Ärger nach der ESM-Herabstufung
Es war eine logische Konsequenz: Erst stufte die US-amerikanische Ratingagentur Moody’s Frankreich herab, dann – als direkte Folge – auch den Euro-Rettungsschirm ESM. Das „Triple-A“ ist weg, die Bonität wird nun um eine Stufe schlechter,mit „Aa1“ bewertet. Auch der Ausblick bleibt negativ. Das schürt Ängste vor einer weiteren Herabstufung.
Die neue Note für den Europäischen Stabilitätsmechanismus ist zwar immer noch hoch, doch je schlechter die Kreditwürdigkeit, desto höher die Zinsen für den Schuldner und die Schwierigkeiten, sich frisches Geld zu leihen. Moody’s begründete die Abwertung mit den wirtschaftlichen Problemen des Euro-Landes Frankreich, immerhin einer der wichtigsten Geldgeber des ESM.
Die Herabstufung sorgte am Samstag für breite Empörung und Unverständnis, kommt sie doch zu einer denkbar ungünstigen Zeit. Erst Anfang der Woche hatten sich die Euro-Länder nach wochenlangem Streit auf die Auszahlung neuer Milliardenkredite für Griechenland verständigt und so für eine vorweihnachtliche Ruhe an den Finanzmärkten gesorgt.
Reaktionen
Die Entscheidung von Moody’s sei nicht nachvollziehbar, wehrte sich ESM-Chef Klaus Regling gegen den Schritt der Ratingagentur. Sie trage dem außergewöhnlich festen institutionellen Rahmen, der politischen Rückendeckung und der Kapitalstruktur nicht ausreichend Rechnung. Bei der Ratingagentur Fitch halte der Rettungsschirm zudem weiterhin die Bestnote. Auch Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker verteidigte den ESM.
Ob sich die Herabstufung auf die immer noch gute Note „Aa1“ tatsächlich negativ auswirken wird, bleibt abzuwarten. Frankreich hatte zuletzt trotz Herabstufung keinerlei Probleme, sich frisches Geld zu günstigen Konditionen zu borgen. Manche Beobachter vermuten, die ESM-Herabstufung sei lediglich eine beleidigte Reaktion auf die jüngste Ankündigung der EU, die Ratingagenturen stärker zu regulieren.
Bilder: Das Einmaleins der Ratingagenturen
ESM Der Europäische Stabilitätsmechanismus ESM, besser bekannt als Euro-Rettungsschirm, soll langfristig zur Stabilisierung des Euro-Währungsraums beitragen. Er vergibt im Notfall Kredite an Euro-Krisenländer.
Finanzierung Der ESM verfügt über ein Stammkapital von 700 Milliarden Euro, wovon 80 Milliarden eingezahlt wurden
(2 Mrd. aus Österreich) und der Rest abrufbar ist. Frankreichs Anteil beträgt 20,4 Prozent, der Deutschlands 27,1 Prozent.
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