ABA-Chef will forschungsaktive Firmen nach Österreich locken
Das am Freitag bekannt gegebenen Überraschungs-Investment von Frank Stronach in der Steiermark ist Balsam für die coronabedingt enttäuschende Ansiedelungsbilanz ausländischer Unternehmen in Österreich. Von Jänner bis August 2021 haben nur 272 ausländische Unternehmen ihre Zelte in der Alpenrepublik aufgeschlagen, geht aus der Bilanz der Austrian Business Agency (ABA) hervor. Insgesamt wurden 300 Mio. Euro investiert und 1.562 neue Arbeitsplätze geschaffen.
Der Großteil der Firmen kam aus Deutschland, Italien oder der Schweiz, aber auch 13 ungarische Unternehmen, darunter das Start-up-Codecool, waren dabei. Die meisten Firmen waren Dienstleister, gefolgt von IT- und Telekom und Handel. Produktionen waren keine darunter. Der neue ABA-Geschäftsführer René Tritscher spricht dennoch von einer „Konsolidierung nach dem Einbruch im Corona-Jahr“ mit lediglich 350 Ansiedelungen.
Qualität vor Quantität
Die Anzahl der Firmen soll künftig aber ohnehin weniger wichtig sein als die Qualität der Firmen, verfolgt Tritscher eine neue Strategie bei der Betriebsansiedelung. „Wir werden in der Anwerbung mehr darauf schauen, welche Unternehmen wir zu uns holen, wie gut sie zum Land passen und welche Wertschöpfung in Österreich generiert wird“, erläutert Tritscher dem KURIER. Motto: Lieber einen Forschungs- und Entwicklungsstandort in Österreich als 20 Vertriebsniederlassungen. Dabei werden auch jene Unternehmen aktiv angesprochen, die bereits in Österreich sind.
Fokusbranchen
Als Fokusbranchen für mehr Forschungsstandorte nennt der ABA-Chef die Bereiche autonomes Fahren, Cybersecurity, Gentherapie und spezialisierte Medizintechnik. Hier bestehen in Österreich bereits ganze Ökosysteme und es gibt viel universitäres Know-how. Der ABA-Chef weiß aber auch, dass Betriebsansiedelungen kein Wunschkonzert sind. „Natürlich ist jedes Unternehmen herzlich willkommen in Österreich und wir werden auch für alle unsere Services anbieten“, fügt er hinzu.
Im Standortwettbewerb immer wichtiger wird die Fachkräfte-Frage. Für jede zweite Firma ist die Verfügbarkeit von Personal der entscheidende Faktor für die Standortwahl. „Wir befinden uns in Europa in einem zweifachen Standortwettbewerb. Einerseits, um die besten globalen Unternehmen und andererseits um die besten Talente“, so Tritscher. Als „Standort-Agentur“ müsse man beide ansprechen.
Jobbörsen
Die ABA möchte daher die Anwerbungen ausländischer Spitzenkräfte intensivieren. In Polen, Kroatien, Rumänien und Bulgarien sollen wieder gezielt Anwerbeaktionen für Experten im Bereich IT, Elektrotechnik und Mechatronik durchgeführt werden. Diese haben coronabedingt zuletzt nur virtuell stattgefunden. Kooperiert wird dabei mit den Außenwirtschaftscentern der WKO, die für personalsuchende heimische Betriebe Vorort Jobbörsen organisieren.
Rot-Weiß-Rot-Karte
Unterstützung bietet die ABA auch bei der Übersiedelung von Hochqualifizierten aus dem Nicht-EU-Raum mittels Rot-Weiß-Rot-Karte. So habe etwa ein chinesischer Start-up-Investor in Österreich eine Rotweißrot-Karte bekommen. „Da richtet sich unser Service sowohl an die heimischen Betriebe, wenn sie Probleme mit den Behörden haben als auch an die Fachkräfte direkt“, so Tritscher.
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