Treibstoffkosten seien im Moment um 30 bis 40 Prozent höher als 2021. "Wir haben das nicht 'gehedget'," also vor Preiserhöhungen geschĂŒtzt, "wir sind die Einzigen in der Branche, die da keine Absicherung haben, wir haben das vor ĂŒber einem Jahr aufgegeben, da wir dachten, die Einzigen, die daran verdienen, sind die Banken", berichtete der Wizz-Air-PrĂ€sident. Nun wolle die Airline aber "innerhalb der kommenden sechs Monate wieder dazu zurĂŒckkehren".
Gewinne schreibe derzeit niemand in der Branche, auch die Wizz Air nicht. Die Airlines bewegten sich im Moment bei 85 bis 90 Prozent ihrer KapazitĂ€t vor Beginn der Coronapandemie. "Es ist ein - ohne Zweifel - herausfordernder Sommer", so der Airline-Chef. Die Nachfrage nach FlĂŒgen nehme zu - viele seien lange nicht auf Urlaub gewesen oder wollten Verwandte besuchen.
Erst seit Anfang Juni gebe es auf 90 Prozent der Wizz-Air-Routen keinerlei Covid-BeschrÀnkungen mehr - selbst Mitte/Ende Mai seien noch lediglich 56 Prozent der Strecken ohne Coronatest oder -impfung bespielbar gewesen. Diesen Sommer soll Wizz Air auf eine Auslastung von 90 Prozent kommen, ist Carey zuversichtlich.
Personalmangel
Das Bild auf Europas Airports prĂ€gen FlugverspĂ€tungen und Chaos infolge des akuten Personalmangels bei Fluglotsen und Sicherheitspersonal. "Das ist ein harter Sommer, absolut", vermerkte Carey mit Blick auf die sich aufstauenden VerspĂ€tungen. Es komme zu Schneeballeffekten. Den Kampf um gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bekomme die Wizz Air ebenfalls zu spĂŒren - eher beim Bordpersonal denn bei den Piloten.
Dennoch sieht sich die Airline insgesamt auf Kurs und will - auch in Wien - weiter expandieren. Derzeit hat die Fluggesellschaft mit Sitz in Budapest weltweit 165 Flieger im Einsatz, bis 2030 sollen es 500 werden. Auf der Basis in Wien seien die aktuell vier Flugzeuge "gut an die Nachfrage angepasst".
Aufstockung auf sechs Flieger ist derzeit nicht spruchreif
Die in der Vergangenheit angekĂŒndigte Aufstockung auf sechs Flieger ist derzeit nicht spruchreif. Aktuell wĂŒrden 36 Routen in 24 LĂ€nder geflogen. "Wir hoffen, den Markt wieder wachsen zu sehen." Im nahen Budapest sind 14 Flieger stationiert. Das sei aber nicht als Konkurrenz zu Wien zu sehen: "Ich bin der Meinung beide haben das gleiche Wachstumspotenzial - wir werden weiterhin beide wachsen lassen."
Bis vor dem Einmarsch Russlands in der Ukraine entfielen 9 Prozent der Wizz-Air-KapazitĂ€t auf die beiden LĂ€nder, 7 Prozent davon auf die Ukraine und 2 Prozent auf Russland. Die Verbindungen nach Russland wurden wegen der westlichen Sanktionen gekappt. "Wir haben zwei StĂŒtzpunkte in der Ukraine und hatten dort ziemlich aggressive WachstumsplĂ€ne", rĂ€umte Carey ein.
Derzeit sitzen dort vier Flieger der Billig-Airline fest. "Wir warten auf eine sichere Gelegenheit, sie rauszubekommen." Sobald der Krieg vorbei ist, will Wizz Air auch in der Ukraine wieder durchstarten. Die in Ungarn ansÀssige Gesellschaft flog im GeschÀftsjahr 2021/22 (per Ende MÀrz) einen Verlust von 642,5 Mio. Euro ein, nach einem Fehlbetrag von 576 Mio. Euro im Jahr davor.