Arbeitnehmer in Österreich immer unzufriedener

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Die Absteiger im aktuellen Arbeitsklima-Index sind Sozialwissenschafter, Unternehmensberater und Lagerarbeiter.

Die Arbeitszufriedenheit ist in den vergangenen zehn Jahren zurückgegangen. Eine halbe Million Menschen findet die Situation schlechter als vor zehn Jahren. Allerdings ist ein kleiner Hoffnungsschimmer am Horizont sichtbar, geht aus dem heute , Freitag, präsentierten Arbeitsklima-Index der Arbeiterkammer Oberösterreich (AK OÖ) hervor.

"Die generelle Verunsicherung der Arbeitnehmer hat zugenommen", so Sozialforscher Reinhard Raml vom IFES-Institut. Weiters sei eine Zunahme des Zeitdruckes zu beobachten. Insbesondere bei jenen Berufen, die ohnehin schon bei der Zufriedenheit ganz unten standen, habe die Verschlechterung weiter zugenommen. Die drei unzufriedensten Berufsgruppen sind - wie schon seit vielen Jahren - die Beschäftigten am Bau, in der Textilwirtschaft und im Reinigungsbereich. Die Absteiger im aktuellen Arbeitsklima-Index sind Sozialwissenschafter, Unternehmensberater und Lagerarbeiter. Und auch bei den früher sehr zufriedenen Bankangestellten ist die Zufriedenheit "beinahe abgestürzt", so Raml.

Arbeitnehmer in Österreich immer unzufriedener
AK-Arbeitsklimaindex - Arbeitnehmer in Berufen mit großer und geringer Zufriedenheit, nach Punkten GRAFIK 1252-16, 88 x 78 mm
Am stärksten zugelegt beim Glück in der Arbeit haben die Gesundheits- und Schönheitsberufe. Wobei der Pflegebereich hier nicht dazugehöre, hierbei handle es sich eher um den Wellnessbereich. Pfleger seien zwar mit der Bezahlung sehr unzufrieden, der Beruf hätte aber eine sehr hohe Sinnstiftung. Eine Diskrepanz, die sie sich mit den Kindergartenpädagoginnen teilen, die zu den zufriedensten Berufssparten gehören - neben den Schönheitsberufen und den Büroangestellten. Bei Letzteren aber nur die ohne Kundenkontakt.

"Zartes Pflänzchen Hoffnung"

Johann Kalliauer, Präsident der AK OÖ, sieht vor allem in jenen Berufen, die körperlich sehr anstrengend und niedrig bezahlt sind, die Unternehmer gefordert. "Image aufpolieren ohne Hard Facts zu ändern, wird nicht gehen", sagte er am Freitag vor Journalisten. Und er richtete einen Appell an alle, die in der Öffentlichkeit von "Absandeln" und "Bananenrepublik" sprechen, die Lage nicht schlecht zu reden. Dies wirke sich schon jetzt auf die Investitionsfreude aus. "Die Stimmung stimmt nicht mit den Zahlen überein", so Kalliauer. Nun wo es ein "zartes Pflänzchen Hoffnung" gebe, dürfe man dieses nicht zerstören.

Arbeitnehmer in Österreich immer unzufriedener
Frustrated young woman keeping eyes closed and massaging nose while sitting at her working place in office

Optimismus bei Jungen stark gesunken

Gerade bei den Jungen dürfte da viel Aufklärungsarbeit vor ihm liegen. Deren wirtschaftlicher Optimismus ist in den vergangenen Jahren laut Index stark gesunken. Nicht einmal jede Zweite glaubt nach einen Jobverlust, wieder leicht einen Arbeitsplatz zu finden. Vor zwei Jahren waren noch fast drei Viertel optimistisch. Viele Ältere scheinen sich wiederum schon damit abgefunden zu haben, dass der Arbeitsmarkt nicht mehr auf sie wartet. Nur 26 Prozent der Personen ab 46 Jahren meinen, dass sie leicht einen Job finden werden.

Das erste Gefühl sagt viel aus – wer in seinen 20er- und 30er-Jahren schon unzufrieden mit seinem Job ist, wird später nicht unbedingt glücklicher. Das ergab eine Langzeitstudie der Ohio State University mit mehr als 6000 US-Amerikanern.

Dafür wurden die Studienteilnehmer am Anfang ihrer Karriere unter anderem zu ihrer Arbeitszufriedenheit befragt und später wieder, am Anfang ihrer 40er-Jahre. "Wir haben herausgefunden, dass die Jobzufriedenheit sich auf die Gesundheit auswirkt, was sich ab dem Alter von 40 Jahren zeigt", erklärt einer der Studienleiter Jonathan Dirlam. Sein Kollege Hui Zheng ergänzt: "Man muss nicht ans Ende seiner Karriere gelangen, um die Effekte der Arbeitszufriedenheit auf die Gesundheit herauszufinden – speziell auf die seelische Gesundheit."

Denn im Rahmen der Untersuchung hat sich gezeigt, dass jene, die am Anfang ihrer Karriere unglücklich mit ihrem Job waren, später öfter über Depressionen, Ängste und Schlafprobleme klagten. Das gilt freilich nicht für jene, die es geschafft haben, mit der Zeit mehr Freude an ihrer Arbeit zu entdecken. Übrigens waren nur 15 Prozent der Befragten durchwegs glücklich mit ihrem Job.

Häufiger krank

Wer durchgehend unzufrieden mit seinem Arbeitsleben war, hatte ein deutlich höheres Risiko für seelische Probleme. Jene, die immer unzufriedener wurden, zeigten zudem häufiger körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen oder Erkältungen als die Gruppe derjenigen, die mit ihrer Arbeit glücklich waren.

Zheng erinnert allerdings daran, dass die Studienteilnehmer erst 40 Jahre alt waren: "Die gehäuften seelischen Probleme der Unzufriedenen könnten den Weg für künftige körperliche Beschwerden ebnen. Angstzustände und Depressionen können das Risiko für Herz-Kreisklauf-Erkrankungen und andere Krankheiten im höheren Alter erhöhen."

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