Zurück nach Westeros

Taylor bei der "Thor"-Premiere vor wenigen Wochen in Berlin
Der ehemalige Geschichtsprofessor ist Regisseur des neuen Marvel-Hits "Thor" und der TV-Serie "Game of Thrones". Jetzt will er wieder ins Fernsehen zurück.

Er nennt sich selbst einen „recovering TV director“, einen „Fernsehregisseur auf Erholung“ und dabei huscht sogar ein Lächeln über sein Gesicht. Alan Taylor lacht sonst nie: Er ist der Typ Mann, bei dem eine ganze Kompanie strammsteht. Schnell im Denken und Reden, drahtig und durchtrainiert, kompromisslos. Es ist leicht, sich vorzustellen, wie der Kanadier das Kommando auf riesigen Filmsets führt.

„Ich bin über Umwegen in die Entertainmentbranche gekommen“, erzählt der Amerikaner im KURIER-Gespräch, „erst mal habe ich als Geschichtsprofessor gearbeitet.“ Nach zwei Jahren hatte er genug davon: „Ich habe an der New York University Film inskribiert und gleich gewusst: Das ist es.“

Taylor wechselte von Beginn seiner Filmkarriere an hin und her zwischen Fernsehen und Kino: „Bei meinem ersten Kinofilm, ,Palookaville‘, bin ich Produzent David Simon aufgefallen, der mich in sein Kreativteam für ,Die Sopranos‘ holte.“ Taylor führte bei neun „Sopranos“-Folgen Regie und drehte daneben zwei Kinofilme.

Nach Regie-Ausflügen zu US-Erfolgsserien wie „The West Wing“, „Six Feet Under“, „Boardwalk Empire“ und „Lost“ landete er bei der Fantasyserie „Game of Thrones“, die so erfolgreich ist, dass die Produzenten bei HBO mit dem Dreh der jeweils nächsten Staffel gar nicht nachkommen. „Diese schmutzige, alte Fantasiewelt ist für die Menschen gnadenlos faszinierend. Die Tragik in den Kämpfen um die Königreiche, die Brutalität und die starken Emotionen der Charaktere. Das alles sieht bei uns so echt aus, dass es kein Entrinnen gibt“.

Sechs Folgen von „Game of Thrones“ hat Taylor in den ersten beiden Staffeln inszeniert und er ist auch ausführender Produzent. Bei der dritten Staffel musste er wegen der „Thor“-Dreharbeiten passen (der Film läuft derzeit in den Kinos), die vierte wird gerade gedreht. „Ich möchte unbedingt wieder zurück nach Westeros, ich habe schon eine fast intime Beziehung zu dieser Serie.“

Ist das Fernsehen mittlerweile für Produzenten attraktiver als das Kino? – Taylor: „Diese Frage schwirrt permanent durch meinen Kopf, weil ich ja die Grenze immer wieder durchbreche. Fernsehen ist großartig, weil du größere Geschichten erzählen und in die Tiefe der Charaktere tauchen kannst. Du hast Zeit, in einer Serie eine Geschichte zu entwickeln. Im Kino wiederum kannst du dein Showmanship ausleben, alles größer und bombastischer machen. Das Ideal ist wohl, einmal dies und einmal das zu machen. Ich habe das Glück, genau das zu tun.“

"Game of Thrones" von A bis Z

Kommentare