AK-Arbeitsklima: Jugend unzufrieden und psychisch stark belastet

Seit Jahren nehmen Hassreden im Netz zu.
Zufriedenheit mit Arbeit und Leben sank in den letzten drei Jahren bei Unter-25-Jährigen besonders stark.

Bei Unter-25-Jährigen ist die Arbeits- und Lebenszufriedenheit in den vergangenen drei Jahren in Vergleich zu anderen Altersgruppen deutlich stärker gesunken. Das zeigte die Auswertung des Arbeitsklima Index 2019 bis 2022. "Junge Menschen brauchen jetzt noch mehr Unterstützung, in der Schule, bei der Berufsorientierung und beim Berufseinstieg in der psychosozialen Betreuung", forderte der Präsident der Arbeiterkammer OÖ, Andreas Stangl, am Donnerstag in einer Pressekonferenz.

Im Rahmen des Arbeitsklima Index werden jährlich 4.000 Beschäftigte österreichweit befragt. Die Erhebungen durch die Meinungsforschungsinstitute IFES und SORA erfolgen großteils durch persönliche Interviews, ein Anteil von rund zehn Prozent wird online erhoben.

Erhebung

Während der Arbeitsklima Index im Durchschnitt aller Beschäftigten zwischen 2019 und 2022 von 109 auf 103 Punkte zurückging, sank er bei Unter-25-Jährigen um zehn Punkte auf 102. Laut den Ergebnissen der Befragung waren vor der Pandemie noch 81 Prozent der jungen Arbeitnehmer mit ihrem Beruf zufrieden - derzeit seien es noch 62 Prozent. Auch der Anteil jener Menschen, die mit ihrem Leben zufrieden sind, ging innerhalb von drei Jahren um 15 Prozent zurück. "Die Zufriedenheit mit dem Leben insgesamt sinkt in der ganzen Bevölkerung, aber besonders stark bei Unter-25-Jährigen", sagte Stangl.

Derzeit blicke rund die Hälfte der Beschäftigten zuversichtlich in die Zukunft. Bei Jugendlichen waren es 58 Prozent, wobei bei der Optimismus bezüglich der Entwicklung des eigenen Betriebes bei Unter-25-Jährigen deutlicher zurückging als im Durchschnitt zu allen Beschäftigten. Dabei wurden Faktoren wie die Zufriedenheit mit der Arbeitszeit, dem Führungsstil der Vorgesetzten und die Beziehung zu Kollegen erhoben.

Vielfache Belastungen

Belastungen wie Stress, Zeitdruck, ständiger Arbeitsdruck, Unterbrechung der Freizeit und Isolation führten dazu, dass Symptome wie Erschöpfung, Nicht-Abschalten-Können, Depressivität, Gereiztheit oder Sinnleere bei jungen Arbeitnehmern verstärkt auftraten. Acht von zehn Befragten litten unter psychischem Stress, sieben von zehn zeigten Anzeichen von Resignation und Burn-out. "Darum müssen wir jetzt in viel stärkerem Maße alles unternehmen, um ihnen neue Perspektiven und Chancen zu ermöglichen. Das beginnt in der Schule, reicht über die Berufsorientierung und den Berufseinstieg bis hin zum Ausbau psychosozialer Anlaufstellen", plädierte Stangl.

"Jugendliche werden nicht nur strukturell benachteiligt, sondern erleben auch oft Diskriminierungen aufgrund ihres Alters", führte SORA-Projektleiter Daniel Schönherr aus. So werden ältere Arbeitnehmer dahingehend diskriminiert, dass Informationen zurückgehalten werden oder Beförderungen verwehrt werden. Bei Jugendlichen wären es zwischenmenschliche Diskriminierungen wie abschätziges Verhalten bis hin zu sexueller Belästigung. "Es war immer wieder die Rede davon, dass Jugendliche viele Ansprüche an den Arbeitsmarkt haben. Das stimmt aber nur für jene, die auch gute Chancen am Arbeitsmarkt haben", fasste Schönherr zusammen.

Da das Motto des diesjährigen Arbeitsklima Index aber "Jugend in der Krise, aber: Diese Generation ist längst nicht verloren!" war, erklärte AK-Präsident Stangl, dass es trotz sinkender Zufriedenheits-Zahlen nur das Bewusstsein brauche, dass junge Arbeitnehmer von aktuell multiplen Krisen besonders schwer betroffen seien. "Ich glaube nicht, dass die Generation verloren ist, ich glaube, dass sie Perspektive brauchen", so Stangl.

Kommentare