Teures IT-Fiasko beim AMS

Teures IT-Fiasko beim AMS
IBM schafft Umsetzung des neuen Jobportals nicht, jetzt droht Vertragskündigung.

Es soll ein Jobportal für die Anforderungen von heute werden; eine Suchmaschine für Qualifikationen und nicht für verstaubte Berufsbezeichnungen. Über die neue "Skills-Plattform" des AMS können Betriebe ihr Personal nach den geforderten oder erwünschten Fertigkeiten und Qualifikationen, den "skills", suchen. Diese passen immer seltener zu den Begrifflichkeiten aus einer Berufswelt von gestern. Umgekehrt können Bewerber ihre Fähigkeiten über den erlernten Beruf hinaus für Firmen sichtbar machen.

Monatelang im Verzug

Spätestens Anfang Juli 2016 sollte das innovative Portal mit dem "Skill Matching" online gehen, die öffentliche Ankündigung erfolgte bereits im Dezember 2014. Ende Jänner 2017 ist die von AMS-Beratern wie personalsuchenden Firmen dringend benötigte Plattform noch immer nicht online. Der Grund: IT-Outsourcing-Partner IBM ist nicht in der Lage, das Portal technisch umzusetzen, zu komplex ist offenbar die Aufgabenstellung. "Es stimmt, IBM ist im Verzug und hat bisher noch keine fehlerfrei funktionierende Version liefern können", bestätigt AMS-Sprecherin Beate Sprenger. Es stehe bis dato noch nicht fest, wann mit einer Fertigstellung zu rechnen sei. Intern ist von frühestens 2018 die Rede.

Diese Nichtumsetzung könnte für IBM jetzt teuer werden – empfindlich teuer. Nach KURIER-Informationen sieht der Vertrag mit dem AMS ab Jänner 2017 eine Pönale von 150.000 Euro vor. Pro Werktag. Das wären 3,75 Millionen Euro monatlich. Bei der Österreich-Tochter des US-Konzerns, die bereits frühere AMS-Projekte nicht ordnungsgemäß umsetzte, brennt der Hut. Sämtliche Nachfristen sind bereits verstrichen, derzeit laufen Verhandlungen zwischen IBM und AMS-Vertretern über das weitere Vorgehen. Über Vertragsdetails hüllen sich beide in Schweigen. IBM kommentiere keine spezifischen Kundensituationen, heißt es bei der Pressestelle von IBM Österreich. Auch das AMS verweist auf Vertraulichkeitsklauseln.

Neuausschreibung

Beim AMS wird ob des Desasters überlegt, endgültig die Reißleine zu ziehen und sich einen neuen IT–Partner zu suchen. Schon in der nächsten Verwaltungsratssitzung im April soll darüber entschieden werden. Möglich wäre sie. Die Mindestbindefrist an den Outsourcing-Partner endet im September 2017.

Die Pech- und Pannenserie dauert schon seit Jahren an. Seit Neuübernahme der AMS-IT im Jahr 2011 (Auftragsvolumen: 173 Mio. Euro) laufe das gesamte System immer wieder instabil, berichten AMS-Berater. IBM hatte damals aus Sicht vieler IT-Experten viel zu billig angeboten, aber trotzdem den Zuschlag erhalten. Schon 2013 gab es nach Problemen ein erstes Schlichtungsverfahren, der Rechnungshof schlug bereits Alarm wegen Kostenüberschreitung. Und beim AMS wird der längst fällige Modernisierungsschritt just von der IT selbst gebremst.

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