Steigen die Pensionen 2024 „nur“ um diesen Anpassungswert von zehn Prozent, rechnet der wirtschaftsliberale Thinktank Agenda Austria mit Kosten von rund sechs Milliarden Euro. Aber dabei dürfte es nicht bleiben.
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Wie stark könnten die Pensionen tatsächlich erhöht werden?
Der Seniorenrat – die Präsidenten sind Peter Kostelka (SPÖ) und Ingrid Korosec (ÖVP) – hat bereits Ideen unterbreitet, wie man noch mehr Geld für Pensionen ausgeben könnte. Kostelka forderte etwa, die Pensionen wegen der hohen Inflation bereits ab Juli um fünf Prozent zu erhöhen. Realistisch ist hingegen eine Einigung wie im Vorjahr. Mittlere bis höhere Pensionen wurden um den gesetzlichen Wert von 5,8 Prozent angepasst. Mindestpensionen mit Ausgleichszulage stiegen um 7,7 Prozent. Um die Teuerung abzufedern, erhielten Mindestpensionisten zudem Einmalzahlungen.
Wie wirkt sich eine stärkere Erhöhung niedriger Pensionen auf das Pensionssystem aus?
Laut einer Studie des „Neos Lab“ sind geringe Pensionen im Vergleich zur Inflation seit 2005 um bis zu 66 Prozentpunkte anstiegen. Gleichzeitig haben Bruttopensionen ab 2.700 Euro knapp 14 Prozentpunkte an Wert verloren. Heißt: Wer weniger ins System einzahlt, profitiert proportional stärker davon.
Wie teuer ist Österreichs Pensionssystem?
Österreichs Pensionen finanzieren sich über ein Umlageverfahren: Wer derzeit arbeitet und Steuern zahlt, finanziert die aktuellen Pensionen. Während die Bevölkerung immer älter wird, geht sie aber immer noch so früh in Pension wie 1970: Männer mit rund 62, Frauen mit rund 60 Jahren.
Während also immer mehr den Ruhestand antreten, zahlen gleichzeitig immer weniger Menschen ins System ein – wegen schwacher Geburtenrate und steigender Teilzeitquote. Um die Pensionen zu finanzieren, muss der Staat deshalb Geld zuschießen. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer Pensionslücke. Laut Agenda Austria dürfte diese bis 2025 auf jährlich 30 Milliarden Euro anwachsen.
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Warum fordert der Seniorenrat eine „Wertgarantie“ für Pensionsantritte?
Wer zum Beispiel im Dezember 2023 in Pension geht, dessen Pension steigt im Ausmaß der Inflation und somit wohl um zehn Prozent. Wer aber mit 1. Jänner 2024 in Pension geht, erhält nicht die Inflationsabgeltung. Stattdessen steigt die Pension um die sogenannte Aufwertungszahl. Zur Erklärung: Die Pensionskonten, in die wir Beiträge einzahlen, sind nicht an die Inflation, sondern an die Lohnentwicklung gekoppelt. In den Löhnen spiegelt sich nicht nur die Inflation, sondern auch das Wirtschaftswachstum wider. Die Aufwertung bezieht sich aber im Gegensatz zur Inflation nicht auf das Vor-, sondern das Vorvorjahr. Wer 2024 in Pension geht, profitiert von der Lohnentwicklung 2022 – ein Plus von rund 3,5 Prozent. Dieses liegt aber deutlich unter dem Niveau der aktuellen Inflation. 2025 wäre die Aufwertungszahl dafür deutlich höher. Das findet der Seniorenrat unfair – und fordert als „Wertgarantie“ eine Aufwertung in Höhe der Inflation.
Wäre es fairer, Pensions- konten immer im Ausmaß der Inflation aufzuwerten?
„Man kann ein Pensionssystem, das über viele Jahre wirkt, nicht anhand eines einzelnen Kalenderjahres beurteilen“, sagt Neos-Sozialsprecher Gerald Loacker zum KURIER im Rahmen der Wertverlust-Debatte. „Ja, wer in Ausnahmejahren wie 2023 oder 2024 in Pension geht, hat vergleichsweise ein schlechtes Jahr erwischt. In Summe sind aber auch das sehr gut über der Inflation abgesicherte Pensionen, mit einem Pensionsraub hat das gar nichts zu tun. Außerdem wird niemand dazu gezwungen, den ehestmöglichen Zeitpunkt für den Pensionsantritt zu wählen“, sagt Loacker. Die Entwicklung seit 1985 zeigt: In 30 von 38 Jahren war die Aufwertungszahl höher als die Inflation. Heißt: Langfristig steigen die Versicherten besser aus, wenn das Pensionskonto an die Lohnentwicklung gekoppelt ist.
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