Kursrallye an den Börsen

Der Dow Jones erklomm neue Rekordhöhen, auch der Dax stieg auf ein Fünf-Jahres-Hoch.

Es scheint paradox: In Europa schwelt die Schuldenkrise weiter, in den USA muss die Regierung zwangsweise sparen. Doch die Aktienmärkte klettern von einem Hoch zum nächsten: Der US-Aktienindex Dow Jones hat am Dienstag mit 14.253 Punkten auf dem höchsten Stand aller Zeiten geschlossen. Der deutsche Leitindex Dax schloss mit 7.870,31 Punkten und erreichte damit den höchsten Wert seit Anfang 2008.

Börsianer machten für die jüngste Rally vor allem die Aussicht auf eine anhaltende Geldschwemme der weltweiten Zentralbanken verantwortlich. Viele Anleger gingen davon aus, dass die Geldpolitik der Zentralbanken noch eine Weile sehr locker bleibe - das schaffe Raum für Aufwärtspotenzial, sagt Lionel Jardin vom Vermögensverwalter Assya Capital.

Keine Alternative

"Das ganze Geld muss irgendwo investiert werden und von Aktien versprechen sich Anleger derzeit die höchste Rendite", sagte ein Händler. Der Renditevorteil sei so hoch, dass selbst Dividendenkürzungen wie bei Versorger- und Telekomwerten die Beliebtheit von Aktien nicht schmälerten, schreibt auch LBBW-Analyst Ralph Herre in einem Kommentar.

US-Investor Warren Buffet meinte jüngst gegenüber dem Wirtschaftssender CNBC, dass es Anlegern schlicht an ertragreichen Alternativen fehle. "Aber wenn Sie mich fragen, ob Aktien günstiger sind als andere Formen der Geldanlage, dann ist die Antwort aus meiner Sicht ja." Verglichen mit anderen Anlageformen "bekommst Du mehr fürs Geld", begründete der 82-Jährige.

Notenbanken

Ob und wie stark die Rally sich fortsetzt, hängt nun vor allem von den Zentralbanken ab. Am Donnerstag stehen die Notenbanksitzungen in der Eurozone und Großbritannien auf der Agenda. "Während sich bei der Bank von England immer mehr Vertreter dafür aussprechen, das Anleihekaufprogramm zu erhöhen, dürfte die Europäische Zentralbank an ihrer Politik der ruhigen Hand vorerst festhalten", schreibt Helaba-Analyst Christian Schmidt in einem Kommentar.

Spekulationen, dass die EZB den Leitzins wegen der zuletzt rückläufigen Inflationsrate doch noch einmal nach unten schrauben könnte, hielten sich dennoch am Markt. Entscheidend dürfte sein, wie die Ökonomen und die Experten der 17 nationalen Notenbanken der Euro-Länder die wirtschaftliche Entwicklung in den nächsten Monaten einschätzen. Am Devisenmarkt blieben die Anleger wegen der unsicheren Gemengelage im Warte-Modus: Der Euro notierte mit 1,3034 Dollar in Reichweite seines New Yorker Vortagesschlusses.

Doch selbst, wenn sich die EZB am Donnerstag nicht allzuweit aus dem Fenster lehnen sollte, dürfte die derzeitige Geldschwemme kaum nachlassen. Experten erwarten, dass der designierte Chef der Bank von Japan, Haruhiko Kuroda, die Notenpresse noch stärker rotieren lassen wird als sein Vorgänger. Und auch in den USA mehrten sich zuletzt wieder Stimmen, dass die aggressiven Anleihekäufe noch eine Weile fortgesetzt werden.

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