AMS: Jobvermittlung nach dem Vorbild von Tinder
Wer genauer sucht, findet eher: Je mehr Eigenschaften von potenziellen Partnern zueinanderpassen, desto besser der „Match“, also die Passgenauigkeit. Was bei Online-Dating-Portalen wie Tinder längst üblich ist, wird nun auch beim Arbeitsmarktservice (AMS) für die Jobvermittlung eingesetzt.
Endlich, muss dazugesagt werden, denn das von Betrieben geforderte, so genannte „Skill Matching“ wurde bereits für Mitte 2016 angekündigt. Der damalige IT-Partner IBM war aber nicht in der Lage, das Projekt umzusetzen, was mit mit einem millionenschweren Rechtsstreit und Auflösung des Vertrages unrühmlich endete.
AMS testet seit 3 Monaten Skill Matching
Umgesetzt wurde das Projekt nun von einem ausländischen Spezialisten für Skill Matching Software. Seit drei Monaten testet das AMS nun die neue Plattform für die Vermittlung nach Fähigkeiten („Skills“), wonach Jobsuchende und Arbeitgeber suchen können. Dabei wurden für die jeweiligen Berufe unterschiedlichste Kompetenzen definiert. Diese können zusätzlich zum ausgeübten Beruf in das Suchportal eingegeben werden.
„Das Matching mit Berufsbezeichnung passt immer weniger. Immer mehr Menschen haben Fähigkeiten, die sich nicht mit einem Wort beschreiben lassen. Und auch immer mehr Firmen suchen Mitarbeitende, die sich nicht mit einem Wort beschreiben lassen“, erläutert AMS-Vorstand Johannes Kopf dem KURIER. Früher hätten Betriebe Dachdecker, Fliesenleger oder Koch/Köchin gesucht, heute suchten sie etwa einen Projektmanager, der auch SAP könne, nennt Kopf ein Beispiel.
Nach der Testphase, die gut laufe, soll die Plattform in den Regelbetrieb übergeführt werden und so die Job- und Bewerbersuche erleichtern. „Da gibt es als Antwort dann nicht passt oder passt nicht, sondern passt zu 70 oder 90 Prozent“, so Kopf.
„Soft Skills“ wichtiger
Als wichtigste AMS-Kunden begrüßen die heimischen Personaldienstleister das neue Skill Matching beim AMS. „Die Arbeitswelt hat sich verändert, heute wird ganz stark nach Skills gesucht, nicht nach Positionen“, sagt Heidi Blaschek, Branchensprecherin der Personaldienstleister in der Wirtschaftskammer (WKO). Vor allem Soft Skills würden immer wichtiger, seien aber in der AMS-Berufslogik nicht abgebildet.
Potenzielle Branchenwechsler hätte es dadurch schwer. „Jemand aus dem Vertrieb kann aber durchaus eine soziale Ader haben und für einen Pflegeberuf infrage kommen.“ Fachkenntnisse, also „Hard Skills“, seien erlernbar, es gehe aber auch darum, ob jemand überhaupt für den Job geeignet ist oder in das bestehende Team passt.
Digitale Kompetenzen werden neu getestet
Neu getestet und bewertet werden beim AMS nun auch die digitalen Kompetenzen von Arbeitsuchenden. Mittels digitalem Kompetenzmodell „DigComp“ werden die Fähigkeiten ähnlich wie bei den Sprachkenntnissen in unterschiedliche Kompetenzlevels von A1 (Grundkenntnissen) bis C2 eingeteilt. Damit kann der Arbeitgeber mit einem Blick erkennen, welche digitalen Kenntnisse vorhanden sind.
Anhand der Ergebnisse könnten auch gezieltere Schulungen angeboten werden, um auf eine höhere Kompetenzstufe zu gelangen, sagt Kopf.
Der Test besteht aus zwei Teilen. Insgesamt werden sechs Bereiche abgeprüft. Im ersten Teil erfolgt eine Selbsteinschätzung, im zweiten Teil ein Multiple-Choice Wissenstest. Im Anschluss erhält man ein Zertifikat über die erreichte Kompetenzstufe. Für Arbeitssuchende werden die Kosten vom AMS übernommen.
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