Gas verbrennt sauberer als Kohle oder erdölbasierte Treibstoffe, weswegen es vielen als das geringere Übel unter den fossilen Energieträgern gilt. In den vergangenen Jahren kam der Energieträger aber vermehrt in die Kritik, weil bei Förderung und Transport deutlich mehr davon unverbrannt entweicht, als lange angenommen wurde. Und unverbrannt ist Methan ein deutlich stärker wirkendes Treibhausgas als CO2 (siehe Infobox).
Die Öl- und Gasförderindustrie ist durch den Anstieg der weltweiten Energiepreise seit dem Frühling 2021 im Aufwind. Insbesondere dass die EU-Staaten alternative Gas-Lieferanten gesucht haben, um russisches Erdgas zu ersetzen, hat die Nachfrage von Flüssiggas (Liquefied Natural Gas, kurz LNG) angekurbelt. Neben neuen Förderprojekten wird deswegen auch die Export-Infrastruktur stark ausgebaut.
Biden steht politisch unter Druck
Für US-Präsident Joe Biden kommt das in einem Wahljahr politisch ungelegen, denn beim Thema Klimaschutz sind Bidens Demokraten und die Republikaner gänzlich unterschiedlicher Ansichten. Der regierende US-Präsident möchte also mutmaßlich den Eindruck vermeiden, dass er seine politische Richtung nicht durchsetzen kann.
Während Umweltschutzorganisationen in den USA und Europa das Moratorium begrüßen, ist die Gas-Industrie erwartungsgemäß weniger erfreut. So warnt etwa Timm Kehler, Chef des deutschen Branchenverbandes Zukunft Gas, dass es durch Verzögerungen im Ausbau zu Knappheit und steigenden Preisen kommen könnte.
Zwar sind die laufenden Exporte und Exportterminals davon nicht betroffen, bisher wurde aber davon ausgegangen, dass die LNG-Kapazitäten in den kommenden Jahren stark ausgebaut werden. Das geschieht zwar auch in anderen Ländern, wenn die USA die Stopptaste drücken, werden die verfügbaren Mengen aber deutlich geringer sein. Die Gaspreise sind in Europa derzeit auf dem niedrigsten Stand seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Das erklärt sich einerseits dadurch, dass es den EU-Staaten vergleichsweise 2023 deutlich besser gelungen ist, russisches Erdgas zu ersetzen. Die Energiepreise werden aber auch von den gedämpften Konjunkturaussichten gedrückt. Die Internationale Energieagentur geht in einem aktuellen Report davon aus, dass die weltweite Nachfrage heuer um 2,5 Prozent ansteigt.
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