VÖZ-Kampagne für Qualität auf Papier

VÖZ-Kampagne für Qualität auf Papier
Österreichs Verleger verweisen am Tag der Pressefreiheit auf Wertigkeit von Print gegenüber sozialen Medien wie Facebook und Twitter. Dort wird heftig über die Kampagne diskutiert.

Ein toter Twitter-Vogel liegt auf dem Rücken. Darunter steht: "140 Zeichen reichen nicht aus!" Mit diesem und anderen Claims will der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) am Internationalen Tag der Pressefreiheit auf die Wertigkeit von Zeitungen gegenüber sozialen Medien hinweisen.

Auf einem weiteren Motiv ist ein an Facebook erinnernder "Gefällt mir"-Daumen zu sehen und die Aussage "Likes sind kein Qualitätsmerkmal!". Ein drittes Bild zeigt eine an Google erinnernde Suchmaske, in der "Pressefreiheit" eingegeben ist. Darüber prangt das Wort "Zensur", überdies sind ein Panzer und asiatische Schriftzeichen zu sehen. Der Slogan hierzu lautet: "Ohne Journalismus keine Ergebnisse!"

VÖZ-Kampagne für Qualität auf Papier
"Wenngleich soziale Medien Möglichkeiten des Meinungsaustausches bieten und Suchmaschinen Werkzeuge der Informationsbeschaffung sind, können sie keine objektive Information gewährleisten oder gar die 'Watchdog'-Funktion der freien Presse ersetzen", so VÖZ-Präsident Thomas Kralinger.

Er verwies etwa auf das Boston-Attentat und die Flut von Falschmeldungen, die innerhalb kürzester Zeit über soziale Medien aber auch Fernsehsender verbreitet wurden. Zeitungen hätten sich hier "meist als glaubwürdiger Fels in der Brandung" erwiesen. Pressefreiheit brauche Zeitungen und Magazine, die Berichte ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten von Politikern und Wirtschaftsbossen veröffentlichen und deren Journalisten kritisch hinterfragen und recherchieren, meinte Kralinger am Donnerstag in der Aussendung.

Um journalistische Inhalte in gewohnter Qualität auch künftig zu finanzieren, brauche es die Mithilfe der Politik und ein "Österreich Programm", in dem etwa ein Leistungsschutzrecht sichergestellt wird, "damit Zeitungen an der Verwertung ihrer Inhalte durch Dritte partizipieren können". Außerdem müsse die Presseförderung auf 50 Millionen Euro aufgestockt werden. Auf Europäischer Ebene müsse ein "forscheres Auftreten der Kommission gegen die Manipulation von Suchergebnissen und Datenschutzverletzungen sowie ein beherzteres Eintreten für strengere Copyright-Richtlinien" stattfinden.

Kritik in digitalen Netzwerken und Häme aus Deutschland

In den sozialen Medien selbst stieß die Kampagne auf viel Gegenwind und wurde teils mit Häme überzogen. Auch in Deutschland wurde über die VÖZ-Initiative berichtet. "Österreichs Verleger wettern gegen das Web", schrieb etwa das deutsche Medienportal Meedia und ortet "reichlich unreflektierte Kritik an Twitter, Facebook und Google". An selber Stelle werden auch deutsche Journalisten, die stark im Netz aktiv sind, mit teils harschen Kommentaren zitiert. Tenor der Kritik: Die österreichischen Verleger würden soziale Netzwerke zu wenig ernst nehmen und noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen sein.

Laut VÖZ-Geschäftsführer Gerald Grünberger verdeutliche die intensive Rezeption der Kampagne in diversen Digitalkanälen die Notwendigkeit dieser Diskussion. Grünberger in einem Statement vom Freitag: "Österreichs Zeitungen und Magazine sind auf allen digitalen Kanälen aktiv. Die aktuelle Kampagne stellt die Funktionalität der verschiedenen Kanäle und Plattformen dar. Die Erregung mancher, die nur allzu gerne den Abgesang auf die Zeitungsindustrie anstimmen, ist einerseits durchschaubar und ändert nichts an der unverzichtbaren Funktion, die Zeitungen und Magazine für unsere Demokratie haben."

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