Zuckerlrosa Expansion: Wie die Konditoreikette Aida die Welt erobern will
Dominik Prousek hat ein ehrgeiziges Ziel: Der junge Geschäftsführer der Konditoreikette Aida möchte die Wiener Kaffeehaustradition in die ganze Welt tragen. Seine zuckerlrosa Lokale sieht er dabei als Botschafter für diese Tradition.
„Jeder Mensch auf der Welt soll ein Stück von meinen Torten bekommen“, sagt Prousek im Gespräch mit dem KURIER. Denn genau diese handgemachten Torten und ein Mix aus Tradition und Moderne soll Aida helfen, zur globalen Marke zu werden.
Menschen auf der ganzen Welt würde die Aida-Konditoreien von ihrem Wienbesuch kennen. Bislang gab es die Kette aber nur hierzulande. „Das fand ich sehr schade“, sagt Prousek, dessen Urgroßvater Aida vor 111 Jahren als erste Kaffeehauskette weltweit gegründet hat.
Erste Schritte ins Ausland
2024 hat das Unternehmen die ersten Schritte ins Ausland gewagt mit Filialen in München und Berlin, einem Standort in Bratislava und einem Wiener Kaffeehaus im saudi-arabischen Jeddah.
Jeweils an Verkehrsknotenpunkten wie Flughäfen oder Bahnhöfen können sich Reisende seither österreichische Mehlspeisen und Wiener Kaffee holen, um die Wartezeit zu überbrücken. Gleichzeitig sollen durch die hohe Frequenz an Passanten möglichst viele Menschen auf die auffälligen rosa Lokale aufmerksam werden.
Die Expansion laufe bislang gut, sagt Prousek. Aida arbeitet mit unterschiedlichen internationalen Retailpartnern zusammen, die mehrere in- und ausländische Filialen betreiben. In Zukunft plant Prousek, noch weitere Aida-Standorte im Ausland zu eröffnen.
Dominik Prousek leitet das Familienunternehmen in vierter Generation.
Die Mehlspeisen der Kette werden bis heute von Hand im 21. Wiener Gemeindebezirk hergestellt.
Auf den Tischen sehen Kunden das Bild einer Aida-Filiale aus den 1930er Jahren.
Neben Kaffee und Mehlspeisen verkauft Aida heute auch Merchandise-Artikel wie Kaffeebecher und -dosen.
Aida Filiale Stephansplatz 60er Jahre
Die Aida-Filiale am Wiener Stephansplatz sah schon in den 1960er Jahren fast genauso aus wie heute.
Erstmals wolle er sich auf Deutschland konzentrieren. Dafür sei man bereits in Gesprächen. Auch Filialeröffnungen in der Schweiz seien geplant. Langfristig will sich Aida aber globaler aufstellen und vermehrt in weiter entfernte Destinationen expandieren.
Spiegelwände und rosa Kunstblumen
Aber auch in heimische Filialen investiert Prousek, so wurde etwa die Filiale am Wiener Stephansplatz neugestaltet und macht mit Wänden voller Spiegel und rosa Kunstblumen auch auf Fotos etwas her. So wird das Wiener Kaffeehaus auch für junge Instagram-affine Menschen interessant.
Die Mischung aus Tradition und Moderne zieht sich auch durch die restliche Lokaleinrichtung. So befinden sich auf den Tischen schwarz-weiß Bilder der Konditorei aus den 1960er-Jahren. Daneben ist ein QR-Code ist zu finden, über den man zur digitalen Speisekarte gelangt – Videos aus der Produktion inklusive.
Durch den Verzicht auf gedruckte Karten will das Unternehmen Papier einsparen. Die Kunden hätten den Wechsel auf Speisekarten am Bildschirm großteils positiv aufgenommen.
Kaffeehäuser und Coffee-Shops
„Durch Modernisierung möchten wir die Merkmale von Kaffeehäusern und Coffee-Shops verbinden“, sagt Prousek. So sei der Service flott, der Kaffee habe aber eine hohe Qualität und werde in Keramik-Tassen serviert. Auch die Torten werden bis heute im 21. Wiener Gemeindebezirk von Hand gefertigt.
Das Konzept scheint zu funktionieren. Das erkenne man auch am gemischten Publikum, das die Konditorei besucht, sagt Prousek. Von jung bis alt sei alles dabei. Gerade in den Wiener Innenstadtfilialen sei etwa die Hälfte der Gäste Touristen. In anderen Filialen sei der Anteil kleiner.
Die beliebteste Mehlspeise der Aida-Kunden ist seit jeher die Cremeschnitte. Sie wird bis heute nach einem Rezept von 1943 zubereitet, das die Prouseks in einem Tresor im Keller der Aida-Filiale in der Bognergasse gefunden haben. Laut Prousek handle es sich dabei um das älteste Rezept für eine Cremeschnitte, wie sie in Wien bekannt ist.
31 Aida-Filialen gibt es aktuell weltweit. Nicht alle werden vom Unternehmen selbst betrieben.
Vier Filialen führt das französische Unternehmen Lagardère als Franchise (die beiden Standorte in Innsbruck, am Flughafen Schwechat und am Grazer Bahnhof). In München betreibt die Airport-Gastro-Tochter Allresto die Konditorei und in Saudi-Arabien der internationale Gastronomie-Betreiber SSP mit Sitz in London.
225 Mitarbeiter beschäftigt Aida. 80 arbeiten in der Produktion und 145 in den Filialen . 90 arbeiten für internationale Franchisenehmer.
13 Tsd. Tassen Kaffee werden jeden Tag bei Aida getrunken. Dazu verspeisen die Kunden der Konditorei insgesamt täglich rund eine Tonne Mehlspeisen.
Mokka und Espresso
Besonders stolz ist Prousek darauf, dass die Aida-Cafés seit bereits seit mehreren Jahren neben dem klassischen Wiener Kaffee auch italienische Kaffeespezialitäten wie Cappuccino oder Espresso anbieten. Immerhin hat Prouseks Großvater 1946 die erste Espressomaschine nach Wien gebracht.
Anders als die meisten anderen Kaffeehäuser verwendet Aida unterschiedliche Bohnen für Wiener und italienischen Kaffee, denn Prousek weiß: „Ein Mokka ist kein Espresso.“
Neben den 31 Filialen bietet Aida Mehlspeisen, Kaffee und Merchandise-Artikel wie rosa-weiße Kaffeebecher oder Pullover, auch online über einen eigenen Webshop an.
Viele Produkte werden nicht nur österreich- sondern weltweit versendet. Und das binnen 48 Stunden, wie Prousek betont. Deswegen werden nur Süßspeisen versendet, die mehrere Tage haltbar sind.
Kunden aus aller Welt
Kunden aus der aller Welt bestellen bei Aida Torten, die sie aus Wien kennen. So habe das Unternehmen seine Sacherwürfel, Punschkrapferl und Co bereits bis nach Jamaika exportiert.
Prousek ist stolz auf den internationalen Erfolg von Aida: „Der Transport und Zoll ist zwar oft sehr teuer, aber das sind unsere Mehlspeisen den Kunden einfach wert.“
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