Ob NIO, BYD, MG oder Geely: Seit einigen Jahren versuchen chinesische Autobauer ihr Glück auch in Europa. Und das mit zunehmendem Erfolg, vor allem bei Elektrofahrzeugen. Inzwischen liegt in dieser Sparte der Anteil der Chinesen in der EU bei acht Prozent. Klingt nicht nach viel, doch in zwei Jahren sollen es laut EU-Berechnung schon 15 Prozent sein.
Und aus Sicht der EU-Kommission mit unfairen Methoden erzielt. „Ihr Preis wird durch gewaltige staatliche Subventionen künstlich niedrig gehalten“, hatte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Mittwoch gesagt. Die Kommission hat deswegen, wie gestern berichtet, Ermittlungen wegen den Subventionen eingeleitet. Antidumpingzölle der EU könnten die Folge sein.
Derzeit werden für Importfahrzeuge zehn Prozent fällig. Dabei geht es nicht nur um die Autos chinesischer Hersteller, sondern auch um Autos, die von westlichen Firmen für den Export gebaut werden. Während deutsche und französische Politiker den Schritt begrüßen, gibt es auch kritische Stimmen.
Klarerweise aus China selbst. Man sei sehr besorgt und unzufrieden mit den Ermittlungen der EU-Kommission, teilte das chinesische Handelsministerium am Donnerstag mit. Einen „fairen Wettbewerb“ vorgebend hätten die EU-Ermittlungen das Ziel, die eigene Wirtschaft zu schützen. China werde die protektionistischen Tendenzen und darauf folgende Maßnahmen der EU genau beobachten und die Interessen der chinesischen Unternehmen schützen.
Genau davor haben einige westliche Autobauer Sorge, allen voran jene aus Deutschland, die selbst in China mit guten Verkaufszahlen glänzen. Der deutsche Branchenverband VDA warnt vor einem Handelskrieg. „Mögliche Gegenreaktionen aus China müssen berücksichtigt werden.“ Das US-Analysehaus Bernstein verweist darauf, dass Europas Autobauer stark vom China-Geschäft abhängig seien. Sollte es zu Vergeltungsmaßnahmen kommen, dürfte das besonders die Premiumhersteller wie BMW oder Mercedes treffen. Diese wollen das EU-Vorhaben nicht kommentieren.
Umso mehr jedoch Deutschlands Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. „Was die EU-Kommission da macht, ist ein Spiel mit dem Feuer für die deutsche Autoindustrie“, sagt er auf KURIER-Anfrage. „Der Grund scheint zu sein, dass Frankreich mit Strafzöllen seine Autoindustrie vor chinesischen Importen schützen will. Die größten Verlierer wären die deutschen Hersteller VW, BMW, Mercedes und die großen Zulieferer.“
Der deutsche Weg
Das Argument von Staatshilfe und unfairem Wettbewerb ist seiner Meinung nach vorgeschoben. „In China gibt es für Autokäufer Subventionen beim Kauf von E-Autos. So wie etwa in Deutschland. Der große Unterschied: China macht die Förderung weiter und Deutschland baut sie ab.“ Nach Schätzungen der Beratungsfirma AlixPartners gab es seit 2016 in China staatliche Subventionen für elektrische und Hybrid-Fahrzeuge in Höhe von 53 Mrd. Euro.
Die Chinesen hätten – genauso wie Tesla – sauber erarbeitete Wettbewerbsvorteile bei E-Autos. „Kein Mensch käme auf die Idee, Schutzzölle gegen US-produzierte Elektroautos einzuführen.“ In China habe man über mehr als 20 Jahre die Chance genutzt, die Batterietechnik aufzubauen. In Europa habe man das verschlafen. Und die Batterie mache den Kostenunterschied aus. Laut EU beträgt dieser schon jetzt rund 20 Prozent. Dudenhöffer schätzt, dass dieser in zwei bis drei Jahren wegen steigender Verkaufszahlen noch größer wird.
Indes muss VW in Zwickau zumindest 270 Jobs in der E-Auto-Produktion mangels Nachfrage abbauen ...
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