"FTD" erscheint zum letzten Mal
Die lachsfarbene "Financial Times Deutschland" hat im Zeitungsmarkt Akzente gesetzt - nicht nur farblich. Weil das Wirtschaftsblatt nicht in die schwarzen Zahlen kam, erscheint nun die letzte Ausgabe - dafür mit schwarzem Titelblatt.
Die Wirtschaftszeitung aus Hamburg verabschiedet sich nach fast 13 Jahren vom Markt. Das Aus hatte der Zeitschriftenkonzern Gruner + Jahr (G + J) vor zwei Wochen offiziell bekanntgegeben. Dem Vernehmen nach soll es in der letzten "FTD"-Ausgabe inhaltliche Überraschungen für die Leser geben. Unter anderem wolle die Redaktion die Topstorys aus der "FTD"-Geschichte präsentieren. Man wolle über die eigene Trauerarbeit schreiben, ein Abschiedsfoto der "FTD"-Redaktion soll am Freitag im Blatt stehen.
Nie wirtschaftlich erfolgreich
Die lachsfarbene Zeitung, die seit ihrer Gründung im Jahr 2000 rote Zahlen schreibt, gehörte zu den G + J-Wirtschaftsmedien, bei denen es zu weiteren Veränderungen kommt. Das Traditionsmagazin "Capital" soll von Hamburg nach Berlin umziehen, ebenso das halbjährliche Heft "Business Punk". Für die beiden Hefte "Impulse" und "Börse Online" werden derzeit ein Management-Buy-Out - also die Übernahme durch verlagsinterne Manager - und ein Verkauf geprüft.
Durch die Maßnahmen bei den Wirtschaftsmedien stehen 314 Mitarbeiter vor einer ungewissen Zukunft. 50 weitere Arbeitsplätze in verknüpften Verlagsbereichen sollen möglichst durch Fluktuation abgebaut werden. Mit den Betriebsräten wird über einen Sozialplan verhandelt. Beschäftigte der "FTD" wollen am Freitag in Hamburg vor dem Hauptgebäude des Verlages am Baumwall demonstrieren.
Für die defizitäre "FTD" habe der Vorstand keinen Weg gesehen, sie weiter zu betreiben, hatte die für die Wirtschaftsmedien zuständige G + J-Deutschland-Chefin Julia Jäkel mitgeteilt. Dennoch fiel auch ihr die Einstellung schwer. Die "FTD" sei eines der ambitioniertesten journalistischen Projekte der vergangenen Dekade gewesen, sagte die Managerin. "Es geht ein bedeutendes Kapitel deutscher Publizistik zu Ende." Dem stimmten auch die Leser zu, die in ihren Zuschriften für Professionalität und Meinungsfreude, Seriosität und Humor dankten.
Selbst für eine reine "FTD"-Online-Version gab es dem Verlag zufolge keine Erfolgschance mehr. Er hatte schon in der Finanzkrise 2008 eingegriffen und seine Wirtschaftsmedien in Hamburg zusammengezogen, um die Kosten zu senken. Auch für das laufende Jahr wird bei den G + J-Wirtschaftsmedien ein "deutlicher Verlust" erwartet.
Erinnerungsstücke versteigert
Zu haben waren im Internet noch "FTD"-Erinnerungsstücke, die bei einer Benefiz-Auktion versteigert wurden. Eine "FTD"-Erstausgabe vom 21. Februar 2000 im Schmuckkarton ging für 1.810 Euro weg. "Wir könnten im Untergang wild um uns schlagen. Wir können aber auch dem Journalismus helfen, am Leben zu bleiben. Buchstäblich", teilte die Redaktion zu der Versteigerung zugunsten von "Reporter ohne Grenzen" (ROG) mit. Der Verein setzt sich für verfolgte Journalisten ein.
Die Organisation, der das Geld zugutekam, mahnte: "Immer häufiger werden jetzt auch in Deutschland Redaktionen zusammengelegt und Zeitungen geschlossen. Das gefährdet auf Dauer die Pressevielfalt, einen unverzichtbaren Bestandteil der Pressefreiheit", teilte ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske mit.
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