"Leiharbeit heißt ständige Unsicherheit"

13 Prozent der vollzeitbeschäftigten Leiharbeiter verdienen nach Angaben der AK OÖ weniger als 1.000 Euro netto im Monat
Kalliauer: Kluft zwischen Leiharbeitern und konventionell Beschäftigten in den letzten Jahren stark gewachsen.

Österreich habe europaweit zwar die besten arbeits-und sozialrechtlichen Regelungen für Leiharbeiter, auf ihre Lebenszufriedenheit wirkt sich dieser Umstand aber kaum aus. Nur 36 Prozent der Leiharbeiter zeigen sich mit ihrer sozialen Absicherung zufrieden (2013: 44 Prozent), bei konventionell Beschäftigten sind es seit Jahren konstante 66 Prozent, geht aus dem aktuellen Arbeitsklimaindex hervor.

Johann Kalliauer, Präsident der Arbeiterkammer Oberösterreich (AK OÖ), zeigte grundsätzliches Verständnis für den Einsatz von Leiharbeitern. Er kritisierte aber den zum Teil exzessiven Einsatz dieser seitens der Unternehmen. Kalliauer sprach sich dafür aus, Höchstgrenzen pro Betrieb, zeitliche Beschränkungen und eine Übernahmepflicht einzuführen - denn: "Leiharbeit heißt ständige Unsicherheit."

Großer Zeitdruck

"Leiharbeit heißt ständige Unsicherheit"
AK Präsident Johann Kalliauer, Linz, OÖ PK in dere AK mit Johann Kalliauer Dagmar Andree und Familie Wanda und Roman S.
79 der Prozent der Leiharbeiter gaben laut der Untersuchung der AK OÖ an, dass ihr Einkommen nicht oder nur gerade noch ausreicht, um damit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Bei den restlichen Beschäftigten sind es 55 Prozent. 39 Prozent der "Überlassenen" fühlen sich großem Zeitdruck ausgesetzt, doppelt so viele als bei der Vergleichsgruppe. Satte 44 Prozent der Leiharbeiter halten ihren Job für wenig bis gar nicht sicher, bei den übrigen Beschäftigten beträgt dieser Wert nur 13 Prozent.

13 Prozent der vollzeitbeschäftigten Leiharbeiter verdienen zudem nach Angaben der AK OÖ weniger als 1.000 Euro netto im Monat - doppelt so viele wie bei den übrigen Vollzeitbeschäftigten.

"Britische Zustände"

Leiharbeiter sind in Österreich nur zwei Prozent der Beschäftigten, ihre Zahl steige aber und "britische Zustände" mit einem Anteil von 4 Prozent seien nicht erstrebenswert, sagte Christoph Hofinger vom SORA-Institut bei der Präsentation der Ergebnisse am Freitag.

Die Arbeiterkammer Oberösterreich lässt vier Mal im Jahr je 900 unselbstständig Erwerbstätige in ganz Österreich von IFES/SORA befragen, der Fragebogen umfasst 26 Themengebiete. Jeweils zwei Erhebungswellen, also insgesamt 1.800 Interviews, werden zur Neuberechnung des Index herangezogen, die halbjährlich stattfindet. Zusätzlich werden zwei mal im Jahr Sonderauswertungen zu besonderen Aspekten präsentiert.

Auf der Webseite der AK OÖ kann jeder Interessierte einen Selbsttest vornehmen und die Ergebnisse mit seiner Alters- und Ausbildungsgruppe vergleichen. Außerdem sind auf der AK-Webseite die historischen Daten seit Februar 1997 verfügbar. Der Index startete damals mit 100 Punkten.

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