Hohe Zinsen bis 2024
Gerade für Österreich, das im ersten Halbjahr 2022 der „Wachstumskaiser der Eurozone“ war, werde es einen deutlich spürbaren Einschnitt geben. „Das ist ein Szenario, das auch für den Kapitalmarkt relevant ist.“
Aus mehreren Gründen: Die Inflation in der Eurozone – und auch Österreich – werde bis 2024 „deutlich über dem EZB-Ziel“ liegen, das ja bei 2 Prozent liegt. In Österreich werden 6 Prozent für 2023 und 3,1 Prozent für 2024 prognostiziert.
Eine Einschätzung, die auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde teilt. Die Inflation sei viel zu hoch und werde im Euroraum auch 2023 und 2024 über der EZB-Zielmarke von 2 Prozent liegen, so die Französin in einer Erklärung zum Jahrestreffen des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington. Auch dass die Leitzinsen weiter steigen werden, bestätigte Lagarde wenig überraschend.
Die nächste Sitzung ist am 27. Oktober. „Die EZB wird sicher bis 2024 nicht über Zinssenkungen nachdenken können“, stellte Gunter Deuber klar.
"Zeitenwende"
Zurück zum Kapitalmarkt. Bei den Aktien habe sich eine „Zeitenwende“ vollzogen – lange galten sie bei der Geldanlage ja als alternativlos. „Über alle Regionen hinweg gab es Kursrückgänge“, fasst Christian Hinterwallner, Abteilungsleiter Aktienresearch bei Raiffeisen Research, zusammen.
Die wesentlichen Aktienindizes seien seit Jahresbeginn deutlich im Minus. Auch nach Sektoren hat es durch die Bank Rückgänge geben, am hinteren Ende sind die Zykliker und Tech-Titel angesiedelt. Erst wenn die US-Notenbank „in Richtung Frühjahr 2023“ die Zinsen nicht mehr anhebt, „gibt es eine Chance auf Erholung an den Aktienmärkten“. Nachsatz: US-Aktien seien aber dann attraktiver als die europäischen Pendants. Generell sei ein Kaufkrafterhalt am Finanzmarkt momentan schwierig.
Alternativen?
Echte Alternativen momentan seien etwa Unternehmensanleihen. Hier erwarte man sich „mittelfristig deutlich höhere Erträge als am Aktienmarkt“, so Deuber.
Die Gefahr eines Banken-Crashs sei übrigens nicht gegeben, so die Analysten von Raiffeisen Research. Die Banken seien nämlich viel besser aufgestellt als in den vergangenen Krisen. Die NPL-Quote (also die Quote der „faulen“, notleidenden Kredite) liegt aktuell auf einem historisch niedrigen Niveau von etwa 2 Prozent. Sie werde zwar steigen, aber langsam. „Es wird dauern, bis wir überhaupt auf 3 Prozent kommen“, so Jörg Bayer, Abteilungsleiter von Fixed Income & ESG bei Raiffeisen Research.
Gut aufgestellte Unternehmen
Was die besicherten Kredite angeht, glaubt Bayer nicht, dass „der Wohnimmobilienmarkt mehr als 20 Prozent korrigiert“ – auch hier also keine Gefahr für die Banken. Und die Unternehmen seien sowieso „fundamental stark aufgestellt“, teilweise besser als vor der Pandemie. Diese würden die Kredite großteils bedienen können. Und: Die Kapitalisierung der Banken hat sich seit 2014 stark verbessert.
Kommentare