Nachfolger dringend gesucht: Weiter geht’s! Geht’s weiter?
Mehr als 420.000 Jobs hängen in den nächsten Jahren an einer erfolgreichen Betriebs-Übergabe. Laut Prognose der KMU Forschung Austria werden bis 2024 rund 40.000 kleine und mittlere Betriebe, das ist jedes vierte KMU, mit einer Übergabe konfrontiert sein. Aber immer mehr Kinder haben keinen Bock darauf, den Betrieb ihrer Eltern zu übernehmen. Wurden vor zehn Jahren noch 75 Prozent aller Familienbetriebe innerhalb der Familie übergeben, so ist es jetzt nur noch die Hälfte.
Daran ist nicht nur der Geburtenrückgang schuld. Die Ausbildungswege und beruflichen Möglichkeiten sind vielfältiger geworden, die Jugend ist mobiler und geht lieber eigene Wege. Der Wunsch nach Selbstverwirklichung eigener Ideen, etwa als Start-up, ist groß und dank oft großzügiger Förderungen auch realisierbar.
Besonders zu spüren ist dieser Trend in der Gastronomie und Hotellerie, wo ein erfolgloser Generationenwechsel nicht selten das Aus für den Betrieb bedeutet. Immerhin jede dritte Übernahme betrifft den Tourismus.
Tochter statt Sohn
Die klassische Übergabe vom Vater zum Sohn gibt es immer seltener, dafür holen die Töchter auf. Die Übergabe an die Tochter erfolgt inzwischen ebenso häufig wie an den Sohn. Im Steigen sind auch Übertragungen zwischen Ehepartnern und Geschwistern. Wie gelingt eine erfolgreiche Übergabe innerhalb der Familie?
„Entscheidend ist die gut vorbereitete und langfristige Planung“, weiß Elisabeth Zehetner-Piewald vom Gründerservice der Wirtschaftskammer (WKO). Leider werde die Übergabe von der älteren Generation oft zu lange hinausgezögert und die Nachfolger zu spät miteingebunden. „Diese haben dann oft erfolgreiche eigene Karrieren, die sie dann nicht mehr zugunsten des Betriebes aufgeben wollen.“
Sie empfiehlt, drei bis fünf Jahre vor der Übernahme mit den Vorbereitungen zu beginnen und externe Berater hinzuzuziehen. Auch Kunden und Mitarbeiter sollten rechtzeitig informiert werden. Eine Betriebsübergabe dauert in der Regel dann zwei bis drei Jahre. Den Nachfolgern rät sie die eigene Situation bezüglich Gewerberecht, Befähigungsnachweis, Finanzierung etc. abzuklären.
Steuerlich attraktiv
Im Unterschied zu anderen EU-Ländern ist in Österreich die Nachfolge im Familienunternehmen steuerlich durchaus attraktiv, wie ein kürzlich präsentierter Vergleich von KPMG zeigt: „Österreich zählt seit der Abschaffung der Erbschafts- und Schenkungssteuer im Jahr 2008 im internationalen Vergleich zu jenen Ländern mit der geringsten Steuerbelastung in der Unternehmensnachfolge“, erläutert KPMG-Partner Eugen Strimitzer. Die Änderungen bei der Grunderwerbssteuer hätten jedoch die Übertragung von Unternehmen mit Betriebsgrundstücken „tendenziell verteuert“.
Österreich ermögliche aber in Summe eine substanzschonende Übergabe innerhalb der Familie. Die WKO wünscht sich dennoch weitere Entlastungen, etwa bei Unternehmensveräußerungen. Hier sollte der Freibetrag von derzeit 7300 Euro für Veräußerungsgewinne deutlich erhöht werden.
Falls es mit der eigenen Familie nicht klappt, müssen die Nachfolger von außen gesucht werden. Dabei ist die Nachfolgebörse der WKO recht nützlich. Regelmäßig halten darin rund 1000 Betriebe, die meisten davon aus der Gastronomie, Ausschau nach möglichen Interessenten. Auch hier empfiehlt es sich, rechtzeitig mit der Suche anzufangen.
Weitere Informationen sowie ein kostenloser Leitfaden für Übergaben finden sich auf der Homepage des Gründerservices:
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