Bahn-KV: Warum sich beide Seiten noch bewegen müssen
Eine Woche nach dem ganztätigen Warnstreik der Eisenbahner gingen die Kollektivvertragsverhandlungen zwischen der Gewerkschaft vida und den Vertretern der Bahnbetreiber in die nächste Runde. Die Gespräche begannen am Montag um 15.00 Uhr und sollten mehrere Stunden dauern. Tatsächlich dauerten die Gespräche nur eineinhalb Stunden, dann war offenbar alles gesagt.
Nach viel Kampfrhetorik gilt es die Wogen zu glätten. Denn beide Seiten liegen weit auseinander. Die Gewerkschaft fordert ein Gehaltsplus in Höhe von 400 Euro für alle Eisenbahner. Ursprünglich war sogar von 500 Euro die Rede.
Indes bieten die Bahnbetreiber lediglich die Hälfte davon und eine Einmalzahlung von 1.000 Euro.
„Unser Anspruch für die Verhandlungen ist, lösungsorientiert einen Kompromiss zu finden, der einen Kollektivvertragsabschluss ermöglicht“, sagt Thomas Scheiber vom Fachverband der Schienenbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). „Mein Angebot ist eine Erhöhung im Durchschnitt um acht Prozent.“
Da die Gewerkschaft fordert, dass die unteren Einkommen stärker angehoben werden, so Scheiber, haben sich die Bahnbetreiber auf eine Erhöhung von rund 200 Euro festgelegt.
Kompromiss gesucht
„Diese 200 Euro haben zur Folge, dass es in den unteren Einkommensbereichen Anhebungen von bis zu zwölf Prozent geben wird“, sagt der Chefverhandler. „Das ergibt eine Umverteilung von den höheren zu den niederen Gehältern, um diesem Ansinnen der Gewerkschaft ein bisserl entgegenzukommen. Das ist die Idee dahinter bisher gewesen.“ Gestern, Montag, wollten beide Lager ausloten, so Scheiber weiter, „wo die möglichen gemeinsamen Schnittmengen“ zwischen Forderung und Angebot liegen und wie man diese Schnittmengen ausgestalten könnte.
„Es ist das Gebot der Stunde, dass man vernünftig sein muss“, sagt der Arbeitgebervertreter, der für 65 Schienenbahnbetriebe spricht. „Ein Kompromiss ist immer für beide Seiten schmerzhaft.“ Das Wesen eines Kompromisses sei es aber auch, „dass sich jede Seite bewegen muss“.
Doch von einem solchen ist man noch meilenweit entfernt. „Es kommt jetzt darauf an, wie viele Ideen es gibt und wie viele Berechnungen man möglicherweise noch braucht, um zu schauen, ob etwas am Ende des Tages geht“, sagt Scheiber. „Die Frage ist auch, ob man die Erhöhung durch die Verkehrsdienste-Verträge refinanzieren kann. Da ist ein Rattenschwanz an Folgewirkungen, die man berücksichtigen muss.“ In den Verkehrsdiensteverträgen ist geregelt, welche Leistungen ein Eisenbahnunternehmen erbringen muss und welche Kosten des Nah- und Regionalverkehrs vom Klimaschutzministerium oder den Ländern finanziert werden.
Weitere KV-Runden
Bei der Gewerkschaft vida blieb man zwar bei der Forderung von monatlich 400 Euro mehr, aber man gibt sich konziliant. „Uns geht es darum, raschest eine Lösung zu finden“, heißt es seitens der vida.
Beide Seiten waren aber übereingekommen, dass man am Montag noch keinen Abschluss anpeilt. Dafür hat man für nächsten Montag und Dienstag weitere Verhandlungsrunden angesetzt. Diese sind offenbar nötig.
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