Agrana bricht auf den langen Weg in Richtung Klimaneutralität auf
Der Agrana-Konzern hat angekündigt, bis 2025/26 ein Viertel der Treibhausgase einsparen und bis 2040 klimaneutral sein zu wollen. Bis 2050 soll die ganze Wertschöpfungskette CO2-neutral erfolgen, konkretisierten nun der scheidende Vorstandschef Johann Marihart und Technikvorstand Norbert Harringer. "Die Agrana ist als energieintensiver Veredler agrarischer Rohstoffe und als vom Klimawandel betroffenes Unternehmen Teil des Problems aber auch seiner Lösung", so Marihart.
Ersatz fossiler Produkte
Die Agrana bekenne sich zum Dekarbonisierungsziel bis 2050 und setze dieses stufenweise um. "Unsere Produkte, wie Bioethanol, Thermoplastische Stärken und Eiweißfuttermittel leisten durch den Ersatz fossiler Produkte und Erzeugung in einer Kreislaufwirtschaft bereits heute einen bedeutenden Klimaschutzbeitrag", strich Marihart hervor. Was nicht reichen werde, seien weitere Energieeffizienzmaßnahmen im börsennotierten und weltweit tätigen Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern. "Nur durch einen Umstieg auf erneuerbare Energieträger kann bilanzielle CO2-Neutralität erreicht werden."
Technikvorstand Harringer konkretisierte, dass die Agrana bis 2040 die Treibhausgasemissionen der eigenen Produktionsanlagen auf netto Null reduzieren wolle. Hier geht es um sogenannte Scope 1 -Emissionen wie direkte Emissionen aus dem Einsatz von Primärenergieträgern im Agrana-Produktionsprozess (v.a. Erdgas/LNG, Kohle) und Scope 2-Emissionen wie indirekte Emissionen durch den Einsatz von zugekauften Sekundärenergieträgern (v.a. Strom, Dampf). "Diese große Herausforderung soll in vier Teilschritten zu jeweils fünf Jahren bewältigt werden", so Harringer.
Wesentliche Maßnahmen
2050 schließlich sollen auch die sogenannten Scope-3-Emissionen Geschichte sein. Emissionen aus der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette wie dem Rohstoffanbau, Transport, Mitarbeitermobilität, Geschäftsreisen werden dann klimaneutral sein. Dafür soll spätestens ab 2030 ein strukturiertes Emissionsmanagement und Reduktionsmaßnahmen für die Lieferkette eingeführt werden - nach entsprechenden internen und externen Vorbereitungen. Die Agrana hat dahingehend schon ein Projekt zur strukturierten Erfassung auch der vorgelagerten Scope 3-Emissionen gestartet. Bis 2030 sollen gemeinsam mit Lieferanten und Partnern Reduktionsmaßnahmen entwickelt werden, um letztlich über die gesamte Kette CO2-neutrale Produkte anbieten zu können.
Als erstes steht einmal das Zwischenziel der 25-Prozent-Reduktion bis zum Ende des Geschäftsjahres 2025/26 an. "Wesentliche Maßnahmen für die Erreichung dieses Zwischenziels werden neben laufenden Energieeffizienzmaßnahmen, der Ausstieg aus Kohle in den letzten beiden mit diesem Primärenergieträger betriebenen Werken sowie ein umfassendes Grünstrompaket sein", so Harringer. Zwei Agrana-Zuckerfabriken - eine in der Slowakei und eine in Tschechien - werden derzeit noch mit Kohle betrieben. Der Kohleausstieg erfolgt in der Slowakei noch heuer, in Tschechien im Geschäftsjahr 2025/26.
Biomasse im Fokus
"Ab 2025 wird Biomassenutzung statt Erdgas verstärkt in den Fokus unserer weiteren Dekarbonisierungsüberlegungen rücken", so der Technikchef. "Rohstoffbestandteile mit niedrigem Proteingehalt, die bisher zu Futtermitteln verarbeitet wurden, könnten zukünftig energetisch genutzt werden - bestimmte wirtschaftliche und gesellschaftliche Rahmenbedingungen wie etwa einen entsprechenden CO2-Preis vorausgesetzt."
Die meisten Emissionen verursacht die Agrana selbst in ihrem Stärkesegment mit 424.000 Tonnen CO2 im vergangenen Geschäftsjahr. Dahinter folgte die Zuckerproduktion mit 349.000 Tonnen und mit großem Abstand der Fruchtbereich (mit Juice) mit 156.000 Tonnen. Bis 2025 sollen im Stärkebereich 23.700 Tonnen CO2 eingespart werden, im Zuckersegment 72.100 Tonnen und im Fruchtbereich 3.850 Tonnen.
Freie Zertifikate
Alle Agrana-Zuckerfabriken und die österreichischen Stärkefabriken unterliegen dem EU-Emissionshandelssystem (EU-ETS). CO2-Emissionen kosten derzeit mehr als 50 Euro je Tonne. Energieeinsparungsprojekte an EU-ETS-Standorten bringen also eine quasi Win-Win-Win-Situation. Sie reduzieren nicht nur den Treibhausgasausstoß an sich sondern auch die Energiekosten und ebenso die Zertifikatskosten. Auch werden Zertifikate frei für Übertragungen auf andere ETS-Standorte.
Ein internationaler CO2-Preis im Rahmen eines umfassenden weltweiten Emissionshandelssystems würde von der Agrana begrüßt werden. Er würde Unternehmen Investitionsentscheidungen erleichtern und Konsumenten - über den höheren Preis von emissionsintensiven Produkten - helfen, die richtige Wahl im Sinne des Klimaschutzes zu treffen, so der Konzern.
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