Abheben in die Sommerferien: Heuer scheinbar um jeden Preis
Der Schein trügt nicht. „Die Auslastung in den Flugzeugen ist so hoch wie nie zuvor“, sagt Flughafen-Vorstand Julian Jäger im Club der Wirtschaftspublizisten. Bereits im April waren in den Maschinen durchschnittlich 80 Prozent der Sitze besetzt, im Sommer werde die Quote noch höher ausfallen.
Von hoher Inflation und sinkenden Haushaltseinkommen ist an den Abflugsschaltern in Wien Schwechat nichts zu bemerken – im Gegenteil. Klingt paradox, doch die Flughafenvorstände haben eine plausible Erklärung dafür:
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Die Teuerungswelle trifft vor allem Bevölkerungsschichten mit niedrigem Einkommen hart – und diese hatten schon vor der Krise nicht zur Gruppe der Vielflieger gezählt. Fest steht: Bereits im April 2023 war der Flughafen Wien mit rund 2,5 Millionen Passagieren wieder knapp auf dem Niveau von vor der Pandemie. Für die Sommermonate rechnet Julian Jäger mit insgesamt sieben Millionen Passagieren.
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Die Teuerungswelle trifft vor allem Bevölkerungsschichten mit niedrigem Einkommen hart – und diese hatten schon vor der Krise nicht zur Gruppe der Vielflieger gezählt. Fest steht: Bereits im April 2023 war der Flughafen Wien mit rund 2,5 Millionen Passagieren wieder knapp auf dem Niveau von vor der Pandemie. Für die Sommermonate rechnet Julian Jäger mit insgesamt sieben Millionen Passagieren.
Im Durchschnitt liegen die Ticketpreise ab Wien aktuell um die 30 Prozent über dem Vorjahreswert, schätzt Jäger. Vor allem europäische Destinationen sind empfindlich teurer geworden – schlicht weil das Angebot knapp und die Nachfrage hoch ist. So liegt dieses Jahr beispielsweise die Zahl der Türkei-Reisenden ab Wien rund 20 Prozent über dem Vorkrisenniveau, Richtung Griechenland haben 34 Prozent mehr Passagiere abgehoben.
Ein Plus, das sich nach Einschätzung von Jäger über den Sommer halten wird. Und damit ein gutes Geschäft für die Fluglinien – und ein hart umkämpftes. Jäger geht davon aus, dass sich das Tempo der Preisspirale in der nächsten Saison wieder etwas einbremsen werde. Weil die Airlines ihre Angebote auf den Hochfrequenzstrecken ausbauen, Engpässe beseitigen und damit die Preise drücken werden.
Selbstbedienung als Standard
Für den anlaufenden Reisesommer hat sich der Flughafen bereits gerüstet. Noch vor Ferienbeginn werden 270 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt, um das Passagieraufkommen bewältigen zu können. Wobei die Fluggäste immer mehr Arbeiten selbst übernehmen – etwa die Aufgabe ihres Gepäcks. Bei der AUA geben die Passagiere bereits 80 Prozent der Koffer und Taschen selbst auf, sagt Jäger. Das verkürze die Wartezeiten am Check-in und habe aus Sicht der Airline den Vorteil, dass nicht das ganze Werkl steht, wenn – aus welchen Gründen auch immer – zu wenig Personal vor Ort ist. Kunden-Beschwerden über das Self-Service bei der Gepäckaufgabe gibt es laut Jäger so gut wie gar nicht. Vielflieger hätten sich längst daran gewöhnt. Für jene, die am Schalter Unterstützung brauchen, würde man in den Ferienzeiten das Personal am Schalter aufstocken. Geht es nach den Vorstellungen des Flughafen-Managers, sollen die Self-drop-off-Schalter bald auch bei den Billigairlines Einzug halten.
Ob nun einem reibungslosen ’Abflug in die Sommerferien nichts mehr im Wege steht, bleibt abzuwarten. Verspätete Flüge waren zuletzt keine Seltenheit. Selbst wenn alle Passagiere bereits brav angeschnallt im Flieger sitzen und laut den Flugbegleitern „Boarding completed“ ist, setzt sich die Maschine mitunter noch lange nicht in Bewegung. Die Gründe findet man oft viele Kilometer entfernt. „Das große Problem diesen Sommer wird die internationale Luftraum- und Flugsicherung“, sagt auch Jäger. Sprich, dass die Piloten auf die Freigabe des Luftraums warten müssen und so Verspätungen aufreißen, die sie später kaum noch aufholen können.
Der Flugverkehr nimmt jedenfalls rund um den Globus Fahrt auf. „Bis 2050 wird mit einer weltweiten Verdoppelung bis Verdreifachung des Flugaufkommens gerechnet“, sagt Flughafenvorstand Günther Ofner. Allein in China werden um die 230 zusätzliche Flughäfen aus den Boden gestampft, um die wachsende Mittelschicht bedienen zu können. Dank der stetigen Erhöhung der Quote alternativer Treibstoffe und der damit einhergehenden Reduktion des CO2-Ausstoßes im Flugverkehr sei ein Wachstum weiterhin vertretbar, so Ofner.
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