Oliver Polzer: "Die Watsch’n kriegst in jedem Fall"

„Kritische Stimmen gehören dazu“: ORF-Mann Oliver Polzer
Oliver Polzer ist sich sicher: Man kann es nie allen recht machen. Heute kommentiert er das WM-Finale.

KURIER: Herr Polzer, sie melden sich heute das letzte Mal aus Rio. Wer wird Weltmeister?

Oliver Polzer: Tut mir leid, aber das tippe ich nicht. Ich will nicht, dass jemand glaubt, ich würde zu jemandem halten. Außerdem will ich selbst vermeiden, beim Kommentieren einem Tipp von mir hinterherzuhecheln.

Was zeichnet einen guten Sportkommentator aus?

Vor allem ein großes Herz für den Sport. Man muss das Ganze auch leben. Das kommt mir Gott sei Dank nie abhanden, auch wenn das Spiel noch so mau ist.

Oliver Polzer: "Die Watsch’n kriegst in jedem Fall"
Legen Sie sich ihre Pointen schon vor dem Spiel zurecht?

Nein. Ich nehme mir auch nicht vor, jetzt besonders lustig zu sein. Das funktioniert nicht.

Können Sie sich an eine Wortmeldung erinnern, die sie später bereut haben?

Ja, das gibt es schon hin und wieder. Als es zum Beispiel den Robben ununterbrochen auf die Schnauze gehaut hat, ist mir in meinem Ärger darüber einmal ausgekommen "das Robbensterben geht weiter". Und da habe ich mir dann selbst auch gedacht. "Okay, das war jetzt übers Ziel geschossen. "

Ist Ihnen bewusst, dass Sie mit Ihrem Moderationsstil auch polarisieren?

Oliver Polzer: "Die Watsch’n kriegst in jedem Fall"
Absolut. Ich behaupte aber auch, dass es zum Fußball dazugehört, dass sich die Menschen über den Kommentator aufregen. Mir ist es lieber, ich bin den Leuten nicht wurscht, als es ist allen egal. Ich arbeite immer wieder mit Marcel Reif (Anm. Schweizer Moderatorenlegende) zusammen, weil ich seinen Stil und seine Sprache sehr schätze. Und der hat auch gesagt: "Wenn Sie es schaffen, 50 Prozent auf Ihre Seite zu holen, haben Sie alles geschafft. Mehr geht nicht."

Für das WM-Studio musste der ORF teils heftige Kritik einstecken. Für Sie nachvollziehbar?

Ich habe bei dieser Frage das große Glück, dass all unsere Versuche, unsere Sendungen hier in Brasilien zu sehen, nicht funktioniert haben. Ich habe nur Fotos gesehen, dort hat es mir jetzt nicht schlecht gefallen. Ich weiß aber überhaupt nicht, wie es inszeniert war. Ich weiß nur eines: Egal, wie wir oder die Kollegen es gemacht hätten, es hätte immer Beschwerden gegeben. Es ist ja auch ein bisschen modern, den ORF zu kritisieren.

Ist Fußball noch immer ein Männersport, der auch für Männer inszeniert wird?

Nein, gerade bei der WM ist das Verhältnis zwischen Männern und Frauen mittlerweile fast ausgeglichen. Ich weiß allerdings nicht, weshalb sich nicht auch Frauen gerne Sambatänzerinnen anschauen sollten.

Jetzt bekommen wir die Ohrfeigen für ein Studio, das man im Brasilien-Style hergerichtet und dabei aber viel Geld gespart hat. Wäre man hergegangen und hätte wie die Deutschen ein Penthouse an der Copacabana gemietet, hätte man uns vorgeworfen, dass wir Geld rauswerfen. Die Watsch’n kriegst in jedem Fall.

Die Quoten geben dem ORF ja auch recht. Auf der anderen Seite wollten 400.000 Menschen das Spiel Deutschland gegen Brasilien lieber im ZDF sehen.

Das ist natürlich eine gewaltige Zahl, aber überrascht in dem Sinn auch nicht, als dass die mit großem Team vor Ort sind und ein Riesenprogramm fahren. Da kann ich schon verstehen, dass ich da als Seher hinschalte.

Am 18. Juli startet in Österreich ja wieder die Fußball-Bundesliga. Freuen Sie sich schon?

(lacht) Jetzt muss ich sehr vorsichtig sein, oder? Also: Die österreichische Liga ist für mich eine andere Liga, was diesen Sport betrifft, keine Frage. Trotzdem freue ich mich wieder auf Hausmannskost.

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