Gute Geschäfte mit fossilen Investments
Ein ETF, der gezielt in Ölunternehmen investiert und bei dem es rein um Renditemaximierung geht. Das klingt in den Ohren vieler angesichts von Energiewende und Klimakrise wie Hohn, ist aber seit Anfang August im Amerika Realität: nämlich mit dem Strive US Energy ETF.
Dieser ETF mit dem Kürzel DRLL kauft explizit Energiewerte, darunter mit großem Anteil Ölwerte, und heftet sich auf die Fahne, ausschließlich nach Aktionärsinteressen abzustimmen. Das können auch Titel von Solarunternehmen sein, aber auch Gas und Atom. Auf der Website heißt es, dass Unternehmen so ausgewählt werden, dass der Fokus auf Profit statt Politik gelegt wird.
Renditemaximierung
Der Ansatz dürfte sein: ESG-Kriterien zu verfolgen muss Aufgabe der Politik sein und nicht auf Unternehmen und Anlegerinnen und Anleger abgewälzt werden. Deshalb tritt der ETF gezielt mit dem Versprechen auf, in Kontrollgremien nicht nach ESG-Kriterien, sondern nur nach Maßstäben der Renditemaximierung abzustimmen. Im ETFs finden sich klingende Namen wie Exxon Mobil, Chevron und Schlumberger Ltd.
Das ist vor allem dort interessant, wo die Menschen keinen direkten Einfluss darauf haben, worin ihr Geld veranlagt wird – etwa bei staatlichen Pensionskassen. Da stellt sich die Gretchenfrage: Wie hält man es denn mit ESG-Kriterien, wenn es um das eigene Geld geht?
Problemfelder
Immerhin können ESG-Investments Haken haben. Zum einen kosten sie mitunter Geld, wenn in neue Technologien etc. investiert wird, und bringen (vorerst) mitunter nicht die große Rendite. Zum anderen ist die Frage – wie definiert man ESG? Tesla zum Beispiel produziert zwar Autos frei von Verbrennermotoren. Aber ist Elon Musk’ Kampf gegen Gewerkschaften ESG-gerecht?
Hinter dem ETF steht die Strive Asset Management, und hinter dieser wiederum der umstrittene Investor Peter Thiel. Er gilt als einer der einflussreichsten US-Tech-Module, hat unter anderem Paypal und Palantir gegründet und war der erste externe Facebook-Investor. Der ehemalige ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz arbeitet jetzt als „Global Strategist“ für Thiel.
Hohe Nachfrage
Der ETF war in der ersten Woche relativ gefragt – und hat 100 Millionen US-Dollar eingenommen. Viel für einen unabhängigen ETF. Dass diese Entwicklung auf fruchtbaren Boden fällt, könnte auch in der Mentalität der Amerikanerinnen und Amerikaner begründet sein. „Der Amerikaner hat ein stärkeres Gefühl, dass er ein Recht auf Renditemaximierung hat. Und dass das ein Recht ist, dass er auch einfordert“, erklärt Börsenexpertin Monika Rosen auf Anfrage des KURIER. Laut US-Medienberichten hat Strive Asset Management übrigens bereits vier ähnliche ETFs in der Pipeline.
- ETF
ETF steht für Exchange Traded Fund, also übersetzt börsengehandelter Fonds. Er ist eine Spezialform des Investmentfonds.
- ESG
ESG steht für Environment, Social, Governance, also auf Deutsch Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Seit August 2022 muss etwa bei Bankberatungsgesprächen EU-weit nach Wünschen hinsichtlich nachhaltiger Geldanlage gefragt werden.
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