In Zeiten, in denen selbst Seilbahnsprecher Franz Hörl gerne betont, dass „der Erschließungswahn beendet ist“, verwundert es, dass solche Projekte noch genehmigt werden. Vielleicht, weil man argumentieren kann, dass es dort oben schon vor 50 Jahren einen Schlepplift gegeben hat. Nebst dem Berglandhaus, das unter anderem von Sepp Forcher bewirtschaftet wurde. Keine Neuerschließung quasi.
Neue Seilbahn im Bau
Nun fließen rund 80 Millionen Euro in die neue 10er-Kabinen und 6er-Sesselbahn inklusive aller Investitionen ringsum. Vom Beschneiungsleitungen über Kanal und Strom bis hin zu Ausgleichsmaßnahmen auf rund 100 Hektar Fläche, wie Lindorfer betont.
Den Gästen muss schließlich immer mehr geboten werden. In der Region und auch im Hotel, zumindest im gehobenen Segment. In der Branche ist man sich einig, dass sich die Spaltung in der Gesellschaft in der Tourismuslandschaft widerspiegelt. Erfolgreich ist, wer im wenig preissensiblen Top-Segment mitspielt oder jene bedient, die im Urlaub aufs Geld schauen müssen. Zwischen diesen beiden Polen gibt es immer weniger Chance auf Erfolg, sagen Branchenvertreter am Rande eines Tourismussymposiums der Bundessparte Tourismus in der WKO in Großarl.
Mitarbeitermangel
Ein Problem, das alle Hoteliers und Gastronomen eint, bleibt der Mitarbeitermangel. Das sieht man auch im Pongau. Zur Größenordnung: „Von 40.000 Beschäftigten in der Region sind 8.000 im Tourismus beschäftigt. Sieben von zehn Jobs hängen am Tourismus“, sagt Thomas Burgstaller vom AMS Bischofshofen. „Wir können den Personalbedarf gar nicht aus der Region decken.“ Mittlerweile würden 63 Prozent der Tourismusbeschäftigten aus dem Ausland kommen, vor allem aus Ungarn und Deutschland.
Auch quer über Österreich hinweg kommt bereits so gut wie jeder zweite Beschäftigte in der Hotellerie aus dem Ausland. Das Inländer-Arbeitskräftepotenzial sinkt schon allein aufgrund der Demografie, wobei es regionale Unterschiede gibt. Während es in Wien Zuzug gibt, schrumpft die Bevölkerungszahl in Kärnten besonders drastisch, formuliert es Oliver Fritz, Tourismusexperte des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo).
Ein großer Hebel, um Inländer in Beschäftigungsverhältnisse zu bekommen, wären aus Sicht von Burgstaller überbetriebliche Kindergärten, die Müttern den Weg in den Arbeitsmarkt ebnen. In der Praxis scheitert das allerdings oft an der Bürokratie und an Fragen der Besteuerung. Derzeit ist die Teilzeitquote von Tourismusmitarbeiterinnen jedenfalls überdurchschnittlich hoch. Schlicht, weil die Arbeitszeiten früh morgens oder am Abend und Wochenende nicht mit den Öffnungszeiten der Kinderbetreuungsstätten zusammenpassen.
Rekordbeschäftigung
Im Februar 2023 hat die Tourismusbranche 234.000 Beschäftigte gezählt und damit um sieben Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen ist parallel dazu um 2,2 Prozent auf 28.000 gesunken. Oliver Fritz: „Es ist erstaunlich, dass wir gegenüber dem Niveau von 2019 eine Rekordbeschäftigungen haben, schließlich liegen die Gästenächtigungszahlen noch unter dem Vorkrisenniveau.“ Grund dafür ist das Upgrading des Angebots und damit der Ausbau der personalintensiven Dienstleistungen.
Dass die durchschnittlich geleistete Arbeitszeit – Stichwort Wunsch nach Teilzeit – sinkt, kann man statisch übrigens nicht belegen, sagt Fritz. Laut Robert Seeber, Tourismusobmann in der Wirtschaftskammer Österreich, liegt die Teilzeitquote aktuell bei 42 Prozent. Seeber: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir unseren Wohlstand und unser Sozialsystem aufrecht erhalten können, wenn wir immer weniger arbeiten.“
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