Peter Hackmair: Herr seiner Sprache

Peter Hackmair ist ORF-Bundesliga-Experte. Nächster Einsatz: Sonntag (16 Uhr, ORFeins).
Peter Hackmair bringt seit Sommer frischen Wind in die Fußball-Berichterstattung des ORF. Ein Gespräch.

Als Fußballer holte Peter Alexander Hackmair an der Seite von Martin Harnik und Zlatko Junuzović bei der U20 WM in Kanada (2007) den vierten Platz, gab im Gegensatz zu anderen Spielern gerne wie gute Interviews und griff im Bus zu Fußballspielen lieber zum Buch, als sich einen Film anzusehen. Seit Sommer ist der 28-Jährige, der nach schweren Verletzungen seine Karriere bei Wacker Innsbruck im Alter von 25 Jahren beendete, Fußball-Experte beim ORF.

KURIER: Sie wurden einst zum schönsten Fußballer von Oberösterreich gewählt, kommen bei Frauen und Männern sehr gut an. Wie viele Liebesbriefe bekommen Sie pro Woche?

Peter A. Hackmair: Heiratsanträge bekomme ich zum Glück keine (lacht), aber viele Nachrichten – natürlich auch von Männern. Das meiste erreicht mich über Facebook und via eMail. Briefe sind kaum dabei. Ich verbringe im Schnitt drei, vier Stunden in der Woche mit der Beantwortung. Dieses Feedback der Leute freut mich sehr.

Wie sieht es mit Beschimpfungen aus?
Auf Angriffe unter der Gürtellinie und persönliche Anfeindungen reagiere ich nicht. Aber zum Glück halten sich diese Beschimpfungen in Grenzen. Ich freue mich über jede konstruktive Kritik, da ich mich stets verbessern möchte und als junger Fußball-Analytiker noch viel dazu lernen kann.

Gibt es Anfeindungen in den Stadien?
Gröber beschimpft werde ich in den Stadien nicht, weil ich auch nicht so stark polarisiere wie zum Beispiel Helge Payer oder Herbert Prohaska, die aufgrund ihrer Vergangenheit als Fußball-Profi von den jeweiligen Fan-Gruppierungen beschimpft werden. Ein "Du hast die Haare schön"-Gesang wird bei mir aber immer hin und wieder angestimmt, aber das verkrafte ich locker.

Was ist Ihnen bei den Analysen wichtig?
Es ist nicht mein Ziel, jemanden runterzumachen. Aber wenn ein Spieler einen Fehler macht, dann werde ich das in meiner Analyse ansprechen. Dabei will ich stets authentisch sein, mich in keine Rolle drängen lassen. Wenn der ORF das für unpassend empfindet, dann habe ich kein Problem, wenn mein Vertrag, der bis Juni 2016 läuft, nicht verlängert wird. Denn ich bin nicht von diesem Job abhängig und muss mich daher auch nicht verstellen.

Sie sind aus dem Nichts zum ORF gekommen. Viele haben sich gefragt: Wer ist das? Wie kam es zum Engagement?
Für mich kam das Angebot vom ORF auch sehr überraschend, denn ich hatte im Vergleich zu andern Analytikern eine sehr kurze Fußballkarriere. Aber der ORF suchte ein junges, frisches Gesicht, um eine Balance zwischen Alt und Jung zu erreichen. Die Veröffentlichung meines ersten Buches "Träume verändern" hat sicher auch einen Teil dazu beigetragen, weil ich mich darin kritisch zum Thema Fußball äußere.

Nach dem Ende Ihrer Profi-Karriere gingen Sie auf Weltreise. Hat Sie das verändert?
Wenn man in Indien Kinder sieht, die auf der Straße leben müssen, dann verändert einen das. Mir wurde klar, dass es noch andere Dinge im Leben als Fußball gibt. Ich bin offener gegenüber Fremden geworden und dankbarer.

Was stört den Analytiker Peter Hackmair an sich selbst?
Dass ich manches nicht auf den Punkt bringe. An diesem Problem arbeite ich gerade mit meinem Mediencoach. Es geht um das "KISS"-Prinzip: "Keep it short and simple". Da oftmals wenig Zeit für Analysen bleibt, muss ich das in drei, vier knackige Sätze packen. Auch an der Körpersprache wird gearbeitet. Ich versuche meinen unruhigen Oberkörper gezielter einzusetzen und mehr in die Kamera zu schauen.

Was möchten Sie bei Ihren Analysen unbedingt vermeiden?
Ich versuche eine andere Sprache zu wählen, klassische Fußballfloskeln wie "Das hat dem Spiel gut getan" oder "Das war ein tödlicher Pass" zu vermeiden. Ich möchte Sprachenreichtum in meine Analysen bringen, wie das Oliver Kahn oder Mehmet Scholl machen: Sie sind Herr ihrer Sprache und versuchen das Niveau von Fußball-Übertragungen im Fernsehen zu heben.

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