Autozulieferer leiden unter schlechten Standortrankings
Die heimische Autozulieferindustrie sieht den Standort Österreich in den internationalen Rankings nicht dort, wo er hingehört – und das schadet der Wettbewerbsfähigkeit der Branche. „Wir liegen im internationalen Wettbewerb auf mittlerem Niveau. Das heißt, Österreich hat verloren, denn wir waren schon einmal besser“, sagt Herwig Schneider, Geschäftsführer des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI).
Es sei aber das Potenzial da, die Situation zu verbessern. Es müsste die Steuerbelastung reduziert, die Infrastruktur verbessert und Forschung, Entwicklung und Innovationen gefördert werden. „Wir haben einiges vor uns, um auf Sichthöhe mit Standorten wie der Schweiz zu kommen“, sagt Schneider.
Starkes Wachstum
Die Branche hat zuletzt ein starkes Umsatzwachstum verzeichnet. „Und diesen Trend wollen wir fortsetzen“, sagt Dietmar Schäfer, Vorsitzender der ARGE Automotive Zulieferer in der Wirtschaftskammer Österreich. Er sei erfreut, dass eine Diskussion über die Normverbrauchsabgabe (NoVA) ausgebrochen sei. Neben der Steuerbelastung beklagt er die große Bürokratie. Außerdem sollte der Zugang zu Krediten, aber auch zu Ingenieurswissenschaften leichter gemacht werden.
Der Brexit macht Schäfer derzeit wenig Sorgen. „Wir erwarten kurzfristig keine Auswirkungen auf die Wirtschaft.“ Die Kunden der österreichischen Autozulieferer kommen vor allem aus Deutschland. Diese seien vom Brexit direkter als die restliche Lieferkette betroffen. Auch wenn sich durch eventuelle Zölle für kontinentaleuropäische Unternehmen Wettbewerbsnachteile ergeben würden , könnten Veränderungen des Wechselkurses das wieder ausgleichen.
Die österreichischen Autozulieferer setzten im Vorjahr 27 Milliarden Euro um, was einem Plus von sechs Prozent gegenüber 2017 entspricht. Die Branche besteht aus rund 900 Unternehmen und beschäftigt 80.000 Mitarbeiter. Betrachtet man die gesamtwirtschaftliche Bedeutung, so lag der Umsatz 2018 bei 47 Milliarden Euro. Jeder Job in der Branche schafft laut Schneider 1,5 weitere.
Gewinnwarnung
Nicht rund läuft es derzeit bei einem der großen österreichischen Branchenteilnehmer. Der Stahl- und Technologiekonzern voestalpine, der Karosserieteile für die deutschen Automobilhersteller produziert, hat seine Anleger am Mittwoch mit einer zweiten Gewinnwarnung innerhalb weniger Monate verschreckt. Ihm machen höhere Kosten beim Ausbau des Automobilgeschäfts in den USA zu schaffen.
Dazu kommt eine Rückstellung für eine drohende Kartellstrafe wegen Absprachen bei Grobblech. Die Aktien gaben am Donnerstag zeitweise um mehr als acht Prozent nach. Für das bis Ende März laufende Geschäftsjahr wird nun ein Betriebsgewinn von 750 Millionen Euro vorausgesagt, zuvor war man von einer Milliarde ausgegangen.Thomas Pressberger
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