420.000 Arbeitsplätze wackeln wegen Nachfolge-Problemen

Eigentümer und Nachfolger finden nicht immer leicht zusammen.
Das Traditionsgeschäft Hilpert muss schließen, weil es keinen Nachfolger findet. In Österreich ist das kein Einzelfall.

Diese Woche wurde bekannt, dass das älteste Spielwarengeschäft von Wien, Spielwaren Hilpert, seine Tore schließen wird. Das Unternehmen liegt gleich hinter dem Stephansdom und ist 147 Jahre alt. Betreiber Alexander Hilpert hat keinen Nachfolger gefunden. Das hatte zwar auch mit der teuren Miete zu tun, zeigt aber auch einmal mehr ein grundsätzliches Problem: Viele Österreichische Unternehmer finden keinen Nachfolger.

 

So stehen im Zeitraum zwischen 2015 und 2024 laut Prognosen 42.400 Unternehmen zur Übernahme an, heißt es aus der Wirtschaftskammer Österreich. An diesen Unternehmen hängen 400.000 bis 420.000 Arbeitsplätze. Die meisten Übergaben gibt es im Tourismus. Auf diesen Bereich entfallen 32,2 Prozent. Es folgen Gewerbe und Handwerk mit 25,3 Prozent und der Handel mit 22,1 Prozent.

Nicht "nachfolgefähig"

Einer der häufigsten Gründe, warum eine Übergabe nicht gelingt, ist der, dass die Erben den Betrieb nicht übernehmen wollen oder überhaupt keine Erben da sind. Oder der Betrieb ist einfach, wie es heißt, nicht nachfolgefähig. Sprich: das Geschäftsmodell ist etwa aufgrund der zunehmenden Digitalisierung schlichtweg überaltert – siehe Videoverleih.

Oft wird laut der Wirtschaftskammer auch der Faktor Zeit übersehen. Ein Thema mit dem sich speziell die Österreichische Notariatskammer ÖNK beschäftigt. Laut deren regelmäßigen Erhebungen dürfte allein bei den Klein- und Mittelbetrieben mindestens jeder fünfte Betrieb n den nächsten Jahren eine Unternehmensübergabe planen. Doch rund 40 Prozent davon wissen nicht, an wen. Zudem vertreten viele Klein- und Mittelunternehmer  die Ansicht, dass erst ein bis fünf Jahre vor dem geplanten Rückzug mit der Planung der Unternehmensübergabe begonnen werden sollte.

Rechtzeitig auseinandersetzen

Die ÖNK empfiehlt den Unternehmern sich zeitgerecht mit dem Thema auseinanderzusetzen. Denn ein potenzieller Nachfolger muss erst gefunden werden. Und er oder sie sollte idealer Weise nicht nur über die nötigen fachlichen, sondern auch über die menschlichen Kompetenzen verfügen. Denn der zwischenmenschlichen Aspekt ist demnach von entscheidender Bedeutung, wie auch eine der ÖNK-Studien zum Thema zeigt. Betriebswirtschaftliche Kenntnisse würden erst danach kommen.

 

 

Bis der Nachfolger dann für die Übernahme bereit ist, sind laut Wirtschaftskammer drei, noch besser fünf Jahre, nötig. Außerdem müssen Übergeber und Übernehmer „geeignet“ sein. Häufig scheitern Übergaben übrigens auch daran, dass der Unternehmenswert nicht für beide Seiten passt. Und nicht zuletzt: Wenn das Nachfolgekonzept nicht überzeugt, wird der Nachfolger keinen Finanzier für seine Pläne finden.

Wunschkandidat aus der Familie

Der Wunsch, dass das Unternehmen weitergeführt wird, ist laut Wirtschaftskammer in der überwiegenden Zahl der Fälle vorhanden. 63 Prozent der Unternehmer wünschen sich, dass ein Familienmitglied das Unternehmen weiterführt. 24 Prozent wollen es auflösen, acht Prozent verkaufen und fünf Prozent verpachten.

Detail am Rande: Unternehmer, die keinen Nachfolger finden, sollten ihre Führungskräfte fragen. Denn das sogenannte Management Buyout ist laut Notariatskammer wieder im Trend.

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