USA

Droht der Untergang der schönen neuen Serien-Welt?

Ein Gespenst geht um in Hollywood. Und es sind nicht die Zombies von „The Walking Dead“
Serienboom mit Schattenseiten: Die Masse bedrohe den TV-Markt, warnen Experten.

Ein Gespenst geht um in Hollywood. Und es ist kein Zombie, wie der Hype um die Erfolgsserie "The Walking Dead" vermuten ließe: Vielmehr droht die schiere Masse an tollen Fernsehserien den Markt zu erschlagen. Die Seher werden von den "Walking Deads" und "Breaking Bads" regelrecht umzingelt.

Die Mehrzahl der Serienblockbuster kommt nach wie vor aus dem Kinoland USA. Dort werfen die Studios Jahr für Jahr mehr Serien auf den Markt. 2009 waren es laut einer Statistik des Pay TV-Senders FX (er produzierte unter anderem "Sons of Anarchy", "Louie" oder "The Americans") 211 neue Shows. Heuer sollen es bereits doppelt so viele sein, wie FX-Senderchef John Landgraf bei einem Branchenevent der US-Fernsehkritiker stöhnte. Es sei schwierig, sich bei derart großer Konkurrenz von der Masse abzuheben und einen echten Hype zu generieren. Eine Serie braucht vor allem eine treue Seherschaft mit enthusiastischer Fanbasis. Nur: Weil es so ein großes Angebot gibt, sei es schwierig, sich an neue, ungewöhnliche Experimente zu wagen. Eine Show wie "Seinfeld" sei heutzutage undenkbar, sagte Landgraf: Sowohl Produzenten als auch Seher hätten keine Zeit und Geduld mehr, sich gemeinsam an ein solch radikales neue Konzept zu gewöhnen.

Personal gesucht

In den USA hat zudem ein regelrechter Run auf das Personal eingesetzt: Eine gute Show braucht neben einer tollen Besetzung vor allem Autoren und einen oder mehrere Regisseure, um dem Anspruch der Hochglanzsserien gerecht zu werden. Umgekehrt sind neue Player auf den Plan getreten, die mit ihren Digitaldollars große Produktionen anschieben können und den Markt verändern. Ein Beispiel ist Amazon, das diese Woche die Großproduktion "Hand of God" präsentierte. Die frühere "Desperate Housewife" Dana Delany, die eine der Hauptrollen spielt, erzählte im KURIER-Gespräch, Hollywood sei bei dem Projekt Schlange gestanden: "Jeder wollte dabei sein." Kein Wunder: Highend-Fernsehserien versprechen künstlerische Freiheiten für spitze Zielgruppen und können – siehe "Game of Thrones" – ein Stück Alltagskultur werden

Blase?

Es ist so: Wenn die Senderchefs unsicher werden, ist das eine Sache. Kritisch wird es, wenn auch die Investoren Nerven zeigen. Laut New York Times fielen vergangenes Monat die Aktienwerte großer Medienhäusern, weil die Geldgeber ein aufgeblähtes Geschäftsmodell hinter den Kabelunternehmen fürchten.

Platzt da bald eine Blase? Landgraf glaubt, dass die Kurve wieder abflachen wird: In den kommenden Jahren werde es nur mehr rund 325 Serien pro Jahr geben.

Noch nicht eingerechnet sind da wohl die Ambitionen Apples, auch in den gehypten Streamingmarkt einzusteigne. Von der internationalen Konkurrenz ganz zu schweigen: Allein in Österreich formiert sich eine Front gegen US-Unternehmen wie Amazon und Netflix: Der ORF pusht die Plattform Flimmit, und A1 will ebenfalls ein eigenes Netflix auf den Markt bringen.

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