100.000 Jobs hängen an Telekombranche, 58.000 fehlen
102.000 Beschäftigungsverhältnisse in Österreich gehen direkt oder indirekt auf die Telekom- und Rundfunk-Branche zurück, sagte der Ökonom Christian Helmenstein vom Wirtschaftsforschungsinstitut Economica, der im Auftrag des Fachverbands Telekom und Rundfunk in der Wirtschaftskammer erstmals umfassend volkswirtschaftliche Kennzahlen für die beiden Branchen erhob.
Zu den Jobs zählen etwa auch Arbeitsplätze in Zulieferbetrieben, wie Helmenstein am Dienstag bei der Präsentation der Zahlen erläuterte. Direkt werden immerhin 49.000 Leute von den rund 1.200 österreichischen Telekom- und Rundfunkunternehmen beschäftigt.
58.000 Arbeitskräfte fehlen bis 2030
Um das volle Potenzial der Branchen heben zu können, würden bis 2030 rund 58.000 Leute mit den richtigen Kompetenzen fehlen, sagte Helmenstein. Wenn etwa neue Geschäftsmodelle implentiert werden, gebe es weiteren Arbeitskräftebedarf, so der Ökonom.
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Personalsorgen gibt es derzeit auch beim Ausbau der Infrastruktur, etwa beim Verlegen von Glasfaserkabeln, sagte Fachverbandsobmann Gerhard Heidvogel. Vor allem im Tiefbau fehle es an Kapazitäten.
7,2 Milliarden Wertschöpfung
Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Rundfunk- und Telekombranche eine Wertschöpfung von 7,2 Milliarden Euro, über Vor- und Zulieferer kamen weitere vier Milliarden Euro dazu, was einem Anteil von 2,8 Prozent an der gesamten österreichischen Wertschöpfung entspricht. Der Großteil davon ist der Telekombranche zuzurechnen.
An Steuern wurden direkt 3 Milliarden Euro und indirekt 4,5 Milliarden Euro abgeführt. Der Staat habe durch die beiden Branchen mehr eingenommen als durch die Kapitalertrags- oder Mineralölsteuer, sagte Fachverbandsobmann Haidvogel: "Die Daten zeigen, wie wichtig sie geworden sind."
Inflationssorgen
Neben dem Fachkräftemangel plage die Branche auch die Inflationsentwicklung, sagte Fachverbandsgeschäftsführerin Helga Tieben. "Wie auch in anderen Branchen müssen die Unternehmen kämpfen." Das Preisniveau im Telekomsektor sei im internationalen Vergleich sehr gering, meinte Helmenstein. Die Telekombranche sei neben der Computerbranche der einzige Sektor, der über die vergangenen zehn bis 15 Jahre gerechnet negative Inflationsbeiträge geleistet habe.
Das Wachstum durch die Digitalisierung stehe erst am Anfang. Ob die Branche wegen des hohen Wettbewerbs und der niedrigen Preise davon auch in puncto Wertschöpfung profitieren könne, sei fraglich. Für die Konsumenten sei der Wettbewerb allerdings "wohlstandserhöhend".
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