Auto, Zug oder Flugzeug: Welches Verkehrsmittel für welche Strecken geeignet ist
Welches Verkehrsmittel für welche Strecken geeignet ist, haben Experten in einer aktuellen Studie eruiert und CO2-Emissionen, Kosten und Reisedauer analysiert.
15.07.22, 05:00
Mit der Bahn, mit dem Auto, oder doch mit dem Flugzeug verreisen? Gerade in Zeiten des Klimawandels und hoher Spritpreise ist die Frage relevant wie kaum zuvor. Die aktuelle Studie „Die Zukunft der Mobilität – weg von der Ideologie, hin zum Kundennutzen“ vom Strategieberatungsunternehmen Höffinger-Solutions birgt einige Überraschungen, wenn es darum geht, wann welches Verkehrsmittel am günstigsten, am schnellsten oder am umweltfreundlichsten ist. Und dabei geht es nicht nur um die Länge der Strecke.
Mehrere Strecken
Die Studienautoren Stefan Höffinger und Tabea Wieckhorst haben sich mehrere Reiserouten angeschaut und die Kosten, Reisedauer und CO2-Emissionen der einzelnen Verkehrsmittel berechnet. Reist eine Person alleine die 523 Kilometer lange Strecke von Wien nach Berlin, ist das Auto wegen hoher Kosten, relativ langer Reisedauer und sehr schlechten Umweltauswirkungen die schlechteste Wahl (siehe Grafik).
Der Zug ist preislich und umwelttechnisch der klare Gewinner, nur bei der Fahrzeit schmiert er ab. Wie wichtig es ist, dass man mit dem Auto wenn möglich nicht alleine fährt, zeigt ein anderes Szenario, nämlich wenn eine vierköpfige Familie mit dem Auto nach Berlin fährt. In dem Fall sinken die Reisekosten und CO2-Emissionen pro Kopf auf ein Viertel, womit das Auto im Vergleich zum Zug und Flugzeug wieder im Rennen ist.
Bei einer Reise nach Zürich sieht die Sache ganz anders aus, einer der Gründe sind die Berge. Auto und Zug sind mit sieben beziehungsweise acht Stunden auf der 590 Kilometer langen Strecke relativ lange unterwegs. Das Flugzeug hängt sie mit einer reinen Flugzeit von zwei Stunden und 15 Minuten deutlich ab und kann auch preislich gut mithalten.
Viele Faktoren
Bei einer Reise von Wien nach Graz sind die Vorzeichen erneut anders. Erstmals braucht man mit dem Flieger länger als mit dem Auto und dem Zug, wenn man bedenkt, dass man früher am Flughafen sein, einchecken und auf das Gepäck warten muss. Auch preislich und bei den CO2-Emissionen ist im Flieger nicht mehr viel zu gewinnen. Ein Flug nach Salzburg rechnet sich überhaupt nicht mehr, weil man über Frankfurt fliegen müsste, da es keinen Direktflug von Wien aus mehr gibt.
Es zeigt sich also, dass verschiedenste Einflussfaktoren auf den einzelnen Strecken das eine oder andere Verkehrsmittel begünstigen. „Fliegen ist und bleibt oftmals die schnellste Verbindung und ist auf der Mittelstrecke über rund 1.000 Kilometer kaum zu schlagen“, sagt Höffinger. Allerdings müsse man auf Extrakosten, wie fürs Gepäck, aufpassen.
Bei der Autofahrt können durch Maut versteckte Kosten entstehen, die Bahn besticht als „Mittelfeldspieler“ hinsichtlich Kosten und Zeit. Die Entscheidung für das einzelne Verkehrsmittel ist also individuell. „Sie hängt von den persönlichen Präferenzen, von der Anbindung, der Zahl der Mitreisenden sowie der Gepäckstücke ab und ob man Zeit oder Kosten minimieren will“, sagt Wieckhorst. Ein Vergleich aller Möglichkeiten und vor allem eine frühe Buchung würden sich meist lohnen.
Zeit besser nutzen
Je länger die Strecke ist, desto mehr spielt das Flugzeug seine Vorteile mit der Geschwindigkeit aus, Nachtzüge können aber bis zu einer gewissen Distanz als interessante Alternative dienen. Ist ein Urlaub mit mehreren Personen und Gepäck geplant, liegt oft nahe, mit dem Auto zu fahren. Eine Empfehlung für ein Verkehrsmittel will Höffinger jedoch nicht aussprechen, ein kompetitives Angebot verschiedener Verkehrsmodi in einem funktionierenden Markt könne jedoch die Kundenpräferenzen am besten bedienen.
Eine effiziente Nutzung der Zeit gewinnt laut Höffinger beim Reisen immer mehr an Bedeutung. Die Fahrzeit im Zug wird zunehmend von vielen Menschen auch als Arbeitszeit oder einfach zum Lesen eines Buches und zum Entspannen genutzt.
Kommentare