Profis suchen Weg aus der Zeitungskrise

Am 7. 12. erscheint die deutsche Financial Times Deutschland zum letzten Mal.

Jetzt ist’s offiziell: Die Financial Times Deutschland (FTD) wird mit 7. Dezember eingestellt. Am Freitag wurden die Mitarbeiter über die Entscheidung informiert. Das monatliche Magazin Capital soll von Berlin aus weitergeführt werden, ebenso das halbjährliche Heft Business Punk. Für die beiden Titel Impulse und Börse Online wird ein Verkauf geprüft. Insgesamt sollen 320 Arbeitsplätze wegfallen.
Der Hamburger Gruner + Jahr-Verlag hatte in der Finanzkrise 2008 seine Wirtschaftsmedien in einem Verlagsbereich in Hamburg zusammengezogen, um Kosten zu reduzieren. „Zwar konnten erhebliche Einsparungen erzielt werden, diese reichten jedoch nicht aus, um die rückläufigen Anzeigenumsätze auszugleichen“, teilte Gruner + Jahr mit. Auch 2012 würden die Wirtschaftsmedien einen deutlichen Verlust machen. Seit ihrer Gründung im Jahr 2000 ist die FTD nicht in die schwarzen Zahlen gekommen.
Die Nachricht vom Aus der FTD trifft die deutsche Medienbranche in einer ohnehin angespannten Lage. Vor kurzem ging die Traditionszeitung Frankfurter Rundschau pleite, die Nachrichtenagentur dapd meldete teilweise Insolvenz an.

Bezahlmodelle

Wie überall auf der Welt dreht sich die Debatte auch in Deutschland um das Problem „Bezahlmodelle“: Der Fehler, sagte FAZ-Mitherausgeber Frank Schirrmacher jüngst in einem Interview, sei, dass sich eine ganze Branche geeinigt habe, dass geistige Arbeit keinen materiellen Wert habe. Das Problem: Zeitungen stellen ihre Inhalte kostenlos online – die Hoffnung, sie durch Werbe-Klicks zu finanzieren, geht bisher für die wenigsten auf. Laut Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo lautet die entscheidende Frage: „Wie kann hochklassiger, um profunde Analyse und Recherche bemühter Journalismus, wie kann die freie Berichterstattung aus aller Welt, wie die kritische Wächterfunktion künftig finanziert werden?“
Ein Weg, glauben viele Profis, liege in der Konzentration auf Qualität. Nicht nur Daten und Fakten zu liefern, sondern auch Erklärungen und Einordnungen. Dass guter Journalismus eine Zukunft habe, glaubt auch Mathias Döpfner, Chef des einflussreichen Axel-Springer-Verlags: „Die Technologie ändert sich radikal. Aber das, was Menschen lesen wollen, was sie wirklich interessiert, das ändert sich viel langsamer, als wir glauben.“

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