20.000 Euro für eine Blume
Kennen Sie die schwarze Lotus? Sie ist flach, weniger als zwei Gramm schwer und misst 8,7 mal 6,3 Zentimeter. Und wenn Sie sie sehen, ist sie bestimmt in mindestens einer durchsichtigen Plastikhülle. Von einer echten Blume ist hier natürlich nicht die Rede. Die Rede ist von der wertvollsten Karte aus dem Sammelkartenspiel "Magic: The Gathering", "MTG" oder einfach nur "Magic".
Wie viele es von der wertvollen Blume gibt, ist unbekannt. Sie und acht andere Karten gehören zu den "Power Nine", einem Kartenset bestehend aus neun Karten, die zu den stärksten und wertvollsten Karten im Magic-Universum zählen. Aber beginnen wir von vorne.
Wie alles begann
Entstanden ist das Kultspiel vor etwa 29 Jahren aus einer Not heraus. Der US-amerikanische Verlag "Wizards of the Coast" (heute im Besitz von Hasbro) steckte damals in einer Krise und verlangte nach einem Spiel, das günstig zu produzieren war und Erfolgsaussichten versprach. Der Erfinder und studierte Mathematiker Richard Garfield stellte anstelle eines Brettspiels das Kartenspiel Magic vor und die Erfolgsgeschichte nahm ihren Lauf.
Komplexestes Spiel der Welt
Kurz erklärt treten in dem Spiel zwei Zauberer mit zumeist 20 Lebenspunkten gegeneinander an, die mittels Kreaturen und Zaubersprüchen versuchen einander besiegen. Das Spiel funktioniert streng nach Phasen und wird von Forschern wegen des nicht vorhersehbaren Spielverlaufs als eines der komplexesten Spiele der Welt eingestuft.
„Jede Karte wirkt durch ihre bestimmten Sonderregeln auf jede Karte anders. Damit verläuft kein Spiel gleich“, erklärt der Geschäftsführer Emanuel Burtscher von Spielraum, einem Sammelkarten-Fachgeschäft und Treffpunkt für Kartenspiel-Turniere in Wien.
Neben dem Spielen selbst, geht es im Magic-Universum genauso ums Sammeln und Handeln einzelner Karten. Vor allem bei den begehrten Power Nine geht es um mehrere tausend Euro. „Zum täglichen Geschäft gehören diese Beträge zwar nicht, aber Karten im dreistelligen Bereich gehen bei uns jeden Tag über den Tisch“, so Burtscher.
Aktuelle Karten
In der Regel erscheinen vierteljährlich neue Editionen à 180 bis 270 Karten pro Edition. Damit gibt es zigtausend Karten und viele von ihnen sind nahezu wertlos und kosten etwa 10 Cent pro Stück. Gerade am Beginn gäbe es dort viel Raum für Spekulation. „Bewegungen von 3 auf 17 US-Dollar pro Karte in wenigen Tagen sind schon möglich. Je neuer eine Karte, desto spekulativer gestaltet sich der Preis“, erklärt Burtscher.
Eigene Börse
Die wesentlichen Faktoren für den Wert einer Karte ist ihre Verfügbarkeit und ihre Spielwertigkeit, also wie "stark" die Karte im Spiel ist. Daneben zählet auch ihr Zustand zu den wesentlichen Faktoren. „Spielt man eine neue Karte ohne Hülle, ist sie nach dem Spiel nur noch die Hälfte wert. Sie bekommt Kratzer und Flecken und wird für einen Sammler dadurch uninteressant.“
Wie sich die Preise bewegen, lässt sich auf einer eigenen Börse-Seite verfolgen. Auch dort kann es, wie bei Tweets von Donald Trump oder Elon Musk, zu ziemlichen Ausreißern kommen, wenn etwa ein populärer Twitch-Streamer oder Youtuber über eine bestimmte Karte spricht. Die Preise der Börse würden Burtscher aber lediglich zur Orientierung dienen.
Eine Karte für mehrere Tausend
Zu unterscheiden von den neu erscheinenden Karten, sind die Karten der sogenannten "Reserved List". Dabei handelt es sich um eine Liste aus 572 Karten, die nie wieder nachgedruckt werden dürfen und teilweise mehrere tausend Euro wert sind. Auf dieser Liste befinden sich auch die Power Nine, wovon jede einzelne Karte mehrere tausend Euro wert ist. Der Grund für diese hohen Preise lassen sich ganz einfach mit dem Prinzip der Verknappung erklären, sagt Burtscher.
Der Faktor Spielwertigkeit ist aber dennoch maßgebend. „Es gibt auch Karten von dieser Liste, die weniger als tausend Euro wert sind, weil manche nicht gut im Spiel sind. Dennoch sind die Karten von dieser Liste total nachgefragt und entwickeln sich im Wert stark nach oben und sind schon allein deshalb als Spekulationsobjekte geeignet. In der Vergangenheit wäre das natürlich eine bombastische Anlage gewesen. Ob der Trend so weiter geht, lässt sich nicht sagen“, so Burtscher.
Dennoch würde er persönlich lieber im Magic-Karten als Kryptowährungen investieren und auch hier gilt: Je länger man eine Karte hält, desto mehr Aussicht auf Gewinn gebe es.
Karten kaufen
Kaufen lassen sich Magic-Karten sowohl in Fachgeschäften als auch von Privatpersonen im Internet. Im letzteren Fall besteht allerdings das Risiko an eine Fälschung zu gelangen, Fachgeschäfte prüfen die Karten penibel. Wer noch sicherer gehen möchte, kann auch zu einer „gegradeten“ Karte greifen. Das sind Karten, die von externen Instituten geprüft, bewertet und anschließend in Hartplastik verpackt werden. Damit lässt sich die Karten allerdings nicht mehr spielen.
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