In Österreich haben dieses Modell ÖVP-Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm und die Neos aufgegriffen. Was zu einem Aufschrei bei der SPÖ geführt hat, wo man auf die schlechten Erfahrungen mit der betrieblichen Vorsorge verweist, die ebenfalls auf den Kapitalmarkt – also Aktien und Anleihen – setzt. Wie übrigens die allermeisten Vorsorgemodelle im privaten Bereich auch – von der Lebensversicherung bis zum Fondssparen, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Deutschlands Finanzminister Christian Lindner ist so überzeugt vom Erfolg der Aktienrente, dass er ab 2024 mit zwölf statt ursprünglich zehn Milliarden Euro pro Jahr an Einzahlungen starten will, die mit der Inflation weiter steigen. So will er 2035 rund 200 Milliarden Euro an „Generationenkapital“ beisammen haben. Auch könnten Aktien z. B. der Deutschen Post an den Fonds übertragen werden. Anlass ist der Pensionseintritt im größerer Jahrgänge der geburtenstarken Babyboomer-Jahrgänge. Was auch in Österreich passiert, ohne dass die Politik bisher darauf reagiert hätte.
Wifo-Pensionsexperte Thomas Url verweist dazu auf den Jahr für Jahr um vier bis fünf Milliarden Euro steigenden Gesamtaufwand der Pensionsversicherung und den parallel dazu ebenso kräftig steigenden Zuschussbedarf des Bundes aus dem Budget. Dazu kommt jetzt die hohe Inflation und die angekündigte Pensionserhöhung um 9,7 Prozent, die allein für sich genommen fünf Milliarden Euro koste.
Etwas Ähnliches wie die deutsche Aktienrente hätte es mit Grassers Modell der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge schon einmal gegeben, erinnert Url. Mit diesem auf einige wenige, unterkapitalisierte Börsen (wie Wien) beschränkten Modell habe man aber „Schiffbruch erlitten“, erinnert der Experte.
Insofern werde auch der staatliche Fonds in Deutschland nur erfolgreich sein, wenn er tatsächlich weltweit, branchenmäßig sehr breit gestreut in Aktien investieren könne und sich dabei wie in Schweden und Norwegen z. B. am MSCI World Index orientiere. Url: „Das darf nicht wie seinerzeit bei uns als Belebungsprogramm für den heimischen Kapitalmarkt gesehen werden. Und man muss das wirklich auf 20 bis 30 Jahre anlegen. So übersteht man auch ein schlechtes Aktienjahr wie 2022.“
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