Ökonomen sehen auch für 2024 höhere Inflation

Ökonomen sehen auch für 2024 höhere Inflation
Der Rückgang der Teuerung kommt in Österreich deutlich langsamer voran als in den meisten Ländern des Euroraums.

In Österreich ist die Inflationsrate deutlich höher als in anderen Ländern der Eurozone und auch in den kommenden Monaten dürfte sich daran nichts ändern. Ökonomen der Bank Austria haben ihre Inflationserwartungen für heuer nun kräftig um über einen Prozentpunkt auf 7,6 Prozent angehoben. In den ersten vier Monaten 2023 lag die durchschnittliche Teuerung in Österreich bei über 10 Prozent. Auch für 2024 wird mit rund 3,5 Prozent eine höhere Inflation als zuletzt gesehen.

"In den kommenden Monaten ist weiter mit starken inflationstreibenden Kräften durch die Weitergabe der gestiegenen Kosten auf viele Dienstleistungspreise zu rechnen, die den sinkenden Energiepreisen entgegenwirken. Der Rückgang der Inflation kommt dadurch in Österreich nur sehr langsam voran, deutlich langsamer als in den meisten Ländern des Euroraums", so Bank-Austria Ökonom-Walter Pudschedl am Montag laut einer Aussendung. Während die Experten der Bank für den Euroraum eine Inflation von 5,5 Prozent im Jahresdurchschnitt 2023 erwarten, sei die Prognose für Österreich bedingt durch die überraschend starken Zweitrundeneffekte angehoben worden.

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Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht eine Inflationsrate von etwa 2 Prozent als ideal an und hat die Leitzinsen im Kampf gegen die Teuerung mehrmals angehoben. Die Bank-Ökonomen gehen von weiteren Anhebungen der Leitzinsen um jeweils 25 Basispunkte im Juni und Juli aus. Damit sollten der Refinanzierungssatz mit 4,25 Prozent und der Einlagensatz mit 3,75 Prozent ihren Höhepunkt erreicht haben, heißt es. Von ersten Zinssenkungen sei erst in der zweiten Jahreshälfte 2024 auszugehen.

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Auftragsrückgänge in heimischer Industrie

Für Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer zeigt die starke Straffung der Geldpolitik Wirkung. Der Konjunkturindikator der Bank setzte den rückläufigen Trend nicht mehr fort und stabilisierte sich im April bei minus 1,7 Punkten, wobei sich eine Zweiteilung der Wirtschaftsentwicklung in Österreich zeigte. "Während sich die Stimmung im Dienstleistungssektor leicht verbesserte, hat sich die Konjunkturlage im April im Produktionssektor spürbar eingetrübt", so Bruckbauer. In der heimischen Industrie und insbesondere am Bau verursachten Auftragsrückgänge zunehmend Sorgen.

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In den kommenden Monaten sollte die internationale Wirtschaft für mehr Rückenwind sorgen, wird erwartet. "In Kombination mit dem schrittweisen Rückgang der Inflation, der in der zweiten Jahreshälfte zu realen Einkommenszuwächsen führen wird und damit den Konsum beleben sollte, wäre das Feld für eine Erholung der österreichischen Wirtschaft geebnet", so Pudschedl. Die Ökonomen gehen weiterhin von einem Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent für 2023 aus und erwarten eine leichte Beschleunigung auf 1,2 Prozent 2024. Für den Euroraum wurde die Wachstumsprognose von 0,5 auf ebenfalls 0,7 Prozent angehoben.

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