Studie: Österreichs Autoindustrie verliert an Innovationskraft
Österreichs Autozulieferindustrie schlägt Alarm. Die Branche, an der mehr als 300.000 Arbeitsplätze im Land hängen, leidet unter schwacher Auftragslage und schwindender Wettbewerbsfähigkeit.
Politische Rückendeckung ist daher kurz vor der EU-Wahl am kommenden Sonntag mehr als gefragt. Bundeskanzler Karl Nehammer lädt daher heute, Montag, ausgewählter Vertreter der heimischen Autoindustrie erneut zu einem "Autogipfel" ins Kanzleramt.
Ziel des Runden Tisches sei, Weichenstellungen für den Standort Europa zu treffen und eine Vorgangsweise gegen das EU-Verbrenner-Verbot zu besprechen. Bereits im April des Vorjahres gab es einen ähnlichen "Autogipfel" im Kanzleramt. Seither absolvierte der Minister mehrere Betriebsbesuche, ansonsten ist wenig geschehen.
Beim heutigen "Runden Tisch" bei Kanzler Nehammer sollen laut Kanzleramt neben dem steirischen Landeshauptmann Christopher Drexler, Wirtschaftsminister Martin Kocher und IV-Präsident Georg Knill auch Vertreter von Magna Österreich, BMW und Siemens kommen.
Erwartet wird, dass die Industrievertreter vor allem mehr Unterstützung für Forschung und Entwicklung einfordern werden. Untermauert werden die Forderungen der Industrie durch eine Studie von Economica Instituts im Auftrag der Lobby-Organisation oecolution austria, die von der IV und der Wirtschaftskammer finanziert wird.
"Bedrohliche Entwicklung" im Bereich Technologiewettbewerb
Laut Studie gibt es vor allem im Bereich Technologiewettbewerb eine "bedrohliche Entwicklung". So wurden demnach zwischen 2011 und 2020 in Österreich jährlich durchschnittlich 320 Patente im Automobilbereich angemeldet, womit das Land zu den innovativsten Auto-Ländern Europas zählte. Seit 2020 gibt es aber einen deutlichen Rückgang bei Forschungspublikationen in Österreich und auch Europa, während sie in China und den USA gestiegen sind. Ob Corona dafür verantwortlich war, wird nicht erwähnt.
Das Technologie-Screening von Economica zeigt auch, dass Österreich beim Einwerben von Fördermitteln für die Grundlagenforschung im Rahmen der europäischen Forschungsförderung bei der Automobil- und Fahrzeugtechnik im letzten Forschungsprogramm erfolgreich war. Dieses Potenzial müsse auch im aktuellen Programm "Horizon Europe"voll ausgeschöpft werden, um nicht weiter zurückzufallen, heißt es.
„Forschungspublikationen, Patentanmeldungen und Investitionen sind ein Indikator für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand einer Volkswirtschaft. Rückläufige Forschungstätigkeiten gefährden diese massiv“, sagt Elisabeth Zehetner, Geschäftsführerin von oecolution austria.
Österreich sei nicht nur im Bereich moderner Verbrenner-Technologien und bei Getrieben mit zahlreichen Patenten hochinnovativ, sondern auch bei alternativen Antrieben. Wenn nicht sofort gehandelt werde, laufe Österreich Gefahr, "von einem Innovationsführer zu einem Mittelfeldakteur zu werden".
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