Banken sollen weiterhin keine Dividenden zahlen

Es wird wieder etwas mehr Geld ausgegeben
FMA legt Prüfungsschwerpunkte 2021 vor.

Die Corona-Krise wird auch an den Finanzmärkten nicht spurlos vorübergehen. „Die Realwirtschaft und die Finanzmärkte werden nicht mehr so ausschauen wie vor der Krise. Wir stellen eine tiefe Unsicherheit fest“, sagt FMA-Vorstand Helmut Ettl anlässlich der Präsentation der Aufsichts- und Prüfschwerpunkte 2021 am Donnerstag.

„Die Bundesregierung und die Länder haben mit ihren Hilfs- und Stützprogrammen Zeit gekauft. Die größte Herausforderung wird sein, dass die tiefe Krise der Realwirtschaft nicht auch noch die Finanzmärkte ansteckt.“

So habe die Covid-19-Krise auch verhindert, dass die EZB eine Wende in ein positives Zinsumfeld einläutet.

„Das niedrige bzw. negative Zinsniveau stützt die Gesamtwirtschaft entscheidend“, sagt Ettl. Unbestritten sei auch, dass der Niedrigzins die Finanzdienstleister unter Druck bringt. Vor allem Banken mit Fokus auf das Zinsdifferenzgeschäft und Lebensversicherer stünden vor großen Herausforderungen. Der erhöhte Margendruck dränge Marktteilnehmer vermehrt in risikoreichere Anlagen.

Fehlbewertungen

„Lang anhaltende Niedrigzinsen bergen die Gefahr von Fehlbewertungen an den Finanz- und Kapitalmärkten, da dadurch die Funktion des Zinssatzes als Preis für Geld und damit als Signal für die bestmögliche Allokation von Ressourcen geschwächt wird“, so die FMA. Sinkende oder niedrige Leitzinsen machen Vermögenswerte wie Anleihen, Aktien oder Immobilien attraktiver und lassen ihre Preise tendenziell steigen.

Um trotzdem eine positive Rendite zu erzielen, investieren Investmentfonds und Versicherungsunternehmen verstärkt in Anleihen mit langer Laufzeit.

Laut FMA-Vorstand Eduard Müller konzentrieren sich die Aufsichts- und Prüfungsschwerpunkte 2021 auf die Umsetzung der Lehren aus der Covid-Krise und die Stärkung des präventiven Krisenmanagements. Dazu kommen der Umstieg auf ein nachhaltiges Wirtschaften und die Nutzung der Chancen des digitalen Wandels.

Etablierte Finanzdienstleister müssen die Tragfähigkeit ihrer Geschäftsmodelle überdenken, massive Investitionen in neue Technologien tätigen. Zugleich haben sie mit zunehmender Konkurrenz durch Apple, Amazon und FinTechs zu kämpfen.

Dividenden

In wenigen Tagen wird die Europäische Zentralbank (EZB) festlegen, ob die Banken künftig wieder Dividenden ausschütten sollen. Bisher hatte die EZB Banken geraten, bis Ende 2020 keine Ausschüttungen vorzunehmen. „Unser Ansatz ist, die Kapitalpuffer und das Eigenkapital stark zu halten“, sagt Ettl. „Es soll so wenig Geld wie möglich aus den Bankbilanzen verschwinden. Vor dem Hintergrund der tiefen Krise wäre es im Moment nicht die beste Lösung, wenn man jetzt großartig mit den Dividendenausschüttungen beginnt.“K. Möchel, D. Schreiber

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