Privatsender fordern ORF-Unterhaltung "in angemessenem Umfang"

Reportage von Dietmar Pribil über die Sende-Premiere von Puls 4 zur Champions League.
VÖP kritisiert "marktverzerrende Situation." Gegen Internetgiganten streben die Privatsender einen Schulterschluss mit dem ORF an.

Einen "fairen Wettbewerb" fordert der Verband Österreichischer Privatsender (VÖP) und zielt dabei nicht auf die Finanzierung sondern auf das Programm des ORF ab. Denn mit Ausnahme etwa von "Twilight" oder der Championsleague liegen "fast alle Erstausstrahlungsrechte der attraktivsten, quotenträchtigsten und teuersten Formate beim ORF", so Puls 4-Geschäftsführer Markus Breitenecker bei einer Podiumsdiskussion zum Thema "Rundfunkfinanzierung" am Dienstagnachmittag.

"Der ORF soll weiter Unterhaltung bieten, aber in angemessenem, europäisch durchschnittlichem Umfang", so die VÖP-Forderung. Zur Untermauerung seiner These hat sich der VÖP die quotenstärksten Formate in sämtlichen Genres angeschaut und dokumentiert, bei welchen Sendern in Europa die Rechte für diese Sendungen liegen. Auffallend sei, dass die "teuren Kommerzrechte in anderen europäischen Ländern zwischen Privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern aufgeteilt sind", so Breitenecker, mit Ausnahme von Österreich, wo fast alle Rechte beim ORF liegen.

Marktverzerrende Situation

"Diese Situation zeigt, dass es hier einen Anbieter gibt, der so viel Geld zur Verfügung hat, dass er sich quasi alle interessanten Rechte vom Markt wegkaufen kann. Das ist eine marktverzerrende Situation, in der Privatsender keine Chance haben, ebenfalls attraktive Formate zu kaufen", so Beitenecker. Würde der ORF bei diesen Rechtekosten sparen, wäre er nicht auf die Refundierung angewiesen und müsste nicht öffentlich-rechtliche Kernaufgaben kürzen, so der VÖP-Tenor. Eine Diskussion wie derzeit um das angekündigte Ende des Bachmann-Preises würde sich damit erübrigen, so Breitenecker. ATV-Geschäftsführer Martin Gastinger kann die ORF-Forderung nach der Fortsetzung der Refundierung vor allem angesichts der Tatsache, dass die Gebühren vor einem Jahr ohnehin erhöht wurden, nicht nachvollziehen.

Auch VÖP-Präsident Klaus Schweighofer, der in seinen Begrüßungsworten bedauerte, dass - trotz intensiver Bemühungen des VÖP - im ORF niemand für die Diskussion gewonnen werden konnte, betonte, es sei genug Geld für beide Seiten da. Die Frage sei nur, wer welche Aufgabe übernimmt. Dementsprechend fordert der VÖP keine Beschneidung des ORF - "wir wollen ihm nichts wegnehmen" (Breitenecker) -, spricht sich aber sehr wohl gegen zusätzliche Mittel, also gegen eine Fortsetzung der Refundierung oder gegen zusätzliche Werbemöglichkeiten auf der TVthek aus. Denn, so der VÖP, gemessen an der Einwohnerzahl sei der ORF mit seinen Werbeeinnahmen und den Gebühren einer der bestausgestatteten öffentlich-rechtlichen Sender Europas und verfüge über die dreifache Finanzausstattung im Vergleich zu allen Privaten zusammen.

Martin Blank, Geschäftsführer von Servus TV, warnte davor, dass der ORF Qualitätsprogramm von den Haupt- auf die Spartenkanäle auslagert, denn auch das setze Konkurrenten von ORF III, wie Servus TV unter Druck. Einen Schulterschluss mit dem ORF streben die Privatsender indes im Kampf "gegen die internationalen Internetgiganten" an, so Blank. Denn die Bedrohung, die von ihnen ausgehe, sei "enorm". Sämtliche neuen TV-Geräte verfügen über WLAN-Anschlüsse, und die Situation, dass die TV-Anbieter mit Google und Co. konkurrieren müssen, stehe unmittelbar bevor, so Blank. Für die internationalen Player müssten daher die gleichen Voraussetzungen und Regulierungen gelten wie für die nationalen, so die Forderung.

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