Aus für "Staatskünstler": Debatte über Streichung der Satire

Auf dem Abstellgleis: Die „Staatskünstler“ im ORF
Der ORF dementiert: "Staatskünstler" sei ohnehin nicht geplant gewesen. Zwei Staffeln waren aber laut KURIER-Infos avisiert.

Nach dem KURIER-Bericht über das Aus für die Politsatire "Wir Staatskünstler" ließ der ORF umgehend ein Dementi verbreiten: Man habe ohnehin schon früher den Stecker gezogen, ein einzelnes Special werde es auch künftig geben. Auch werde an einem "Staatskünstler unterwegs" gearbeitet. Einen Sendetermin verschweigt der ORF. Demgegenüber stehen Infos, die dem KURIER vorliegen: Laut dieser waren bereits zwei Staffeln zu je vier Folgen avisiert worden, eine davon im April, eine im Dezember. Darüber hinaus sollte über ein Special (eine Sendung) verhandelt werden. Nur Letzteres dürfte wirklich 2015 kommen.

Auch tv-media berichtete über das Aus. Medienjournalist Martin Wurnitsch wunderte sich auf Twitter über das Dementi:

Auch der Grüne Karl Öllinger findet die Vorgehensweise befremdlich, wie er auf Facebook schreibt. Er hofft auf ein Forum zum Protest:

Denkwürdig

Die "Staatskünstler" sorgten jedenfalls für denkwürdiges Fernsehen, das weiterhin auf YouTube zu finden ist. Neben Thomas Maurer, Robert Palfrader und Florian Scheuba machten sich in der Sendung auch Nicholas Ofzcarek und Claudia Kottal einen Namen, die stets in anderer Verkleidung Satire nahe an der Realität betrieben: Einmal als Niko Pelinka und Laura Rudas, einmal als Alexander Wrabetz und Richard Grasl, ein andermal als Spritzer-trinkender Michael Häupl und Maria Vassilakou.

Für Schrecken in der Kärntner Landespolitik sorgten die Reisen der drei Kabarettisten nach Klagenfurt, wo der damalige FPK-Landeshauptmann Gerhard Dörfler mit der Kamera im Büro regelrecht überfallen wurde. Die Folge war eine Anfrage des Kärntner ORF-Stiftungsrates Siegfried Neuschitzer, ob Politiker Ziel des Spotts sein dürften.

Auch der rechtskonservative Ewald Stadler nahm Anstoß an der Sendung: Weil die "Staatskünstler" als Protestgruppe "Pussy Riot" verkleidet im St. Pöltner Dom gefilmt hatte, zeigte er die Kabarettisten – erfolglos – an.

Ein Besuch in der ungarischen Botschaft hatte ebenfalls eine Anzeige zur Folge, auch diese wurde nicht weiter verfolgt.

Man muss die „Staatskünstler“ Thomas Maurer, Robert Palfrader und Florian Scheuba ja nicht besonders lustig finden. Relevant sind sie ohne Zweifel: Ihre rotzfreche Satire war eine jener Zonen der kreativen und politischen Freiheit, in der der ORF Flagge zeigte. Da wurden mächtige und zunehmend machtlose Landeschefs (die eigentlichen Herrscher der Republik) aufs Korn genommen, Korruptionsvorwürfe bis zum Exzess kenntlich gemacht.

Und ganz ehrlich: Wer außer Insidern kannte Niko Pelinka, bevor ihn die „Staatskünstler“ persiflierten? Die versuchte Installation der roten Zukunftshoffnung als Büroleiter von ORF-Chef Alexander Wrabetz war eine der symbolträchtigsten Schlachten, die ein selbstbewusster öffentlich-rechtlicher Rundfunk gegen den Zugriff der Politik führte. Mittendrin: Die „Staatskünstler“.

Gerade weil sie den Finger schonungslos in die von der Realpolitik verursachten Wunden des ORF legten, wären sie schützenswert. Stattdessen werden sie dem Budget geopfert. Eine Staats-Affäre für freche Künstler.

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