15 Jahre Jugend-Medien-Fest in Wels

15 Jahre Jugend-Medien-Fest in Wels
Das Jugend-Medien-Fest geht von 19. bis 23.11. in Wels über die Bühne. Ein Interview mit Sebastian Höglinger, dem Leiter des Festivals.

Seit nunmehr 15 Jahren fungiert das heimische Jugend-Medien-Fest YOUKI als Plattform für innovatives Nachwuchskino, Medien- und Popdiskurs. Zum Start des fünf Tage dauernden Festivals (bis 23. November) haben wir Sebastian Höglinger, der gemeinsam mit Peter Schernhuber die Leitung inne hat, zum Interview gebeten.

KURIER: In zwei Sätzen: Was ist das Youki? Und warum der Name?
Sebastian Höglinger: YOUKI ist ein Medien Festival für ein junges Publikum und Österreichs größter Nachwuchsfilmwettbewerb mit internationaler Ausrichtung. Ursprünglich als Schülerfilm-Schiene des einmalig abgehaltenen Kinova-Festivals in Wels initiiert, leitet sich der Name YOUKI von „Young Kinova“ ab.

Youki gibt es seit 15 Jahren. Wie hat sich die Ausrichtung seither verändert?
YOUKI ist längst kein reines Schülerfilm-Festival mehr und hat sich als international vernetzte Nachwuchsplattform auch über die Grenzen Österreichs hinweg etabliert. In den letzten Jahren wurde zudem vermehrt Wert darauf gelegt, der Rolle als Festival – als Ort der Zusammenkunft und gemeinsamen Reflexion – gerecht zu werden. Die Konzerte und Partys der allabendlichen Nightline bietet unseren Gästen einen informellen Rahmen, um sich auszutauschen und kennenzulernen (bei Festivals ähnlicher Ausrichtung ist das im internationalen Vergleich keine Selbstverständlichkeit). Vermehrt rückte auch der Popdiskurs in den Festivalfokus: Im Rahmen des Media Meetings und der gemeinsam mit FM4 kuratierten Filmreihe fokussieren und hinterfragen wir jährlich wechselnde Themenschwerpunkte, heuer unter dem Übertitel „Rausch – Dazed and Confused“.

Warum die Fokussierung auf die Jugend? Brauchen junge Leute andere Filmkunst oder geht es einfach nur darum, sie direkt anzusprechen?
Es geht nicht darum zwischen jungem und etabliertem Filmschaffen zu unterscheiden. Grundsätzlich ist es aber gerade als junge/r Filmschaffende/r schwer, eine (kritische) Öffentlichkeit zu erreichen, also seine eigenen Arbeiten vor Publikum zu zeigen und Feedback zu bekommen. Eine solche Möglichkeit versucht YOUKI zu schaffen und zeigt die Arbeiten 10- bis 26-jähriger Filmemacher in professionellem Kinosetting im Programmkino Wels. Es geht uns außerdem darum, junge Initiativen zusammenzubringen und deren Tun ernst zu nehmen – wobei sich das Wort jung oder Jugend für uns an keinen fixen Altersgrenzen festmachen lässt.

15 Jahre Jugend-Medien-Fest in Wels
Das Festival "wird ausschließlich von jungen Menschen organisiert": Wie alt sind sie? Und: Was kriegen sie bezahlt?
„Jung“ ist natürlich eine sehr dehnbare Kategorie. Grundsätzlich sind aber beinahe alle Teammitglieder unter dreißig Jahre alt, sind teilweise noch Schüler oder stehen am Anfang ihres Studiums. Der Vorstandwechsels vor mittlerweile fünf Jahren brachte diese deutliche Verjüngung zum vorherigen Leitungsteam mit sich und wurde dann auch in der Ausrichtung des Festivals spürbar. Die Arbeit für YOUKI wird grundsätzlich immer entlohnt. Wie bei einer Großzahl kultureller Veranstaltungen sind die Grenzen von fair zu prekär dabei leider fließend: Wo Engagement in Selbstausbeutung übergeht, ist oft schwer zu definieren. Bei einem Festival wie YOUKI muss man in dieser Frage aber schon differenzieren: Für viele der ganz jungen Teammitglieder ist die Arbeit bei YOUKI kein Job, sondern Hobby mit kleiner Aufwandsentschädigung, das darüber hinaus auch für den eingeschlagenen Bildungsweg angerechnet werden kann.

Ist es leicht, aus der Region herauszukommen? Wels ist üblicherweise ja kein Einzugsgebiet für Cineasten.
Wels hat durchaus eine Filmtradition, die bis in jene Anekdote zurück reicht, die davon berichtet, wie die Avantgardisten Peter Kubelka und Ferry Radax auf der Terrasse des Hotel Greifs einen gemeinsamen Film geplant haben. Mit dem Alten Schlachthof und dem Medien Kultur Haus, aber auch den kleineren Galerien der Stadt, ist der Nährboden für Kunst durchaus fruchtbar. Das Programmkino bietet klassisches Art House Kino und am Stadtrand eröffnet dieser Tage ein Multiplex-Kino. Für bewegtes Bild gibt es also durchaus eine Aufnahmebereitschaft in der Stadt. Ein Vorteil von YOUKI ist ja, dass sich das Festival nicht ausschließlich an Cineasten richtet. Gemeinsam Feiern tut ja jede/r gerne und ins Kino rutscht man dann beinahe von selbst.

Was sind die Highlights des heurigen Festivals?
Ein absolutes Highlight der 15. YOUKI ist mit Sicherheit die Premiere von "Dreh und Trink", dem neuen Film von Veronika Franz und Severin Fiala. Auch der Besuch der chilenischen Sundance-Gewinnerin Marialy Rivas ehrt uns und wird besonders für die Besucher ihres Regie-/Script-Workshops eine besondere Erfahrung werden. Und dann natürlich Tino Hanekamp: Der Hamburger Autor und Musikklubbetreiber wird in einer exklusiv für YOUKI erarbeiteten Lesung/Performance über Rausch in seinen feinsten und abwegigsten Ausformungen nachdenken. Eine gehörige Portion Exzess ist da auf jeden Fall vorprogrammiert.

Für welche Workshops gibt es noch Plätze?
Es gibt noch Restplätze für den wunderbaren Filmkompositions-Workshop mit Richard Eigner. Gemeinsam werden vor Ort Instrumente gebaut und wird mit ungewöhnlichen Aufnahmetechniken experimentiert, um wirklich unter die Haut gehende Suspense- und Horrorstimmungen zu erzeugen. Eigner darf in dieser Hinsicht ohne Zweifel als Koryphäe bezeichnet werden. Zuletzt zeichnete er für den Score des Zombiemovies "Otto; Or, Up With Dead People" des kanadischen Kult-Regisseurs Bruce LaBruce verantwortlich. Mit seiner Musikformation Ritornell und Kollaborationen mit Flying Lotus etc. ist er weltweit aktiv.

Auf was freuen Sie sich persönlich besonders?
Meine Herzensveranstaltung ist zweifelsohne das Screening von Richard Linklaters "Dazed and Confused" aus 1993. Der Film hat mich und meinen Freundeskreis durch die Schulzeit begleitet und ist für mich persönlich auch heute noch die wunderbarste und schlichtweg reflektierteste High School-Komödie im amerikanischen Kino. Den Film jetzt in Originalfassung auf 35mm im Kino sehen zu dürfen wird eine cineastische Freude. Und als Fußballliebhaber freue ich mich natürlich auf das Modul zum Thema Fanrausch. Mit einer Einführung vom „ballesterer Filmmagazin“ und einem Gespräch mit Union Berlin-Fan Stefan Hupe („Wuhlesyndikat“) zeigen wir den atemraubenden Dokumentarfilm "Das Rudel". Selten wurde die Ambivalenz und überschäumende Emotion in den Fankurven europäischer Fußballstadien treffender in Bilder gefasst.

Kommentare